LVR-Industriemuseum EngelskirchenDauerausstellung zum Thema Engels neu gestaltet
- Auf 100 Quadratmetern dreht sich alles um die Geschichte der Firma Ermen + Engels.
- Auch ein interaktives Fabrikmodell ist dort ausgestellt.
- Die Ausstellung läuft ab Sonntag, den 28. Juni 2020.
Engelskirchen – An diesem Sonntag öffnet in Engelskirchen das LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen + Engels nach der Corona-Pause wieder, allerdings mit angezogener Handbremse.
Zunächst ist ausschließlich die Dauerausstellung zu sehen, aber die hat sich gewandelt. Zusätzlich zum Kraftwerk, das sich nach wie vor über drei Etagen erstreckt, gibt es einen völlig neu gestalteten Ausstellungsraum.
Dort dreht sich auf knapp 100 Quadratmetern in recht kompakter Form alles um die Geschichte der Firma Ermen + Engels und um das spannungsgeladene Verhältnis zwischen dem Fabrikanten Friedrich Engels sen. und seinem Sohn, dem Kommunisten und Karl-Marx-Spezi Friedrich Engels jun.
Öffnungszeiten
Zumindest die Dauerausstellung im LVR-Industriemuseum Ermen + Engels (Engels-Platz 2) ist ab Sonntag (28. Juni) für je 20 Personen offen. An diesem Sonntag Eintritt frei, ab 30. Juni 2 Euro. Geöffnet vorerst dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr. Es gelten Maskenpflicht und die aktuellen Hygiene- und Schutzmaßnahmen. (sül)
Ins Auge fällt dort zunächst mitten im Raum ein interaktives Fabrikmodell. Kurze animierte Videos gewähren Einblicke in den Arbeitsalltag und die Abläufe der Baumwollspinnerei. Aber der Blick richtet sich auch auf die Vater-Sohn-Beziehung im Hause Engels. „Visionäre waren sie beide“, erklärt Sonja Nanko vom LVR-Industriemuseum, die betont, dass sowohl der Vater als Fabrikant als auch der Sohn als Revolutionär je „das Neue ihrer Zeit“ aufgegriffen hätten. So habe der Vater mit der Fabrikgründung im Jahre 1837 die Weichen dafür gestellt, dass die industrielle Revolution ihren Weg auch ins Aggertal fand.
Der Sohn, der sich nicht sehr häufig in Engelskirchen aufgehalten hat, analysierte die sozialen und wirtschaftlichen Umstände der neuen Zeit. Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textilindustrie prägten sein Denken und mündeten in seiner Überzeugung, dass eine Revolution Not tue, um einer neuen kommunistischen Gesellschaftsordnung zum Durchbruch zu verhelfen.
Ambivalenz bei Vater und Sohn
Inhaltlich will der neue Ausstellungsteil weder den Kommunismus noch die Industrialisierung erklären. Sie stellt Engels als bedeutende Figur der Weltgeschichte auch nicht auf einen Sockel, sondern nähert sich ihm mit wissenschaftlicher Distanz, gönnt sich aber auch Hinweise aus dem prallen Leben – dass zum Nachlass des Kommunisten umgerechnet 2,4 Millionen Euro und 1000 Flaschen Champagner und Wein gehörten.
Ambivalenz bescheinigen die Ausstellungsmacher – darunter seitens des LVR Laura Esser, Ninon Noack, Sonja Nanko und Dr. Sabine Schachtner sowie vom Büro expo2508 Claudia Moll und Caroline Kaiser – sowohl dem Vater als auch dem Sohn. Dem Vater, der als Pietist kein Problem damit hatte, die Not der bitterarmen Menschen auszunutzen. Und dem Sohn, der ab 1850 bei Ermen + Engels in Manchester einstieg, gar Teilhaber wurde, mit seinem Geld aber Karl Marx und andere Freunde unterstützte; der Geschäftspartner in einer repräsentativen Wohnung in Manchester empfing, während er eine Liebesbeziehung zur irischen Arbeiterin Mary Burns unterhielt.
Die Ausstellung richtet sich an die ganze Familie, aber auch an Schulklassen. Sie umfasst Dauerleihgaben, etwa von der Familie Engels, aber auch von Peter Ruland und dem Gemeindearchiv.