Das Haus an der Danziger Straße gilt als derart unsicher, dass die 28 Bewohner nun von den Behörden evakuiert wurden.
BrandschutzmängelFamilien müssen Hochhaus in Bergneustadt-Hackenberg verlassen
Nun musste es ganz schnell gehen. Der Brandschutz erforderte nach Auffassung der Behörden unverzügliches Handeln: Der Oberbergische Kreis hat am Mittwochabend mit der Evakuierung eines Hauses an der Danziger Straße in Bergneustadt-Hackenberg begonnen. Fünf Bewohner wurden am Abend von der Stadt anderweitig untergebracht.
Am Donnerstagvormittag wurden die verbliebenen Familien mit insgesamt 23 Bewohnern aus dem mehrgeschossigen Bau geholt. Mitarbeiter des Kreises brachten in jedem Stockwerk amtliche Siegel an den Wohnungstüren an. Sachverständige für Brandschutz überprüften die Maßnahmen. Die Aktion wurde von Polizei, städtischer Feuerwehr sowie eines Sprachmittlers und eines Sozialarbeiters begleitet, verlief aber ohne Zwischenfälle.
In einem Haus in der Straße „Zur Nordhelle“ durften noch einige Bewohner vorerst bleiben, weil eine Brandwache installiert wurde. Alle Immobilien gehören zu dem Hackenberger Bestand, der wegen der Vernachlässigung durch den Eigentümer seit langer Zeit im Fokus der Behörden steht. Sie gehören zum Großteil dem kanadischen Immobilienfonds Brookfield, wurden früher von dem Wohnungsverwaltungsunternehmen Belvona und heute vom MVGM-Konzern betreut. Erst kürzlich wurden die Häuser bei einer landesweiten Kontrollaktion gegen Mietmissstände auf Initiative des NRW-Bauministeriums untersucht.
Insgesamt seien in den drei Gebäuden 175 Menschen von den Maßnahmen betroffen. An der Danziger Straße wohnten zuletzt 28 Menschen, darunter viele Kinder, viele mit griechischen, türkischen oder bulgarischen Wurzeln. Die Stadt bringt sie in Unterkünften unter, die für ukrainische Flüchtlinge bereitgehalten werden. „Zwei Familien kommen innerhalb der Verwandtschaft unter“, sagte Claudia Adolfs vom Bergneustädter Ordnungsamt.
Stadt bringt Bewohner in Unterkünften für Flüchtlinge unter
Bürgermeister Matthias Thul ergänzte, dass für die Menschen nun nach langfristigen Wohnmöglichkeiten gesucht werden soll. Kreisdirektor Klaus Grootens erklärte: „Die Betroffenen waren schockiert über unsere Nachricht, dass sie ihre Wohnungen nun verlassen müssen. Die Kollegen der Stadt Bergneustadt sowie des Kreises sind von Tür zu Tür gegangen, um Ihnen die Nachricht zu übermitteln und das bitte zu akzeptieren.“
Am Mittwoch wurden zunächst die oberen drei Etagen geräumt, von der Stadt abgesperrt und versiegelt. Am Donnerstag mussten dann die Familien in den unteren Etagen ihr Hab und Gut zusammenraffen, was nicht ohne Tränen ablief. Osman Arslan wohnt ganz in der Nähe in einem MVGM-Haus und half seiner Tochter, die mit vier kleinen Kindern evakuiert wurde. Die junge Familie sei geschockt. „Die Mitteilung kam ja von heute auf morgen“, sagt Arslan. Die Missstände im Haus seien dagegen eine unendliche Geschichte: „Der Aufzug funktioniert nicht, oft gibt es kein heißes Wasser und keine Heizung, dafür aber Schimmel.“
Bürgermeister Thul sieht auch einen positiven Aspekt an der Eskalation auf dem Hackenberg: „Die Eigentümergesellschaft hat angekündigt, die Häuser nun endlich zu sanieren.“