Kunst kommt von WollenRike Stausberg und Peter Leidig wagen wieder eine Ausstellung
Engelskirchen – Kunst will gezeigt werden, sonst ist sie vielleicht gar keine. Insofern hat der Corona-Lockdown auch die Bildenden Künstler hart getroffen, nicht zuletzt wirtschaftlich. Nun macht sich die Szene vielerorts an den Neuanfang. Die beiden Gummersbacher Künstler Rike Stausberg und Peter Leidig laden heute von 16 bis 20 Uhr zur Eröffnung einer Ausstellung ihrer Reihe „projekt a+“ in die Engelskirchener Engelsvilla (Braunswerth 1) ein.
Die beiden sind dankbar, dass sie dort als Gäste des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes bis zum 18. September Bilder von sieben Künstlern zeigen dürfen, die eigentlich schon im März am Start waren. Im Vorfeld musste besonders für die Vernissage ein ausgeklügeltes Hygienekonzept entwickelt werden. Auf dem Flur herrscht Einbahnverkehr. Nur 14 Besucher dürfen gleichzeitig eingelassen werden. Darum setzen Stausberg und Leidig darauf, dass sich der Andrang über die vierstündige Eröffnungsveranstaltung entzerrt. Stausberg sagt: „Es ist ein Tastversuch.“
Der Satz „Mut tut gut“ auf einem Bild von Doris Kamlage wirkt da wie ein Motto. Die Künstlerin aus Alfter bei Bonn erzeugt Kontraste, in dem sie solche schlichten Stichworte in aufwendig handgeschöpfte Papiere prägt („Ich weiß“) und gleich daneben Plastikplastiken aus ultramarinblau gefärbten Putzmittelflaschen stellt.
Skizzen aus der Natur
Detlev Weigand aus Engelskirchen-Oberstaat kommt mit einem verwandten Ansatz zu ganz anderen Ergebnissen: Er arrangiert Zeitungsausrisse auf Spucktüten aus der Insolvenzmasse von Air Berlin zu punkigen Collagen, versieht sie dann mit dem ironischen Stempel „Fertig“ oder „Now it is a work of art“ und hängt sie in ein ordentliches weißes Rähmchen – um als Pointe am Ende hässliche schwarze Lackflecken draufzusprühen. Ebenfalls aus der Gegend ist die Neu-Osberghausenerin Anne von Hoyningen-Huene, die zarte Tuschezeichnungen mitbringt.
Jede Miniatur ist wie das Guckloch in eine eigene Welt. Ebenfalls klassisch-malerisch und doch doppelbödig sind die farbkräftigen, abstrakten Bilder von Sabine Helsper-Müller aus Siegen. Ihre auf Skizzen aus der Natur basierenden Ölbilder wirken wie Spiegelungen auf einer Wasserfläche. Jan Backhaus aus Attendorn beschreitet einen ähnlichen Weg mit Filmstills von Seifenblasen in Großaufnahme. Die Lokalmatadore Rike Stausberg und Peter Leidig sind mit Werken vertreten, die unverkennbar und doch wieder einen entscheidenden Schritt weiter gegangen sind.
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Allen Werken ist gemein, dass sie in handlichen Formaten demonstrieren, wie die Kunst einem Raum eine ganz neue Dimension verleihen kann, und sei es ein karger Behördenflur. Wer seine eigenen vier Wände nach dem Lockdown ästhetisch sanieren möchte, bekommt beim Eröffnungsgaleriemarkt günstige Gelegenheit.