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„Vollkatastrophe“Kita-Leiterin aus Ründeroth gibt Kolleginnen eine Stimme

Lesezeit 3 Minuten

Maren Kremer leitet eine Kita in Ründeroth. Im Fachverband will sie ihren Kolleginnen eine Stimme geben.

Ründeroth – Maren Kremer war im vergangenen Jahr eigentlich noch fast eine Berufsanfängerin. Und hatte schon die Nase voll. Die 24-jährige Erzieherin liebt es, mit Kindern zu arbeiten, es ist ihr „Traumberuf“. „Aber in der Corona-Krise fühlte es sich oft überhaupt nicht mehr so an.“

Der zusätzlich Aufwand mit der Infektionshygiene, vor allem aber der Papierkram habe immer öfter dafür gesorgt, dass sie abends am Ende ihrer Kräfte war. Und so ging es nicht nur ihr selbst, sondern vielen Kolleginnen, sagt die Bielsteinerin. Kita-Erzieherinnen seien in ihren Einrichtungen nebenbei meist auch noch Hausmeister, Koch und Gärtner, seufzt Kremer. „Der Ärger war schon lange da. Der Corona-Stress war bei allen dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.“ So kam es im Oktober 2021 zur Gründung des Verbands für Kitafachkräfte NRW.

Unterschiede von Kita zu Kita groß

Maren Kremer ist von Anfang an dabei und übernahm gleich den Vorsitz des neuen Fachverbands. Es ist erst fünf Jahre her, das sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat, aber Kremer hat Ehrgeiz. Vor eineinhalb Jahren wurde ihr die Leitung einer Kita in Ründeroth übertragen. Es sei von Anfang an ihr Plan gewesen, solch eine Verantwortung zu übernehmen, sagt Kremer. Die überschaubare Einrichtung mit nur 20 Kindern traute sie sich trotz der kurzen Berufserfahrung zu.

Der Betreuungsschlüssel mit drei Fachkräften sei in Ordnung, zumal es noch zwei Azubis gibt. „In der Einrichtung, in der ich vorher war, war die Personalausstattung schlechter“, sagte Kremer. Und da sind wir auch schon beim Thema. Die Unterschiede seien groß von Kita zu Kita, nicht selten werde der vorgeschriebene Betreuungsschlüssel nicht mit Fachkräften, sondern mit Ausbildenden gewährleistet. „Und das kann ja nicht der richtige Weg sein“, meint Kremer.

Corona-Pandemie: Professionelles Team war wichtig

In der Pandemie habe sie es noch einmal besonders schätzen gelernt, dass sie sich auf ein professionelles Team verlassen konnte. Sie habe aber auch gesehen, dass die Kitas von der Gesellschaft nicht als Bildungsstätte ernst genommen werden. So habe es an Luftfiltern gefehlt, obwohl eine Distanz zwischen Kind und Erzieherin nicht möglich und eine Maskenpflicht sehr schwierig ist.

Der Fachverband will dafür kämpfen, dass die Kindertagesstätten nicht bloß als Verwahranstalten ausgestattet werden. „Multiprofessionelle Teams wäre großartig“, sagt Kremer. Sozialarbeiter und Elternberater könnten die Schnittstelle zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften darstellen. Doch um akademisch ausgebildete Leute zu bekommen, müssten die Stellen auch entsprechend besoldet werden, sagt Kremer.

Der Fachverband sieht sich nicht als Konkurrenz zur Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sondern als Ergänzung. „Wir arbeiten mit den Gewerkschaften zusammen“, versichert Maren Kremer. „Aber wir brauchen eine eigene politische Lobby, ein Stimme für die Erzieherinnen, die sich bisher nicht getraut haben oder die nicht die Kraft hatten.“ Das Corona-Krisenmanagement der Landesregierung hat die Stimmung nicht verbessert. „Was Familienminister Stamp da teilweise vom Stapel gelassen hat, war eine Vollkatastrophe.“

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Die Kolleginnen in Rheinland-Pfalz waren Vorreiter für den Fachverband in NRW. „Die sind ein Jahr früher gestartet und haben bereits ihren Fuß in der Tür.“In NRW gibt es bisher nur etwa 100 Mitglieder – bei mehr als 200 000 Beschäftigten, wie Maren Kremer schätzt. Ende des Jahres will sie 1000 Kolleginnen angeworben haben.

Kremer ist zuversichtlich, dass ihr Verband bald als Ansprechpartner ernst genommen wird. „Bisher hat Minister Stamp leider noch nicht auf unsere Einladung reagiert.“