Das späte Geständnis einer jugendlichen Missetat überraschte die Besucher des Mundartabends im Heimatmuseum Bergneustadt.
Aufgeklärte MissetatBeim Bergneustädter Mundartabend fand sich ein Verantwortlicher für verstummte Glocken
Das späte Geständnis einer jugendlichen Missetat, die nie aufgeklärt wurde, überraschte die rund 30 Bergneustädterinnen und Bergneustädter, die sich im Heimatmuseum zu einem „Oovend op Niijestätter Platt“ versammelt hatten.
Da erzählten Gerda Rippel und Horst Kowalski, die sonst zum Stadtgeburtstag am Losemundbrunnen viele Jahre lang in schönster Mundart die schmutzige Wäsche der Stadt gewaschen haben, von einem üblen Streich, den „nichtsnutzige Boierte uurtjeheckt“ hatten, um den damaligen Küster Immickers-Karl zu ärgern, der die evangelische Kirche in der Altstadt damals wie seine gute Stube pflegte.
Sie waren in der Nacht zum 1. Mai heimlich in den Glockenturm geklettert und hatten „Säcke um die Schwengel jebungen“, so dass das Morgenläuten kläglich wie „en Stückelchen Iisen “ schepperte. Da sprang der 86-jährige Karl-Hermann Menn auf: „Eck woar dobie!“ – und verriet damit ein viele Jahrzehnte lang gehütetes Geheimnis einschließlich der Namen der anderen Beteiligten und wie sie es geschafft hatten, auf den „Balken“, also den Dachboden der Kirche zu gelangen, wo sie Tische aufeinander stapelten, die nicht alle die Kletterpartie der damaligen Jungs heil überstanden.
Allerhand Anekdoten über Bergneustädter Originale
Es war ein vergnüglicher Abend mit allerhand Anekdoten über Originale, von denen es laut einiger Besucher früher „haufenweise“ in Bergneustadt gegeben haben muss und an die sich die Älteren noch lebhaft erinnerten. Beim Vortrag der Gedichte von Wilhelm von der Linde über die „ahle schöne Stadt“ machte sich auch eine Portion Wehmut breit, bis ein Besucher das Bild von der schönen alten Zeit mit seinem Zwischenruf etwas korrigierte: „Ne schöne Tied – aber mit Lebertran! Das war grausam!“
Und schon hatte die Gesellschaft wieder ein neues Thema. Es stimmte nachdenklich, als von den erbitterten Fehden zwischen evangelischen und katholischen Schulkindern die Rede war. Oder wenn Gerda Rippel darauf hin wies, dass den Kindern damals das Platt in der Schule verboten war. Dann wieder trugen Rippel und Kowalski amüsante kleine Geschichten vor, vom mühsam gewordenen Huusputz bis zu Erinnerungen an das alte Nyestadt.
Als an der Kölner Straße neu gebaut werden sollte, habe eine Frau zur anderen gesagt: „Ich hab gehört, hier soll ein Eroscenter eröffnet werden.“ „Is mr ejal“, habe die andere erwidert „ich jeh weiter nom Bieker!“ – das ehemalige „Deutsche Kaufhaus“ wurde bald darauf abgerissen. Dann waren wieder Besucher mit spontanen Einfällen am Zuge, gespickt mit Redewendungen, die heute fast in Vergessenheit geraten sind. Fast hatte es den Anschein, als wollte die muntere Runde noch bis tief in die Nacht weiter „kallen“.