Nordrhein-Westfalen stellt 300.000 Euro bereit, um die „Flood Check App“ landesweit verfügbar zu machen. Die App analysiert Risiken wie Überflutung und Starkregen und gibt Hinweise zur Vorbeugung.
Mehr Eigenvorsorge„Flood Check App“ soll NRW-Bürger besser schützen
Knapp 40 Monate nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit mehr als 180 Toten haben am Mittwoch die beiden NRW-Ministerien für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung sowie für Umwelt, Naturschutz und Verkehr die Vorsorge-App „Flood Check App“ vorgestellt. „Starkregen- und Hochwasserschutz aus der Hosentasche“ nannte Bauministerin Ina Scharrenbach das neue landesweite Angebot fürs Smartphone. Mit dieser von den Wasserverbänden Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) entwickelten App sollen Bürgerinnen und Bürger künftig ermitteln können, wie sicher ihr Haus vor Überflutung, Starkregen oder Hochwasser ist. Bisher können das nur Bürger in den Städten Bochum, Bottrop, Essen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Herne und Herten, für diese Städte wurde die App ursprünglich entwickelt. Nun soll sie mit Daten aus dem für alle öffentlichen Hochwasserportal und Ansprechpartnern in den jeweilen Kommunen landesweit ausgerollt werden, sagte Umweltminister Oliver Krischer. 300.000 Euro stellt das Land dafür aus dem Wiederaufbaufonds zur Verfügung. Spätestens in neun Monaten sollen alle Daten zur Verfügung stehen.
Die „Flood Check App“ kann für iOS (EGLV FloodCheck) und Android (Flood-Check) in den App-Stores kostenfrei heruntergeladen werden und gibt künftig landesweit das Risiko für alle Regionen an. Das Tool ist ebenso im Internet abrufbar.
„Der hochwassersicherere Wiederaufbau und der Schutz des eigenen Zuhauses war und ist zentral für das Vermeiden und Reduzieren künftiger Schadensbilder bei Wasserereignissen“, sagte Bauministerin Scharrenbach. Mit Hilfe der „FloodCheck-App“ könne künftig jeder Bürger den Schutzbedarf der eigenen vier Wände schnell und einfach überprüfen, so Scharrenbach.
Flutgefahr: Viele haben Starkregen nicht im Blick
Umweltminister Krischer warnte vor plötzlich auftretenden Starkregen, die in kurzer Zeit aus sehr kleinen, oft gar nicht wahrgenommenen Gewässern, große Gefahrenpotenziale entstehen ließen. Viele Menschen hätten diese Gefahr „überhaupt nicht auf dem Schirm“, sagte Krischer. „Aber Starkregen-Überflutungen können an ganz, ganz vielen Orten auftreten.“ Bei der Starkregen- und Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 war nach Angaben der Landesregierung nahezu die Hälfte aller Städte und Gemeinden des Landes betroffen: In vielen Regionen sei der Wiederaufbau bereits weit vorangeschritten. Das Land hat dafür alleine für private Haushalte und Unternehmen der Wohnungswirtschaft rund 839 Millionen Euro bewilligt und zum Stand 30. September 2024 rund 686,6 Millionen Euro ausbezahlt, bezifferte Scharrenbach. Über alle Bereiche seien es inzwischen 4,16 Milliarden Euro.
Nach Scharrenbachs Aussage hat die Katastrophe einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig Präventionsmaßnahmen – auch die Eigenvorsorge – ist. Ziel des digitalen Angebots sei es deshalb auch, Hinweise für bauliche Objektschutz- und Verhaltensmaßnahmen zu geben und regionale Beratungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Scharrenbach wies zudem darauf hin, dass Menschen in den Katastrophengebieten für Vorsorgemaßnahmen wie Flutschotts oder Rückstauventile Mittel aus dem Wiederaufbaufonds beantragen können. Oft reichten einfache Mittel, um ein Haus zu schützen, sagte EGLV-Vorstandsvorsitzender Uli Paetzel. So könne man Kellerschächte mit Glas oder Plastik abdecken, damit kein Wasser eindringen könne. Durch Anheben des Pflasters vor der Haustür könne die Fließrichtung des Wassers geändert werden.