Die Ausstellung "Verbrannte Orte" in Hückeswagen erinnert an die Bücherverbrennungen des Jahres 1933. Sie ist zugleich Auftakt einer kreisweiten Aktionsreihe.
90 Jahre danachAls in Deutschland die Bücher brannten
90 Jahre ist es her, da wurden in Deutschland Scheiterhaufen errichtet, um Bücher zu verbrennen. SA-Horden stürmten missliebige Zeitungsredaktionen und schlugen alles kurz und klein. Und das geschah nicht nur in Berlin und einigen Universitätsstädten, sondern in ganz Deutschland.
Der Verein „Verbrannte Orte“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung daran wach zu halten. „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“, hatte Heinrich Heine bereits 1823 geschrieben. Am Freitag wurde in der Stadtbibliothek Hückeswagen die Ausstellung „Verbrannte Orte“ eröffnet.
Großes Interesse an der Ausstellung in Hückeswagen
Und das Interesse war sehr groß, rund 60 Besucherinnen und Besucher waren gekommen, um sich zu informieren und auszutauschen. Nadine Lindörfer, Koordinatorin des „Netzwerk gegen Rechts im Oberbergischen Kreis“, hat die Ausstellung nach Oberberg geholt. In Hückeswagen fand sie den richtigen Partner. Denn auch Michaela Schmitz, der Leiterin der Stadtbibliothek, ist das Projekt ganz wichtig. „Bibliotheken stehen für geistige Vielfalt“, deshalb sei dies der richtige Ort für eine Ausstellung über die NS-Bücherverbrennungen, betonte sie.
In einem sehr persönlichen Vortrag erzählte die Hückeswagenerin aus ihrer Kindheit und Jugend, in der das Thema NS-Geschichte ausgeblendet worden sei. Nadine Lindörfer dankte allen Unterstützern. Sie schlug in ihrer Ansprache einen Bogen zur Gegenwart, zur aktuellen Diskussion über den Umgang mit Geflüchteten. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es Menschen sind, die auf der Flucht sind und Hilfe brauchen“, mahnte sie eindringlich.
Auch Hückeswagens Bürgermeister Dietmar Persian, Schirmherr der Ausstellung, warb für eine offene und tolerante Gesellschaft. „Antisemitismus ist wieder Realität in Deutschland, darüber bin ich zutiefst erschrocken.“ Jeder Einzelne sei gefordert, sich zu positionieren.
Als Kurator berichtete Jan Schenck über die drei Phasen der NS-Bücherverbrennungen und über die Entstehung von „Verbrannte Orte“. Herzstück ist ein Online-Atlas, der alle bekannten Orte dokumentiert, an denen in Deutschland 1933 Bücher auf dem Scheiterhaufen landeten. Viele dieser Plätze waren lange vergessen, nur an wenigen Stellen kann man sich vor Ort darüber informieren.
Der Atlas wird laufend erweitert. „Wir sind vor zehn Jahren mit 90 Orten gestartet, mittlerweile haben wir 165 erfasst“, so Schenck. Die Ausstellung „Verbrannte Orte“ existiert in sieben Exemplaren, sie wurde bis jetzt in 30 deutschen Städten gezeigt. Zuletzt auch im Rahmen der Frankfurter Buchmesse.
Die Ausstellung „Verbrannte Orte“ ist zu sehen in der Stadtbibliothek Hückeswagen, Friedrichstraße 18, zu den regulären Öffnungszeiten. Sie endet am Mittwoch, 29. November, 18 Uhr, mit einer Finissage. Parallel dazu gibt es ein vielseitiges Begleitprogramm, organisiert vom „Netzwerk gegen Rechts im Oberbergischen Kreis“. Hier eine Auswahl: Am Mittwoch, 8. November, 17.45 Uhrt, läuft im Gummersbacher Kino Seven der Animationsfilm „Wo ist Anne Frank“. Eine Lesung „Verbrannte Bücher – verbannte Medien“ findet Freitag, 17. November, 19.30 Uhr im Haus der Familie in Wipperfürth statt. Im Freilichtmuseum Lindlar läuft vom 20. bis 24. November die vierteilige Vortragsreihe „NS-Zeit im Bergischen“. Am Donnerstag, 23. November, findet der Online-Vortrag „Wie wir über Migration sprechen – Eine verzerrte Debatte“ mit einem Sprecher von Pro Asyl statt. Das gesamte Begleitprogramm ist online zu finden. netzgegenrechts-oberberg.org