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Schulen im LockdownRealschule warnte eindringlich vor Präsenzunterricht

Lesezeit 4 Minuten
dpa Schule

Kind im Heimunterricht.

Leverkusen – Eigentlich sollten die Schulen nach zwei Wochen Osterferien und einer Woche Distanzunterricht am heutigen Montag mit einem Testkonzept wieder für den Präsenzunterricht öffnen. Daraus wird nun nichts: Alle Schulen in Leverkusen bleiben bis auf weiteres im Distanzunterricht, lediglich die Abschlussklassen kommen in den Schulgebäuden zur Prüfungsvorbereitung. Die Notbetreuung bleibt aber weiterhin bestehen.

Land muss zustimmen

Der Corona-Krisenstab der Stadt unter der Leitung von Baudezernentin Andrea Deppe und Schuldezernent Marc Adomat hatte sich bereits am Samstagvormittag dazu entschlossen, als der Inzidenzwert für die Stadt erstmals vom Robert-Koch-Institut mit 200 angegeben wurde. „Da habe ich direkt gesagt, dass müssen wir jetzt machen“, berichtet Adomat im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Da der Schulbetrieb aber Ländersache ist, musste die Stadt beim Schulministerium des Landes um die Erlaubnis für diese Entscheidung in Form einer Allgemeinverfügung bitten, die dann auch im Laufe des Samstags eintraf. Umgehend wurden alle Schulleitungen informiert, die wieder rum schnellstmöglich die Eltern erreichen sollten.

Kurzfristige Entscheidung

„Mir ist bewusst, dass das für Eltern eine sehr kurzfristige Entscheidung ist“, sagt Adomat. Dennoch sei es die einzig richtige. „Wenn wir das nicht gemacht hätten, wäre es höchstwahrscheinlich so gekommen, dass die Schülerinnen und Schüler am Montag und Dienstag in die Schule gehen und das Land per Allgemeinverfügung am Mittwoch die Schließung veranlässt.“ Adomat verweist auf die Möglichkeit der Notbetreuung, die natürlich weiterhin bestehe. Am Montag sollten die Schulen mehr Personal vor Ort vorhalten, weil damit gerechnet wurde, dass einige Eltern nicht mitbekommen haben, dass der Unterricht nicht in der Schule stattfindet.

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Schon vor der Entscheidung waren die Emotionen hochgekocht. Beate Schmitt, Konrektorin an der Realschule Am Stadtpark, hatte am Samstagvormittag einen Offenen Brief an Oberbürgermeister Uwe Richrath geschrieben. Sie beschreibt, dass sie viele Anfragen von besorgten Eltern und aus dem Kollegium bekommt „ob es wirklich am Montag mit dem Präsenzunterricht losgeht“. Alle wünschten sich wegen der explodierenden Zahlen dringend eine Weiterführung des Distanzunterrichts.

Ewiges Hin und Her

„Gerade jetzt mit dem Präsenzunterricht anzufangen, ist absurd!“, schreibt Schmitt. Es sei ohnehin damit zu rechnen, dass vor dem Hintergrund des neuen zu erwartenden Infektionsschutzgesetzes ohnehin wieder Distanzunterricht angeordnet werden muss. „Ich frage mich wirklich, ob dieses Hin und Her für irgendjemanden einen Vorteil bringt? Ich kann nur für die Realschule Am Stadtpark sprechen. Bei uns klappt der Distanzunterricht mittlerweile gut.“

Auch die Teststrategie hält Schmitt für wenig durchdacht. „Die Tests sind vom Prinzip so konstruiert, dass sie im Klassenraum nicht ohne nahen Kontakt zwischen Lehrkraft und Schülerinnen auskommen.“ Auch aus dem Gesichtspunkt, dass einige Eltern ihre Kinder nicht in die Schule schicken wollten, weil sie die Tests verweigern, sei Präsenzunterricht in der aktuellen Situation nicht sinnvoll.

Neustart ungewiss

Damit stieß sie in der Stadtverwaltung offensichtlich auf offene Ohren. Wie lange die Schulen geschlossen bleiben, ist ungewiss. Die neue Allgemeinverfügung gilt bis 9. Mai. Das heißt aber nicht, dass so lange nur Distanzunterricht stattfindet. Das Land werde eine eigene Allgemeinverfügung erlassen, wie lange der Inzidenzwert stabil unter 200 sein muss, damit wieder Präsenzunterricht angeboten werden kann. Im Gespräch sind Zeitspannen zwischen drei und sieben Tagen.

Die weiteren Regeln

Kindertagesstätten und Tagespflegeeinrichtungen sind von der neuen Verordnung nicht betroffen. Sie sind weiter für alle Kinder geöffnet. „Da geht es zum einen um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wenn die Kinder betreut werden müssen“, sagt Marc Adomat. Zudem besteht in Kitas keine Präsenzpflicht, wie in Schulen. Eltern können entscheiden, ob sie ihre Kinder bringen. Auch Distanzunterricht sei dort nicht möglich.

Alle Eltern wurde in der vergangenen Woche mit Selbsttests ausgestattet, mit denen sie ihre Kinder zwei Mal pro Woche testen sollen. Der Test ist freiwillig, die Stadt hofft aber auf rege Teilnahme.

Seit diesem Montag gelten außerdem weitere verschärfte Regeln zum Infektionsschutz: Geschäfte des Einzelhandels, die zuletzt nur mit negativem Coronatest besucht werden konnten, werden wieder vollständig geschlossen. Geschäfte, die „Click und Collect“, also das Abholen vorbestellter Ware anbieten, dürfen dies weiter tun. Einrichtungen wie Museum und Stadtbibliothek müssen wieder schließen.

Im privaten Bereich darf sich ein Haushalt nur noch mit einer weiteren Person treffen (Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt). Für Behördenbesuche ist die Vorlage eines negativen Schnelltests Pflicht. Der Ordnungsdienst der Stadt ist verstärkt unterwegs. „Die Zahlen steigen dramatisch. Deswegen müssen wir handeln. Wir werden kämpfen müssen und hoffen, dass alle mitmachen“, so der Appell des Krisenstabs der Stadt. (stes)