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Trotz schlechter NotenGemeindeprüfungsanstalt sieht Reichshof auf gutem Weg

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Bei allen wohlmeinenden Bewertungen der GPA: Mit dem schlechten Zustand ihrer Straßen wird die Gemeinde Reichshof schon bald ein riesiges Investitionsproblem haben.

Denklingen – Schön ist’s für eine Gemeinde, wenn ihr von höherer Stelle attestiert wird, was sie alles richtig macht; weniger schön, wenn der Finger auf die Wunden gelegt wird, von denen man eh weiß, dass man sie hat. Erst recht, wenn sie nur sehr schwer zu heilen scheinen.

Dem Reichshof-Rat ging es am Montagabend nicht anders, als Vertreter der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) ihm in gut anderthalb Stunden vortrugen, was ihnen bei der Durchsicht der Gemeindefinanzen alles aufgefallen war. Kurz zusammengefasst: Bei Offenen Ganztagsschulen, Spielplätzen und Sportanlagen gibt es aus finanzieller Sicht kaum etwas zu beanstanden. Richtig übel ist es aber um das Reichshofer Straßennetz bestellt. Diese seien in spätestens sechs Jahren von heute allesamt abgeschrieben und finanztechnisch damit wertlos. Die Gemeinde müsse dringend ein Zustandskataster erstellen und nicht mehr nur flicken, sondern grundlegende Instandsetzungen angehen.

Reichshof sei auf dem richtigen Weg

Und die Finanzlage insgesamt ist auch nicht allzu rosig: Inzwischen hat die Gemeinde weniger Eigenkapital, aber höhere Schulden als 75 Prozent der Vergleichskommunen im Lande.

Mit eigenen Anstrengungen, guter Konjunktur und einer Portion Glück konnte der Schuldenabbau immerhin begonnen werden: Reichshof sei auf dem richtigen Weg, meinte GPA-Vizepräsidentin Simone Kaspar. Und das trotz widriger Voraussetzungen.

Die Gemeinde ist mit 115 Quadratkilometern Fläche und 106 Ortschaften sehr zersiedelt, was ihr jährlich allein zwei Millionen Euro an Schülerfahrtkosten abverlangt. Mittendrin im Gemeindegebiet liegt die Wiehltalsperre, Straßen und Kanäle müssen um sie herum länger (und teurer) gebaut werden.

Beinahe die Top-Note gab es für die Offenen Ganztagsschulen. Mit 217 Euro Zuschuss je betreutem Kind liegt Reichshof NRW-weit nur zehn Euro hinter dem Spitzenplatz, trotzdem gebe es noch Luft bei den Elterngebühren, etwa für die Ferienbetreuung.

„Sparsames“, aber angemessenes Angebot

Auch bei den Schulsekretärinnen hatten die GPA-Prüfer wenig zu kritisieren. 0,7 Stellen könnten hier allerdings noch eingespart werden – ein Vorschlag, von dem der Rat mit Blick auf die vielfältigen Aufgabe der Sekretariate aber nichts hält.

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Mit 0,37 Quadratmetern je Reichshofer Einwohner macht die Gemeinde ihren Bürgern ein „sparsames“, aber der Nachfrage angemessenes Angebot, finden die Prüfer. Merkwürdig, kam es aus dem Ausschuss zurück, wo man doch wegen der großen Nachfrage der Vereine nach mehr Hallenstunden gerade eine Doppelsporthalle plane.

Vier Sportplätze für derzeit 33 Mannschaften seien in Ordnung, dass die Gemeinde jährlich lediglich 54 Cent je Quadratmeter dafür ausgeben müsse, habe sie vor allem dem Bürgerengagement der Vereine bei der Unterhaltung der Sportanlagen zu verdanken. Gleiches gelte für die Spiel- und Bolzplätze in der Obhut der Dorfgemeinschaften.

Während Bürgermeister Rüdiger Gennies und einige Fraktionssprecher der GPA für ihre Hinweise dankten, nannte Reinhard Krumm (FWO) sie lediglich Vorschläge, die Bürger noch weiter zu schröpfen. „Und dass unsere Straßen im Eimer sind, wissen wir besser als Sie.“