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Masterplan verabschiedetWie Garzweiler zum Touristenhotspot werden soll

Lesezeit 3 Minuten

Eine künstliche Insel ist Hauptattraktion des künftigen Sees in Garzweiler. Der Masterplan für die Zeit nach dem Tagebau wurde nun verabschiedet. Illustration: RHA

Neue Tourismusprojekte um den Garzweiler-See sollen nachhaltige Erholung, Naturschutz und erneuerbare Energien miteinander verbinden. Am Dienstagabend wurde der Masterplan verabschiedet.

Keyenberg im Jahre 2066. Der Stadtteil von Erkelenz, der durch die Verkleinerung des Braunkohle-Tagesbaus Garzweiler vor dem Abbaggern bewahrt wurde, ist Richtung Osten zum neuen See gewachsen. Vom Ufer fällt der Blick auf Mönchengladbach-Wanlo im Norden mit Strandbad und Marina. Der Blick nach Osten geht an einer künstlichen Insel vorbei zum Eventstandort Hochneukirch mit Strand und Campingplätzen. Im Süden sind im Uhrzeigersinn Titz-Jackerath und Holzweiler zu sehen. Ein Fernglas hilft. Der 165 Meter tiefe See nimmt eine Fläche von 2200 Hektar ein. Er ist einer der größten Seen Deutschlands sowie nach dem Tagebausee Hambach der zweitgrößte künstliche See des Landes.

Internationale Gartenschau soll Schub für Umbau geben

Es soll „ein lebendiger See für alle“ sein, wie es im Masterplan des Zweckverbands Landfolge Garzweiler heißt. Strände gibt es auch im Südosten mit der Badelandschaft an der jetzigen Bandtrasse des Tagebaus zwischen Jüchen und Bedburg. Dazu in Jackerath, Holzweiler und – als lokaler Strand - südlich von Keyenberg. Die insgesamt 1000 Sportboote, vor allem Segelboote, ankern auch in Holzweiler und Jackerath, wo sie im technischen Hafen gewartet werden können.

Diesen Masterplan hat die Verbandsversammlung am Dienstagabend verabschiedet. „Unser Ziel war es, einen gemeinsamen See für die gesamte Region zu gestalten – über Grenzen von Städten, Gemeinden und Kreisen hinweg“, so Verbandsvorsteher Harald Zillikens, der gleichzeitig Bürgermeister von Jüchen ist. Ein See für rund 450.000 Menschen im unmittelbaren Umfeld in Mönchengladbach, Erkelenz, Grevenbroich, Jüchen, Titz und Bedburg. Die Tourismus- und Freizeitangebote zielen vor allem auf Naherholung für die Einwohnerinnen und Einwohner sowie Tagestouristen ab.

See-Garzweiler-Titz-Jackerath

Visualisierung des späteren Garzweiler Sees bei Titz-Jackerath.

Bis das erste Rheinwasser über eine Leitungstrasse von Dormagen zusammen mit dem Grundwasser den See ab 2036 füllt, sollen im kommenden Jahr ein Dokumentationszentrum in Holzweiler entstehen und erste Wege für Fußgänger und Radfahrer angelegt werden. Die Dorfkerne sollen gestärkt werden durch Sanierung der Gebäude. Ist das geschafft, können die Dörfer sich in Richtung See entwickeln. Windkraftanlagen sollen gebaut werden, weil im Rheinischen Revier weiter Strom erzeugt werden soll - vor allem entlang der A 44n im Osten des Tagebaus sowie Agri-PV und PV-Anlagen. Sind die Böschungen im Tagebau bis 2025 standsicher, können auch Photovoltaik-Anlagen hier gebaut werden, die mit steigendem Wasserpegel wieder verschwinden müssen.

Schub für den Umbau der Landschaft soll die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2037 bringen, die einen Blick wirft in die Zukunft von Landschaftsgestaltung, Bauen, Wohnen und Arbeiten sowie auf das Lebens in grünen, urbanen Räumen. In Jüchen-Süd entsteht ein neuer Stadtteil und in Jackerath ein interkommunaler Gewerbecampus, der mit der späteren Marina verbunden werden soll für die Ansiedlung von maritimem Gewerbe, aber auch für IT-Branchen. Auch erste, kleinere Hotels in den vorhandenen Gebäuden sollen nach den Vorstellungen entstehen.

2041 soll die halbe Füllhöhe des Sees erreicht sein

Etwa 2041 wird die halbe Füllhöhe des Sees erreicht. Als erste wasserseitige Nutzung können etwa schwimmende Photovoltaikanlagen installiert werden. Fußwege zum See sind möglich, die aber oberhalb des Wasserspiegels enden. Betreten werden soll der See erst in den Folgejahren, wenn an temporären Anlegern etwa geführter Bootstouren starten oder auch gebadet werden kann. Für hungrige Besucher gibt es dann Imbisse. Und auch die künstliche Insel als besonderer Höhepunkt soll dann bereits verankert werden.

Insgesamt ist etwa die Hälfte der gesamten, rund 20 Kilometer langen Uferbereiche als Naturschutzflächen oder Flächen für eine naturbelassene Gestaltung vorgesehen. Es gibt Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen. 16 Prozent des Ufers sind für Freizeit und Tourismus, Siedlungen oder Infrastruktur vorgesehen. Ein weiteres Drittel sind Freiflächen, die vom Menschen – beispielsweise landwirtschaftlich – genutzt werden können.

Letztlich fertig soll der See 2070 sein. Mehr als 40 Jahre Entwicklung, da ist der Masterplan nicht unbedingt in Stein gemeißelt. Das Planungsinstrument soll vielmehr nach etwa zehn Jahren fortgeschrieben werden.