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Nach dem LockdownDie Menschen strömen gen Opladener Kneipen

Lesezeit 4 Minuten

Die Fußball-EM im Blick, aber nur nebenbei: Auch vor „The Pub“ sind die Menschen erstmal nur glücklich, überhaupt wieder draußen sitzen zu können.

Leverkusen – Das Leben auf den Straßen von Opladen rollt wieder immer weiter an. Es ist aber nicht etwa der Auftakt der Fußball-Europameisterschaft am Freitag, der die Menschen zum Public Viewing an diesem Wochenende anzieht. Die Menschen sind gekommen, weil viele Szene-Kneipen den ersten Tag nach der sieben Monate langen Schließung wieder geöffnet haben. Und so bleiben die meisten von den in den Restaurants und Kneipen aufgebauten Fernsehbildschirme ohne größere Beachtung.

Atmosphäre ist zurück

„Wurstmaxe“-Betreiberin Sarah Glitzner sagt, sie sei heilfroh, dass die alte, für Opladen besondere Atmosphäre nun endlich zurückkehre: „Wir hatten ja, als einige von wenigen hier, die ganze Zeit den Verkauf zum Mitnehmen geöffnet. Und da war es teilweise fast schon ein gespenstisches Gefühl, hier abends so ganz alleine auf dem Marktplatz zu stehen.“ Vor allem freue sie sich, viele altbekannte Gesichter wieder zu sehen.

„Heute herrscht hier im Grunde wieder ein normales Wochenendfeeling – wie sonst vor der Pandemie“, stellt sie fest, ist sich aber sicher, dass dies nichts mit der EM zu tun hat. Persönlich sei sie trotzdem froh, dass auf der – schön mit Fähnchen geschmückten – Terrasse des Restaurants „Dion“ ein großer Fernseher aufgebaut wurde: „Da kann ich während der Arbeit ab und zu immer mal spinksen.“

Keine Chance ohne Reservierung

Ohne Tischreservierung hat man am Abend eigentlich kaum eine Chance, einen Platz in einer der vielen beliebten Kneipen zu bekommen. Die Euphorie ist nach Monaten des Lockdowns groß. „Guten Abend mein Lieblingswirt, da bin ich wieder!“, ruft eine ältere Dame Gerhard Prattki schon von weitem zu. Dieser hat im Außenbereich seines „Pentagon“ an die 50 Gäste unterbringen können. „Das sind alles Stammgäste. Schon kurz nachdem ich die Öffnung über Facebook bekannt gegeben habe, waren alle Tische reserviert – und es sind auch alle gekommen.“, sagt Prattki. Die Stimmung ist sogar so ausgelassen, dass der für die EM aufgebaute Bildschirm einfach ausgeschaltet bleibt.

Prattki betont: „Das interessiert doch hier keinen. Wenn das hier jemand gucken wollte, würde ich das schon mitbekommen.“ Er genieße nun erst einmal, dass sein „Laden wieder läuft“. Denn man wisse ja im Moment nie, wie lange dies so bleibe. „Mit ein bisschen Glück können in dieser Sommer-Saison hier draußen ja doch noch ein paar Livekonzerte stattfinden“, wünscht er sich.

Stammkundschaft ist da

Ähnlich sieht es in Andreas Jüdts „The Pub“ aus, in dem der er als Betreiber bis Mitternacht wieder Gäste empfangen darf. Auch hier gab es Reservierungen. Auch hier ist quasi die gesamte Stammkundschaft wieder vor Ort. Im „The Pub“ wird Fußball zwar übertragen. Aber im Vordergrund stehen trotzdem die regen Gespräche und das Genießen der Kaltgetränke.

Auffällig ist, dass die Außenbereiche der Opladener Gastronomie-Betriebe am Abend jeweils bis auf den letzten Stuhl gefüllt sind, während es in den Kneipen selbst weitgehend ruhig bleibt. Dies hängt aber wohl in erste Linie mit dem guten Wetter zusammen, als damit, dass die Leverkusenerinnen und Leverkusenern der für einen Aufenthalt im Innern notwendigen, negativen Corona-Schnelltests langsam aber sich er doch überdrüssig werden.

Ein „unwirkliches Gefühl“

Jens H. ist einer der Stammgäste in „The Pub“. Und als einer derjenigen, die vor ihrer Lieblingskneipe sitzen, sagt er dazu: „Wenn wir draußen keinen Tisch bekommen hätten, hätten wir uns natürlich testen lassen.“ Er gibt aber auch zu: „So ist es natürlich komfortabler.“ Für den Opladener ist es nach eigenen Worten „einerseits ein fast unwirkliches Gefühl wieder mit einem gezapften Bier vor seinem Stammlokal zu sitzen“, andererseits bliebe „natürlich eine gewisse Skepsis“, anderen Menschen wieder so nahe zu kommen. „Und dieses Gefühl wird uns wohl noch eine ganze Weile begleiten“, ergänzt Ehefrau Anna.

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Fast im fünf Minutentakt fahren Polizeiwagen auf Streife an den Terrassen vorbei, bei denen es sich eigentlich um abgesteckte Parkplätze handelt. Jüdt erklärt, dass diese in diesem Jahr keine Miete kosten. Es müsste nur „kleine Verwaltungskosten“ bezahlt werden – worüber er sich sehr freue.

In den Kneipen werden die Corona-Regeln weitgehend vorbildlich eingehalten, einzig das Einhalten des Mindestabstandes ist bei der Vielzahl an Gästen nicht immer so problemlos gegeben, wie es sein sollte. Einen Gegensatz stellt derweil die Fußgängerzone dar: In dieser kommt es abends zu einer Vielzahl an Verstößen gegen die Maskenpflicht – auch wenn es dort bei weitem nicht so voll mit Menschen ist, wie dies vor und in den Kneipen der nahen Opladener Neustadt der Fall ist.