Oberberg – Dirk Feuerstein ist ein Freund klarer Worte: „Geimpft wird, bis keiner mehr in der Schlange steht.“
Und diese Schlange wandt sich in Waldbröl am frühen Sonntagmorgen fast einmal um die evangelische Kirche herum, junge und alte Menschen, die geduldig anstanden, um ihre Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung zu empfangen.
Aktionen in Oberberg schrauben Impfquote nach oben
Insgesamt wurde am Wochenende die oberbergische Impfquote noch einmal drastisch in die Höhe geschraubt, so wurde in Bergneustadt bereits am Samstag die gesamte Feuerwehr geboostert, auf dem Bernberg, einem Corona-Hotspot, waren sogar Lautsprecherwagen unterwegs, um die Menschen zum Impfen zu bewegen, in Waldbröl hatten die Hausärzte als Verantwortliche zur Impfaktion aufgerufen, unterstützt von einem ganzen Heer aus freiwilligen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern von Maltesern, Freiwilligen der Kirche und verstärkt durch Ordnungsamt, Bauhof und Technischem Hilfswerk.
THW und Malteser hatten gerade ihre beheizten Zelte auf dem Kirchplatz errichtet, als sich schon am frühen Sonntagmorgen die Ersten anstellten, dabei ging es erst um 11 Uhr los. Doch so ewig lange anstehen musste in Waldbröl niemand, denn hier waren es gleich fünf Hausarztpraxen und deren Teams, die für einen reibungslosen Ablauf sorgten. Behinderte Menschen, wie etwa Rollstuhlfahrer, wurden vorgezogen, und für alle, die mochten, gab es hinterher Glühwein oder Punsch vom benachbarten Römerkeller und Fettgebäck von der Bäckerei Marenbach.
1000 Impfdosen von Biontech und Moderna in Waldbröl
„Die Zusammenarbeit hier ist einfach toll“, freute sich Feuerstein, er und seine Ärztekollegen seien von der Stadt und allen Beteiligten „wunderbar unterstützt“ worden.
Zur Verfügung standen in Waldbröl zunächst 1000 mRNA-Impfdosen von Biontech und Moderna, wobei das Biontech-Vakzin an die unter 30-Jährigen und das drei mal stärkere Moderna an die Älteren verimpft wurde. Laut Feuerstein waren es in Waldbröl rund zehn Prozent, die sich zur Erstimpfung entschlossen hatten, die meisten kamen zum Boostern.
Hierbei gab es jedoch schon einen Unterschied zu der Impfaktion der Freiwilligen Feuerwehr in Bergneustadt: Während für die Hausärzte in Waldbröl ein Zeitraum von fünf Monaten zur Zweitimpfung relevant ist, wurde in Bergneustadt streng nach dem Sechs-Monats-Abstand, wie ihn immer noch die Stiko empfiehlt, geboostert.
In Bergneustadt 180 Feuerwehrkräfte dreifach geimpft
„Wir haben gegenüber unseren Kameradinnen und Kameraden eine besondere Fürsorgepflicht“, erklärt der Leiter der Feuerwehr, Michael Stricker, die Gemeinschaftsaktion im Gerätehaus-Dörspetal. Schon Anfang Juni waren dort alle Aktiven vom Team der Hausarztpraxis Dr. Heinrich Gleitz geimpft worden, dessen Ehefrau Birgit Gleitz auch jetzt wieder für einen reibungslosen und entspannten Ablauf sorgte, was Michael Stricker und Bürgermeister Matthias Thul mit einem Frühstückskorb honorierten.
In Bergneustadt ist damit jeder der rund 180 Kräfte der Feuerwehr dreimal geimpft, diesmal wieder ausschließlich mit Comirnaty, dem Biontech-Vakzin, wie Birgit Gleitz erklärte.
Dabei können sich alle glücklich schätzen, überhaupt Impfstoff bekommen zu haben, denn nach Auskunft von Dr. Ralph Krolewski, dem Vorsitzenden des Oberbergischen Hausärzteverbandes, gibt es über Großhandel und Apotheken so gut wie nichts.
Mobile Impfteams auch in Wiehl und Bernberg
Niemand wisse, ob in der nächsten Woche der bestellte Impfstoff zur Verfügung stehe, „im Bundesgesundheitsministerium wissen sie nicht einmal was und wo in welchen Lagern ist.“ Mit Minister Spahn, der noch im Herbst insgesamt fast 10 Millionen Dosen Biontech an Drittländer verschenkt habe, müsse sich wohl ein Untersuchungsausschuss befassen.
Derweil gab es am Sonntag auch in Wiehl genügend Impfstoff, wo die Stadt und das Mobile Impfteam des Oberbergischen Kreises zur Erst-, Zweit- und Boosterimpfung in den Ratssaal geladen hatte. Bürgermeister Ulrich Stücker konnte sich dabei auf ein großes Heer Ehrenamtlicher verlassen, die zum Schluss sogar jeden Geimpften noch mit einem Nikolaus beschenkten.
In Bernberg, einem der sogenannten Corona-Hotspots, hatte das mobile Impfteam des Kreises am Samstag rund 600 Dosen verabreichen können. Mit Lautsprecherdurchsagen war dort auf das Angebot aufmerksam gemacht worden.