Insolvenzantrag zum Jubiläum
SIEGBURG. Erst im Mai hatte das Siegburger Autohaus Jakob Odenthal, Ford-Haupthändler, mit den Kunden sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Doch war die Stimmung in der Belegschaft schon gedrückt, denn zwei Tage zuvor hatte das Finanzamt die Geschäftsführerin Waltraud Stöhr-Odenthal, Tochter des Unternehmensgründers, mit einem Insolvenzantrag aufgrund der Steuerschulden überrascht. Das Insolvenzverfahren wurde jetzt eröffnet. Stöhr-Odenthal sarkastisch: Ein schönes Jubiläumsgeschenk.
Nicht nur die schwache Konjunktur, so die Geschäftsführerin, sei Ursache für die Talfahrt des Siegburger Traditionsbetriebes. Gleichwohl ist Stöhr-Odenthal optimistisch, das Ruder herumreißen zu können, zumal den Verbindlichkeiten ein umfangreicher Immobilienbesitz gegenüber stehe: Haus und Grund an der Siegburger Luisenstraße und an der Belgischen Allee im Gewerbegebiet von Troisdorf-Spich sind Firmeneigentum.
Mit Hilfe des Insolvenzverwalters, des Bonner Rechtsanwaltes Dr. Christian Frystatzki, wurde inzwischen eine Auffanggesellschaft gegründet, die Odenthal-Automobil GmbH, für die wiederum Waltraud Stöhr-Odenthal die Geschäftsführung übernommen hat. Jetzt müsse die GmbH mit Leben gefüllt werden, sollte heißen mit Kapital. Derzeit werde mit den Banken verhandelt; mit ihren Lieferanten, so die Geschäftsfrau, sei sie im Reinen. So laufe in den beiden Betrieben mit insgesamt 35 Beschäftigten denn auch alles ganz normal, versichert die Unternehmerin, könne sie wie üblich auf Rechnung einkaufen, schaue der Bonner Insolvenzverwalter nur regelmäßig nach dem Rechten.
Auch die Kunden brauchten sich keine Sorgen zu machen, versicherte die Firmenchefin. Auf Verkauf und Service habe das Insolvenzverfahren keinerlei Auswirkungen, und nach wie vor stünden 100 Neu- und 120 Gebrauchtwagen bereit. (gw)