An die Menschen heranzukommen, die auf die AfD vertrauen, ist auch die Aufgabe der Kommunalpolitiker, sagt Redaktionsleiter Arnd Gaudich.
Nach der Wahl in Oberberg„Dürftiger Erklärungsversuch nach so vielen Demos und Weckrufen“
In wenigen anderen Kreisen und kreisfreien Städten in Nordrhein-Westfalen hat die AfD noch mehr Stimmen bekommen als in Oberberg. Mit ihren 16,2 Prozent ist die AfD zweitstärkste Kraft im Kreis, ein Spitzenwert im Rheinland. Im benachbarten Rheinisch-Bergischen Kreis etwa liegt die Partei nur bei 9,9 Prozent und in Rhein-Sieg bei 11,7 Prozent. Noch mehr Stimmen als in Oberberg fuhr die AfD in direkter Nachbarschaft nur im Märkischen Kreis ein (17 Prozent) sowie weiter nördlich in mehreren Ruhrpott-Städten. Dort ist Gelsenkirchen AfD-Hochburg mit 21,7 Prozent.
Dürftiger Erklärungsversuch nach so vielen Demos und Weckrufen
Und das alles trotz Ermittlungen des Verfassungsschutzes, trotz der Verstrickung in das Rechtsradikalen-Treffen in Potsdam und trotz unzähliger Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und vielerorts explizit gegen die AfD – gerade auch in Oberberg. Die Vertreter der staatstragenden Parteien in Oberberg reagieren geschockt und fragen sich: Wie kann das sein?
Mancherorts holen Vertreter der etablierten Parteien Altbekanntes aus der Schublade: Man habe es nicht geschafft, seine Getreuen an die Wahlurne zu bekommen. Ein dürftiger Erklärungsversuch nach so vielen Demos, so vielen Weckrufen.
Nicht nur in den sozialen Brennpunkten gibt es viele Menschen, die bei der Verbesserung ihrer Lebenssituation offenbar der AfD vertrauen – oder sich gar ein ganz anderes Deutschland wünschen. An sie heranzukommen, ist nicht nur Aufgabe der Bundespolitik, sondern gerade auch der Kommunalpolitiker hier vor Ort. Die Hoffnung, dass ein paar tausend aufrechte Demokraten die AfD-Sympathisanten mit Demonstrationen eines Besseren belehren können, hat sich am Sonntagabend zerschlagen.