„Love with pride“Opladener Buchbloggerin schreibt queeren Debütroman
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Leverkusen – Sie hat ihn geschafft, den Weg von einer Bücherliebhaberin zur Autorin. Lea Kaib ist freie Journalistin, Lektorin, Bloggerin und Content Creator. Kurzum: Bücher und Filme sind ihr Ding. Besonders Jugendbücher und Fantasy zählen zu ihrem Fachgebiet. Das ist nicht zu übersehen in der Wohnung der Opladenerin, zugleich ihre Arbeitsstätte, die eine Traumwelt für alle Nerds ist. Zauberstäbe, magische Artefakte und riesige Filmplakate schmücken die Wände. Egal, welches Buch man aus den wandhohen Regalen zieht, es ist vom Autor oder der Autorin signiert.
Diese wundersame Welt hat sich Lea Kaib, die in Leichlingen und Burscheid aufgewachsen ist, hart erarbeitet. Länger als zwei Wochen vergehen nicht, ohne dass sie ein neues Video auf Youtube postet, Instagram und Facebook aktualisiert oder geschickte Fan-Art auf dem Handarbeitsportal Etsy einstellt. Ein Rollwagen neben ihrem Schreibtisch ist auf drei Etagen gefüllt mit Romanen – das ist nur der Stapel, den sie aktuell bearbeitet. Für diverse namhafte Verlage rezensiert sie Jugendbücher, New Adult und Fantasy. Content Creator zu sein bedeutet aber auch, Kreativität zu zeigen. Manchmal spielt Lea Kaib dafür auch Jenga mit Bücherstapeln.
„Ich habe geschrieben, seit ich schreiben kann“, sagt die belesene junge Frau. Mit 13 tauchte sie in die Welt der Fanfiction ab und schrieb online Rollenspiele: „Das war unglaublich kreativ und auch noch gemeinsam mit anderen Leuten.“ Was in der Buchbranche für vielfältige Berufe warten, testete sie schon während des Studiums aus. Diszipliniert einem strengen Tagesablauf folgend machte sie sich nach ihrem Master der Germanistik und Anglistik selbstständig.
Was es im englischsprachigen Raum schon lange gibt, war und bleibt in Deutschland rar: Das Konzept „Booktube“, also Buchbloggen, gab es im Netz vor Kaib kaum. „Dann etablier’ ich das eben“, entschied die Leverkusenerin vor sechs Jahre und wagte den Sprung, das Digitale Lesen hierzulande zu begleiten und mitzubestimmen. Weil sie konsequent dabeiblieb, konnte mit ihr die Szene schnell wachsen. Doch noch immer sieht es so aus, als sei Lea Kaib die einzige hauptberufliche Buchbloggerin im ganzen Land.
Jetzt geht für die 31-Jährige ihr größter Traum in Erfüllung: Ihr Debütroman erscheint. Seit dem 25. August ist „Love with Pride“ im Handel. Das Cover designte Alexander Kopainski, in Verlagskreise auch als „Cover-Gott“ bekannt. „Ich möchte, dass man direkt sieht, es ist ein queeres Buch“, sagt die Autorin. In nur vier Monaten habe sie im vergangenen Winter die 379 Seiten geschrieben. Doch selbst als Branchenkennerin sei sie überrascht gewesen, wie viel Arbeit letztlich in einem Roman stecke.
Aber das schreckt Lea Kaib nicht ab. Künftige Projekte habe sie schon viele im Kopf und im Computer. „Ich verspreche dir, ich bleibe frech und laut,“ schreibt sie am Ende von „Love with Pride“ an ihre Agentin, und wer sie kennt, glaubt ihr das aufs Wort. Und hofft es.
Im Roman muss Stella, anders als die Autorin, ihren Weg noch finden. In der Coming-of-Age-Story bricht die Protagonistin zur Universität auf und versucht, aus sich herauszukommen. „Das Leben tritt einen nicht nur in den Hintern“, lernt sie irgendwann. Gemeinschaft, Freundschaft und noch ein bisschen mehr erlebt die schüchterne Stella mit ihrer neuen Freundin Ellie. Und diese Ellie hat blaue Haare. Ellie ist wild. „Sie ist so vollkommen anders als ich“, denkt die Protagonistin.
Lea Kaibs Debüt um die jungen Studentinnen handelt von Tränen, Verbindungspartys, Mitbewohnerinnen und dem Aufbruch hinein ins Leben – manchmal zaghaft und dann wieder Hals über Kopf.
An ihren eigenen Geschichten schreibt die Leverkusenerin zurzeit noch vor oder nach ihrem eh schon vollen Arbeitstag. Hauptberufliche Autorin zu werden ist ihr nächstes Ziel. Inspiration findet sich in ihrer mit fantastischen Erzählungen und Artefakten gefüllten WG allemal. Besonders eine Ausgabe der Funke-Reihe „Reckless“ fällt auf in der Bücherwand, die auch als Hintergrund ihrer Instagram-Posts dient. Der Einband des Romans verrät, dass er oft gelesen wurde. „Ach, das habe ich von Cornelia bekommen“, erwähnt Lea Kaib beiläufig. Die berühmte Jugendbuchautorin kennt Lea Kaib natürlich auch persönlich.