Leverkusener HalbmarathonUnsere Reporterin trainiert für die Langstrecke
Leverkusen – Ein sehr wortgewandter deutscher Dichter schrieb einmal: „Besser laufen als faulen“. Vielleicht waren es diese Worte Johann Wolfgang von Goethes, die meinem 18-jährigen Ich damals im Kopf herumschwirrten, als ich „laufe einmal im Leben (mindestens) einen Halbmarathon“ auf die List der Dinge setzte, die ich einmal in meiner Lebenszeit erleben möchte. Das Wort „mindestens“ hatte ich bewusst in Klammern gesetzt – wohlweislich, dass die Wahrscheinlichkeit jemals einen ganzen Marathon zu laufen, gegen Null tendiert.
Zuerst die Anmeldung
Anfang des Jahres, die guten Vorsätze waren noch im Hinterkopf, liebäugelte ich mit der Idee am Leverkusener EVL-Halbmarathon teilzunehmen. Es dauerte zwar zwei weitere Monate bis ich mich selbst von meinem sportlichen Vorhaben überzeugt hatte, doch schließlich strahlte mir mein E-Mail-Postfach mit den Worten „Gratulation! Du bist nun einen Schritt näher an der Startlinie des Events: 19. EVL-Halbmarathon!“ entgegen.
Die Anmeldung war getätigt und nun hieß es trainieren – denn am 16. Juni ist es soweit und knapp 5000 Läufer werden die Leverkusener Straßen unsicher machen.
Die Tipps aus dem Netz
Das Internet ist voll von Tipps und Tricks, die einem das Training und schließlich das Erreichen der Ziellinie erleichtern sollen. Nach dem Durchstöbern der zahlreichen Webseiten kam ich zu dem Schluss, dass eine Mischung aus lockerem Dauerlauf und Tempoläufen über unterschiedliche Distanzen der Schlüssel zu meinem läuferischen Erfolg sein müssen.
Mein gesunder Menschenverstand riet mir zudem zu ausreichend Pausen zwischen den Trainingseinheiten und einer guten und ausgewogenen Ernährung. Als Hobbyläuferin besitze ich schon einen passenden Laufschuh, was mir die Auseinandersetzung mit der Wissenschaft der Laufschuhe ersparte.
Die Basis war somit geschaffen, jetzt ging es für mich darum die innere Schweinehündin zu überwinden und mein theoretisches Wissen in aktives Training umzusetzen. Über die Seite des Leverkusener Halbmarathons konnten die Läufer sich schon Anfang des Jahres für den EVL-Lauftreff anmelden, der dreimal wöchentlich stattfindet und auf die verschiedenen Distanzen vorbereiten soll.
Die Erkenntnis, dass Laufen in der Gruppe mehr Spaß macht als alleine, kam mir leider etwas zu spät. „Wir haben jedes Jahr viele Wiederholer beim Lauftreff dabei, die jedes Jahr wiederkommen und eigentlich laufen können“, erzählt die Trainerin der Dienstags-Laufgruppe, Margret Knigge.
Mit einer Distanz von sechs Kilometern sei die Gruppe gestartet und hat sich Stück für Stück gesteigert. Vorletzten Sonntag seien einige schließlich gemeinsam die Strecke des bevorstehenden Halbmarathons gelaufen. „Es ist für viele angenehmer in der Gruppe zu trainieren und dabei ein wenig mit den anderen zu quatschen“, meint Knigge, die schon seit Beginn des Halbmarathons vor 19 Jahren im Organisationsteam dabei ist und selbst ambitionierte Marathonläuferin ist.
Oft neue Laufstrecken
Für die Trainingseinheiten denkt sie sich oft neue Routen aus, die über unterschiedliche Distanzen gehen. Dafür schaut sie sich die Karten online an, konzipiert die Strecke im Kopf und joggt sie Probe bevor sie mit ihrer Laufgruppe dort trainiert. „Wir alle sind irgendwie mit dem Herz dabei. Man fiebert ein halbes Jahr auf den Lauf hin und dann ist es eigentlich fast schade, wenn es vorbei ist“, findet Melanie Breitenbach, die selbst erfahrene Läuferin und Teil der Laufgruppe ist.
Den Halbmarathon in Leverkusen empfindet sie immer als besonders schön. „Leverkusen ist Heimat, hier sind Freunde und Familie mit dabei und darauf freue ich mich immer“, sagt Breitenbach.
Auch Anna Nobile läuft dieses Jahr zum zweiten Mal mit und kommt für den Lauftreff dienstags immer extra aus Köln. „Du musst ganz entspannt an die ganze Sache heran gehen. Letztes Jahr habe ich mir immer wieder innerlich visualisiert, wie ich gelassen über die Ziellinie laufe“, rät mir meine Mitstreiterin als wir nebeneinanderher traben und nimmt mir damit ein wenig meiner größten Angst: zu scheitern.
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Laufen ist nicht nur eine Sache der Form und Ausdauer, sondern auch eine des Kopfes. Dazu gehört jedoch auch, den Mut zu haben abzubrechen, wenn es nicht mehr geht. Wie so häufig im Leben kommt es auch hier auf die gesunde Selbsteinschätzung und das Mittelmaß zwischen sich fordern und Grenzen austesten und „die Flinte ins Korn schmeißen“ an.
Mit der Nobileschen Gelassenheit werde ich den Halbmarathon am Sonntag auf mich zukommen lassen – stets mit Goethes Credo im Kopf: Besser laufen als faulen.
Die Anmeldung für den Halbmarathon am 16. Juni ist noch offen unter www.leverkusen-halbmarathon.de