Aktuelle AuswertungReisen mit Bus und Bahn in NRW ist deutlich sicherer geworden

Lesezeit 3 Minuten
S-Bahnzug im Bahnhof Köln Messe/Deutz: Auch der VRS bestätigt den positiven Trend bei der Sicherheit.

S-Bahnzug im Bahnhof Köln Messe/Deutz: Auch der VRS bestätigt den positiven Trend bei der Sicherheit.

Angstraum Bahnhof? Manche Fahrgäste haben bei der Nutzung von Bussen und Bahnen ein mulmiges Gefühl – tatsächlich ist die Zahl der Gewaltdelikte im NRW-Nahverkehr aber rückläufig. Zwei Trends machen den Betreibern allerdings Sorgen.

In Nordrhein-Westfalens Bus und Bahnen ist es im vergangenen Jahr zu weniger Sachbeschädigungen und tätlichen Angriffen gekommen. „Bahnfahren in Nordrhein-Westfalen ist sicherer geworden“, sagte Oliver Wittke, neuer Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), am Montag bei der Vorstellung des gemeinsamen Sicherheitsberichts der Regionalverbünde. Zugleich beklagte der frühere NRW-Verkehrsminister eine negative Entwicklung bei Attacken aufs Fahrpersonal und beim Schwarzfahren. Die von Wittke geschilderten Trends gälten auch für das Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS), sagte Verbundsprecher Holger Klein der Rundschau.

Zahl der Sachbeschädigungen stark rückläufig

Laut Wittke ging die Anzahl der Sachbeschädigungen im vergangenen Jahr um 21 Prozent zurück. Bei Bedrohungen gegenüber Fahrgästen war ein Minus von 16 Prozent auf 1138 Fälle zu verzeichnen, bei Körperverletzungen ein Rückgang um 14 Prozent auf 708 Fälle. Das aggressive Betteln sei sogar um 61 Prozent (noch 531 Fälle) zurückgegangen, Verunreinigungen um zwölf Prozent. 3695-mal wurde Alkohol- und Drogenkonsum in Zügen und Bahnhöfen festgestellt – ein Rückgang um 31 Prozent.

Wittke führte die positive Entwicklung auf den verstärkten Personaleinsatz zurück. „Am Ende ist der Personaleinsatz der Dreh- und Angelpunkt“, betonte der 57-Jährige. Das Land finanziert neuerdings zehn Sicherheitsteams aus jeweils zwei Mitarbeitern, die vor allem in den Abendstunden und im Umfeld größerer Veranstaltungen im Einsatz sind. Außerdem wurde die Videoüberwachung ausgebaut: in den Bussen und Bahnen selbst, aber auch an 40 kleineren Bahnhöfen in NRW. „Bis zum Jahresende sollen 58 weitere kleinere Bahnhöfe folgen“, kündigte Wittke an. Die Ausstattung der Sicherheitsteams mit Bodycams zeige ebenso Wirkung: „Wir würden uns wünschen, dass wir das weiter ausbauen können.“

Als negative Entwicklung markiert der Sicherheitsbericht hingegen die gestiegene Zahl von Übergriffen auf Zugbegleiter und Busfahrer. Bisher werden solche Übergriffe nicht gesondert statistisch erfasst. Aber nahezu alle ÖPNV-Dienstleister hätten aggressives Verhalten gegenüber ihren Mitarbeitern als wachsenden Problembereich markiert, so Wittke: „Das ist jedenfalls in dem Ausmaß in neues Phänomen.“ Das Unternehmen „National Express“ beklagt etwa in dem Bericht, dass sich Übergriffe „mittlerweile zu nahezu jeder Tageszeit ereignen“. So sei einem Triebfahrzeugführer nach Dienstende in den Rücken getreten worden, als er gerade die Treppe hinunter ging. Einem Kundenbetreuer seien auf dem Bahnsteig in Paderborn drei Zähne ausgeschlagen worden.

Zurückhaltend reagierte der VRS auf eine Ankündigung von Wittke, „über kurz oder lang“ keine Bargeldzahlungen mehr an Bord der Verkehrsmittel zuzulassen. Damit soll Körperkontakt zwischen Passagieren und Personal verhindert werden. Wittke nannte keinen Stichtag dafür. Laut VRS-Sprecher Holger Klein gibt es im Köln-Bonner Raum keine entsprechenden Überlegungen. Weniger als zehn Prozent der Fahrgäste sind im VRS noch mit Einzelfahrschein unterwegs.

Zweistelliger Millionenschaden durch Schwarzfahren

Zum Riesenproblem wächst sich das Schwarzfahren aus. Bei der Straftat „Erschleichen von Leistungen“ wurde ein starker Anstieg um 37 Prozent von 9394 auf gut 12 894 Fälle registriert. Auch beim einfachen Schwarzfahren, das nur mit einem erhöhten Entgelt geahndet wurde, finden sich vergleichbare Steigerungsraten. Den Betreibern entsteht dadurch ein mindestens zweistelliger Millionenschaden.

Bestrebungen aus der Politik, das Schwarzfahren zu entkriminalisieren, bezeichnete Wittke als „Bärendienst“. Auch NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) hatte sich dafür ausgesprochen, das Erschleichen von Leistungen aus dem Strafgesetzbuch zu streichen.

In Köln verzichten die KVB nach einem entsprechenden Ratsbeschluss auf das Anzeigen von Schwarzfahrern. VRS-Sprecher Klein sagte, das müsse jedes Unternehmen für sich entscheiden, der VRS könne das nicht kommentieren. Wohl aber teile der Verbund die generelle Skepsis von Wittke. Der Ex-Minister warnte, Schwarzfahren dürfe „nicht bagatellisiert“ werden.

Nachtmodus
Rundschau abonnieren