Museum Morsbroich in LeverkusenStadtverwaltung wehrt sich gegen Kündigung
Leverkusen – Jörg Michel spricht von „leider nur bedingtem Vertrauen“. Das aber reicht dem Landschaftsarchitekten nicht. Deshalb hat sein Büro „PoLa“, wie berichtet, den Vertrag über die Umgestaltung des äußeren Schlossparks von Morsbroich gekündigt. Hintergrund dieses Vorwurfs sind die Probleme, den siegreichen Entwurf für den Preis zu verwirklichen, der angedacht war. Zuletzt hatte der Stadtrat ein Maximum von 1,5 Millionen Euro beschlossen. Bei „PoLa“ war zuvor von rund 1,6 Millionen die Rede. Eine Differenz, die nur scheinbar zu vernachlässigen ist.
Tatsächlich hatten sich ein paar Mitglieder des Stadtrats im Detail mit den „PoLa“-Plänen befasst und ein Kürzungen vorgenommen. Dass sich Laien mit Bosketten und Wegen befassen, scheint die Landschaftsarchitekten verstimmt zu haben.
Es geht nicht nur um Gefühle
Allerdings gibt es neben diesen atmosphärischen auch echte Störungen im Verhältnis zwischen Planern und Stadt. Weil der Schlosspark im Landschaftsschutzgebiet liegt, muss selbst für die von „PoLa“ geplanten sehr zurückhaltenden Eingriffe ein Änderungsverfahren für den Landschaftsplan angeschoben werden. Und das dauert noch: Jörg Michel schreibt, dass dieser Verwaltungsakt nach Protokoll der Stadtverwaltung erst im Frühjahr 2023 vollzogen werden kann. Und weil der Umbau von Natur von Vegetationsphasen abhängt, könnte damit erst im Oktober 2023 begonnen werden. „Bei einer angedachten Bauzeit von 17 Monaten wäre mit einer Fertigstellung im Dezember 2024 zu rechnen“, schreibt der Landschaftsarchitekt in seinem Brief an die Stadtverwaltung, in dem er den Vertrag kündigt.
Ende 2024 wäre tatsächlich viel zu spät: Ist der Schlosspark nicht bis Ende 2023 umgestaltet, fällt die Förderung des Bundes weg – über 400 000 Euro.
Es liegt an der Stadtverwaltung
Michel lässt auch keinen Zweifel, wer die Verantwortung trägt für die Überschreitung der entscheidenden Fristen: die Stadt Leverkusen. Daraus folgt für den Landschaftsarchitekten die Vertragskündigung „aus wichtigem Grund“. Was bleibt, ist ein planerischer Torso.
Zwar hat die Stadtverwaltung am Mittwochnachmittag mitgeteilt, dass sie die „PoLa“-Kündigung für unwirksam hält und nochmals das Gespräch mit den Planern suchen will. Dennoch steht man derzeit vor einem Scherbenhaufen am Museum.
Arnold und Schoofs sind sauer
Das bringt nicht nur die Vorsitzende des Kulturausschusses und der Grünen-Fraktion im Stadtrat auf die Palme. Neben Roswitha Arnold ereifert sich auch Erhard Schoofs. Der Fraktionschef der Bürgerliste „schämt sich“ dafür, wie ein weiterer Baustein des Museumskonzepts wegbricht. Man sei „erschüttert, ja verzweifelt“ und macht dafür auch OB Uwe Richrath verantwortlich. Schoofs ruft in Erinnerung, dass schon der Museumsverein angesichts nicht endender politischer Debatten aus dem Projekt ausgeschieden ist. Die Ausschreibung der Gastronomie am Museum ist nicht wunschgemäß: Eine Mehrheit teilte die Bedenken von Baudezernentin Andrea Deppe, dass ein großflächigerer Betrieb wiederum die Forderung nach mehr Parkplätzen nach sich ziehen würde. Davon hatte sich der Stadtrat in quälenden Abstimmungsprozessen verabschiedet.
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Auch Arnold spart nicht mit Kritik am Oberbürgermeister, der „das Projekt nicht zur Chefsache gemacht“ habe. Sie stellt fest: „Bisher ist kein Baustein des Museumskonzepts umgesetzt. Ohne die Neugestaltung des Schlossparks wird auch die Umsetzung des Gastronomiekonzepts erschwert. Nach der unsäglichen Schließungsdiskussion erleichtert dies die Arbeit des Museums nicht.“