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HackenbergHeizung im Bergneustädter Hochhaus schon wieder defekt

Lesezeit 3 Minuten
Schwarze Schimmelflecken an der Wand.

In diesem Kinderzimmer an der Danziger Straße sollen nach Angaben der Mieterinitiative zwei Jungen schlafen. Das defekte Leitungsnetz zerstöre nach und nach die gesamte Bausubstanz, klagen die Bewohner.

Wasser, das durch Wände läuft, und große Schimmelflecken - schon wieder gibt es Ärger um die Hochhäuser auf dem Hackenberg.

Aus den Hochhäusern an der Nordhelle, der Danziger und der Königsberger Straße kommen erneut massive Klagen über die Zustände der Mietwohnungen. Marode Wasser- und Abwasserleitungen in den rund 50 Jahre alten Gebäuden bereiteten aktuell die größten Probleme, berichten die Bergneustädter Bewohner, von denen nicht wenige einen eisigkalten Winter in ihren vier Wänden fürchten.

Wird oben geduscht, wird es in der Wohnung darunter nass

Die Schäden am Leitungsnetz wirkten gleich mehrfach gravierend, berichtet Sabine Secer, Sprecherin der im Mai gegründeten Mieterinitiative auf dem Hackenberg. Es komme kein warmes Wasser nach oben und das Wasser, das einmal oben ist – etwa für die Toilettenspülung – gelange oft nicht über die vorgesehenen Kanäle nach unten, sondern laufe durch die Wände in die darunter liegende Einheit. Die Folge: Wird oben geduscht, „werden dem Nachbarn unten die Zimmer geflutet“. Und nach dem Wasser komme der Schimmel. Stand dieser Woche hält Secer mindestens 30 Wohnungen für nicht bewohnbar. „Diese Menschen, darunter Krebspatienten und frisch Operierte, leben unter erbärmlichsten Bedingungen“, klagt die Hackenbergerin.

Spätestens seit der Zwangsräumung der Danziger Straße 10a im Juni haben die Bewohner sämtliche Missstände sorgfältig dokumentiert. Ein Auszug: Acht Monate lang boten die kleineren Häuser in der Nordhelle kein warmes Wasser. Kürzlich rückten Techniker an, das Ergebnis der Reparatur hielt allerdings nur vier Tage, seither waschen sich die Menschen dort wieder kalt.

Sabine Secer, Sprecherin der im Mai gegründeten Mieterinitiative.

Sabine Secer, Sprecherin der im Mai gegründeten Mieterinitiative, klagt: "Diese Menschen, darunter Krebspatienten und frisch Operierte, leben unter erbärmlichsten Bedingungen."

In der Danziger Straße gammeln die Wände des Kinderzimmers einer türkischen Familie, zwei Jungs sollen dort nur Zentimeter vom schwarzen Schimmel entfernt schlafen. „Einige Häuser weiter warten die Nachbarn seit mehr als einem Monat auf den dringend benötigten Einsatz des Kammerjägers, dort gibt es eine Invasion von Kakerlaken“, berichtet Secer. Die Mängelliste füllt inzwischen ganze Ordner.

Im Bergneustädter Rathaus sind die Umstände auf dem Hackenberg inzwischen wieder tägliches Gesprächsthema, wie Bürgermeister Matthias Thul jüngst im Stadtrat auf eine Anfrage der SPD-Fraktion erklärte. „Ja, wir haben schon wieder Ausfälle der Heizung und ja, wir haben auch schon wieder Heizlüfter verteilt“, so Thul. Julia Schalles, Thuls neue Vertreterin an der Stadtspitze, berichtete im Gespräch mit dieser Zeitung, dass die Hausverwaltung für den gestrigen Freitag den Einsatz eines Wärmemobils angekündigt habe, um zumindest die besonders betroffenen Wohnungen wieder auf Temperatur zu bringen.

Die Kommunikation sei ein Katz-und-Maus-Spiel

Zwar sei ein sechsstelliger Betrag in den Brandschutz investiert worden, die Kommunikation mit der Hausverwaltung bezeichnete Thul im Rat aber als Katz-und-Maus-Spiel. „Wir telefonieren stets hinterher.“ Regelmäßig bewege sich erst nach einer vonseiten der Stadt angedrohten Instandsetzung auf Kosten der Eigentümer etwas, und auch das nur kurz vor Ablauf der von der Verwaltung gesetzten Frist.

Mitte dieser Woche traf sich zudem die oberbergische Kreisspitze von Bündnis 90/Die Grünen um Marie Brück und Bernadette Reinery-Hausmann mit der Mieterinitiative. Die Politikerinnen sprachen anschließend von einer „Schande“ und kündigten Maßnahmen an, auch auf Landes- und Bundesebene. Reinery-Hausmann, die dem Sozialausschuss des oberbergischen Kreistags vorsitzt, räumte allerdings ein, dass die Mittel des Kreises arg begrenzt seien. Aber: „Die Menschen sollen wissen, dass es solche Zustände direkt vor der Haustür gibt.“

Auch Matthias Thul kündigte an, dass die Stadt weiter Druck aufbauen wolle, um eine Sanierung zu erreichen. Ein Verdacht, den die Verwaltung hegt: In – je nach Haus – zwei bis vier Jahren läuft die Mietpreisbindung der mit einst mit öffentlichem Geld geförderten Bauten aus. Der Vermieter könnte es darauf anlegen, die aktuellen Bewohner allmählich loszuwerden, um im Anschluss leere Gebäude von Grund auf zu sanieren – und dann hochpreisige Wohnungen anzubieten, mit schönster Aussicht auf die Aggertalsperre. Die zuständige Hausverwaltung ließ eine Anfrage bisher unbeantwortet.