Bei den Länderspielen in Wiehl konnte Jano Bussmann viel Spielpraxis sammeln – und ist nun für Deutschland bei der WM nominiert.
Para-Eishockey16-Jähriger aus Bergneustadt steht im WM-Kader für Kanada
Der Spieler mit der Nummer 14 auf dem schwarz-rot-goldenen Trikot stößt sich kräftig mit seinen Schlägern ab, nimmt Fahrt auf, den Norweger hinter dem gegnerischen Tor ins Visier – und drängt den Kontrahenten krachend an die Bande. Doch Zeit zum Verschnaufen bleibt Jano Bussmann nicht, der Puck ist schon wieder unterwegs in Richtung eigenes Drittel. „In der Nationalmannschaft zu spielen ist viel anstrengender als in der Liga“, sagt der gerade 16 Jahre alt gewordene Bergneustädter nach der 0:3-Niederlage gegen die Skandinavier am Freitagabend in der Wiehler Eissporthalle. „Aber ich merke, dass ich langsam reinkomme. Mein erstes Länderspiel sah noch ganz anders aus, jetzt traue ich mich mehr.“
Bussmann ist der jüngste Spieler in der deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft, sein Debüt feierte er erst vor einigen Wochen noch als 15-Jähriger bei einem Turnier in Schweden. Das erste von drei Kräftemessen mit den Norwegern vor 250 Zuschauern in Wiehl – darunter Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes – ist sein viertes Länderspiel.
„Die Mannschaft hat die Vorgaben nicht umgesetzt, aber Jano hat einen guten Job gemacht“, lobt Bundestrainer Andreas Pokorny den Schüler des Wüllenweber-Gymnasiums, der im Para-Eishockey-Team der Wiehl Penguins spielt. „Natürlich muss er sich körperlich entwickeln, aber er wird noch besser werden.“
Bergneustädter gilt als „Juwel“ des deutschen Teams
Schon jetzt ist Bussmann aber so gut, dass Pokorny das „Juwel“ in den 13 Mann starken Kader für die Weltmeisterschaft im kanadischen Moose Jaw (ab 28. Mai) berufen hat. Auch wenn der ehemalige Verteidiger der Kölner Haie dort wohl in erster Linie auf seine Stammformation um die Wiehler Lucas Sklorz und Ingo Kuhli-Lauenstein setzen wird, soll Bussmann „die Erfahrung mitnehmen“.
Der Spaß, mit dem er bei der Sache ist, sieht man dem Youngster in jeder Situation an. Wenn die Nationalmannschaft aus der Kabine kommt, fährt Bussmann die größten Aufwärm-Schleifen, geschickt kurvt er mit seinem Schlitten übers Eis.
Auch wenn er von der Wechselzone aus zuschauen muss, wie beim 2:2 im zweiten Norwegen-Duell am Samstag vor 400 Zuschauern und beim 6:4-Erfolg im dritten am Sonntag, huscht immer wieder ein Lächeln über sein Gesicht. Genau wie bei Bussmanns „superstolzem“ Vater Klaus, der mit mehreren Familienmitgliedern und Freunden zur Unterstützung in die Halle gekommen ist.
„Jano hat am Freitag in den ersten beiden Dritteln viel Spielzeit bekommen, das finde ich toll.“ Er habe „jetzt schon so viel gespielt wie in Schweden“, ergänzt der Sohn.
Bussmann leidet an Spina bifida, auch Offener Rücken genannt: „Ich habe keine Muskeln in den Unterschenkeln, kann meine Füße und Unterbeine nicht spüren und bewegen. Aber ich komme gut damit klar“, berichtet er. Mit dem Sport kam der Zehntklässler, der das Abitur anpeilt, trotzdem schon in früher Kindheit in Berührung: Ex-Nationalspieler Marc Müller, ebenfalls ein Bergneustädter, zeigte ihm ein paar Videos, am Wochenende darauf saß er erstmals im Schlitten. Die Leidenschaft war geweckt.
Nach Schulschluss am Wüllenweber-Gymnasiums geht es zum Training
Einige Jahre, zahlreiche Trainingslager sowie unzählige Wochenenden im Schlitten später hat er es geschafft: „Endlich bin ich in der ,Natze'“, sagt Bussmann, was er auch auf seinem Instagram-Profil dokumentiert. Der Rat des Vaters ist nun nicht mehr so gefragt wie früher: „Jetzt spielt er im Nationalteam, da darf ich als Papa nicht mehr so viel sagen“, meint Bussmann senior und grinst.
Mit den Norwegern, die im Gegensatz zu den Deutschen unter Profibedingungen trainieren, gibt es ein Wiedersehen in Kanada – beide Teams treten bei der WM in derselben Vorrundengruppe an und kämpfen gegen den Abstieg. „Die Norweger sind eine richtig gute Mannschaft“, sagt Jano Bussmann. „Sie und wir wollen in der A-Gruppe bleiben, da geht jeder hart drauf.“ Bussmann macht da keine Ausnahme – auch wenn er erst 16 ist.