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1962 proklamiertEngelskirchener feiert 60-jähriges Jubiläum als Karnevalsprinz

Lesezeit 4 Minuten

Hermann Meinerzhagen und dessen Ehefrau Karin waren vor 60 Jahren das Prinzenpaar in Engelskirchen.

Engelskirchen – Wenn sich Hermann Meinerzhagen an seine Auftritte an Karneval zurückerinnert, blüht der Senior aus Engelskirchen auf. An seine Gedichte und Witze, die er vor 60 Jahren vorgetragen hat, erinnert er sich noch heute, als wäre es gestern gewesen. Der ein oder andere Witz geht ihm auch heute noch leicht über die Lippen und bringt seine Zuhörer zum schmunzeln.

1962 als Karnevalsprinz auf der Bühne

So war es auch 1962, als Hermann Meinerzhagen auf der Karnevalsbühne der KG Närrische Oberberg stand. Allerdings nicht einfach so, sondern als waschechter Karnevalsprinz. Zu seinem 60-jährigen Prinzenjubiläum hat der Senior deshalb den Karnevalsorden der KG überreicht bekommen, den Judith Schwenk überreichte.

Aus Anlass seines 60-Jährigen überreichte Pressesprecherin Judith Schwenk den Sessionsorden an den ehemaligen Karnevalsprinzen Hermann Meinerzhagen.

Meinerzhagen ist heute fast 95 Jahre alt, hat in knapp drei Wochen Geburtstag, ist also fast noch ein Karnevalskind. Dass er damals zum Prinzen auserkoren worden war, ahnte er anfangs nicht. „Ich wusste nichts davon, bis eines abends das Telefon klingelte“, berichtet Meinerzhagen. „Hermann, kannst du mal zum Café Nusch kommen?“, habe es in dem Telefonat geheißen.

Auf einmal kingelte das Telefon

Im Café habe dann die ganze Abordnung des Karnevalsvereins gesessen, die Entscheidung war gefallen. Zu seiner Prinzessin machte Meinerzhagen seine Ehefrau Karin.

Meinerzhagen war Mitglied in vielen Vereinen, zeigte in vielen Bereiche großes Engagement. „Das war ich aber auch selber Schuld. Wir saßen oft zusammen und ich habe einmal gesagt: ,Mensch, wie sieht es eigentlich in Engelskirchen aus. Da hängen nirgendwo Blumen’“, erinnert sich der Senior und muss lachen. Prompt habe man ihm geantwortet, er solle doch mal etwas dagegen unternehmen. „Und so hatte ich schon wieder einen Posten im Verein“, berichtet Meinerzhagen und muss schmunzeln.

Gern gesehener Gast bei Feierlichkeiten

Im Karneval blühte er aber ganz besonders auf, stand zahlreiche Male auf der Bühne, auch in der Bütt, und bastelte teils aufwendige Bühnenbilder. An seinen Sketch, bei dem er auf einem selbst gebastelten Klavier spielte, das plötzlich auf der Bühne explodierte, erinnert sich Meinerzhagen ganz besonders gerne zurück. „Ich musste das auch in den folgenden Jahren immer wieder aufführen“, erzählt er.

Generell sei er ein gern gesehener Gast bei Feierlichkeiten gewesen, denn habe gerne Vorträge und Reden gehalten. Sein im Alter selbstgeschriebenes Gedicht „Einmal hier und überall“ wollte Meinerzhagen eigentlich in diesem Jahr zu seinem Prinzenjubiläum vortragen, doch wegen Corona wurden bekanntlich alle Veranstaltungen abgesagt (s. Text im Kasten).

Das Gedicht des Jubiläumsprinzen

Einmal hier und überall!

Die Zeit ist nun gekommen,

mein Alter zeigt sich täglich neu.

In Gedanken vorgenommen, was hast du all versäumt.

Steh ich morgens auf,

es schmerzen alle Glieder.

Mit Gestöhne und Geschnauf,

versuch ich auf und nieder,

den Körper in Bewegung bringen.

Erst das rechte Bein, dann das linke,

bis es wird gelingen,

die ersten Schritte nur mit Hinken.

Welche Qual beim Bücken,

Verschleiß ist angesagt.

Es sticht und zieht im Rücken,

und das ist öfter mal.

Auch der Spiegel sagt nichts neues,

ich taste meinen Körper ab.

Einmal rechts wie links verbeugen,

dann mal hier und überall.

Nach dem Frühstück wird es Zeit,

ob Regen oder Winde weh’n,

ob Sonne oder schneit,

ich muss spazieren geh’n.

Dabei treffe ich alte Männer,

die in kleinen Gruppen steh’n,

das „Dilemma“ genauso so kennen,

und klagen von ihren Wehn.

Mit den Händen sie dann zeigen,

an ihrem Körper ganz „verbal“,

keine Stelle sie dann meiden,

einmal hier und überall.

Aber kommt eine junge Frau vorbei,

lassen sie am liebsten ihren Stock verschwinden!

Ihre Augen strahlen Begehrlichkeit.

Wird es nochmal so gelingen,

sie im Arm zu halten auf dem Parkett,

im Walzerschritt zu wiegen,

ja das wäre schön und nett.

Einmal vor- und rückwärts biegen,

gleich im Saale fröhlich schallt:

Einmal hier und überall!

Eine Krankheit machte der Familie auch 1962 einen kleinen Strich durch die Rechnung, als einer der zwei Söhne von Hermann Meinerzhagen ausgerechnet an Karneval die Masern bekam. „Er sollte eigentlich beim Rosenmontagszug auf dem Prinzenwagen mitfahren. Wir hatten extra ein Kostüm für ihn geschneidert“, erinnert sich der 94-Jährige.

Aus dem Fenster den Zug angeschaut

Daraus wurde nichts. Während Hermann Meinerzhagen als Prinz, seine Frau Karin als Prinzessin durch die Menge fuhren und Kamelle schmissen, musste der Sohnemann aus dem Fester zuschauen.

Die Leidenschaft für den Karneval gab Hermann Meinerzhagen, der heute auch zwei Enkelinnen hat, auch an seine Söhne weiter. „Denen blieb aber auch gar nichts anderes übrig.“ Bis heute ist er jeck geblieben. Dass wegen der Pandemie zurzeit keine Veranstaltungen möglich sind, bedauert er sehr.

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Ein wenig Karnevalsstimmung bringt aber nun der aktuelle Sessionsorden der KG Närrische Oberberger in sein Wohnzimmer. Dort hat er gute Gesellschaft von zahlreichen weiteren Orden, die dem Senior in den vielen Jahren verliehen wurden.