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Prozess um Leverkusener GroßfamilieWie Michael G. den Rolls-Royce vorfahren ließ

Lesezeit 3 Minuten

Michael G. (Mitte) mit seinen Verteidigern (Archivbild)

  1. Michael G., Leverkusener Clanchef, steht seit Mai wegen Betrugs vor Gericht. Er soll unter anderem ein Frechener Ehepaar um mehr als eine Million Euro betrogen haben.
  2. Vor Gericht ging um die eidesstattliche Erklärung des Angeklagten: Er hatte behauptet, kein Vermögen zu besitzen.
  3. Im Fokus war auch ein Haus an der Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld: Wer ist der Eigentümer?

Leverkusen – Ein freundlicher Sonne-Wolken-Mix, ein gut gelauntes Paar in Urlaubsstimmung vor der schönen Londoner Kulisse mit Big Ben: Was auf dem Foto nach einem gelungenen Urlaub aussieht, war mutmaßlich Teil eines großen Betrugs.

Am Landgericht Köln ging am Freitag der Prozess um Michael G., den Clan-Chef aus Leverkusen, weiter. Unter anderem ein Frechener Ehepaar soll er um mehr als eine Million Euro betrogen haben. Am Freitag wurde nun vor Gericht die eidesstattliche Versicherung von Michael G. behandelt: In ihr hatte er beteuert, er besitze kein Vermögen und lebe von seiner Frau getrennt. Die Fotos aus London beweisen aber offenbar etwas anderes.

Mit dieser Reise und weiteren nach Österreich wollte der 41-jährige Angeklagte womöglich seine Opfer beeindrucken. Er ließ das Ehepaar mit einem Rolls-Royce abholen. Man saß im Café im Salzkammergut mit Blick auf einen idyllischen Bergsee, unterhielt sich mit ägyptischen Geschäftsleuten. Alles nur Farce: Der Rolls-Royce-Chauffeur namens „Jakob“ soll Michael G.s Sohn gewesen sein, das ägyptische Paar – angebliche Verkäufer eines Luxusferienwohnungs-Komplexes – soll von weiteren Familienmitglieder des Leverkusener Clans gespielt worden sein.

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Insgesamt 60 000 Euro hätten die Reisen zusammen gekostet, schätzt die Polizei. „Die Reisen und der Aufenthalt waren kostspielig. Man sah, dass er gerne auf großem Fuß lebte“, sagt am Freitag eine Polizistin vor Gericht aus, die Teil der Ermittlungsgruppe war.

Das betroffene Frechener Ehepaar leidet bis heute unter dem Betrug. Ein Kriminalbeamter, der auch nachdem der Betrug ans Licht gekommen war, Kontakt zu den beiden hielt, berichtete vor Gericht, dass es dem Paar „überhaupt nicht gut“ ergangen sei. Vor allem die Ehefrau habe „sehr, sehr darunter gelitten“. Dass so viele Details von Medien aufgegriffen worden waren, war ihnen „peinlich“ und „unangenehm“.

Michael G. „spielte sich als Eigentümer auf“

Auch der Immobilienkauf an der Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld kam am Freitag im Prozess zur Sprache. Sieben Apartments in einem Mehrparteienhaus, ein Lokal, knapp 60 000 Euro Mieteinnahmen im Jahr sollte das geben. Michael G.s mutmaßlicher Strohmann Kurosch A. soll ein Darlehen von einer Million Euro aufgenommen und das Haus gekauft haben. Nach außen firmierte er als Eigentümer, doch tatsächlich besaß Michael G. das Haus, wird vermutet.

Die Polizeibeamtin sagte vor Gericht aus, dass Kurosch A. im Grundbuch stehe, der Angeklagte sich aber um alles „gekümmert“ und sich auch „als Eigentümer aufgespielt“ hätte. Sie habe während der Ermittlungen eine Architektin vernommen, die von Michael G. mit Arbeiten an der Gebäudetür beauftragt worden war. Besagte Architektin sei überzeugt gewesen, dass Michael G. der Eigentümer der Immobilie sei.

Der Verteidiger des Angeklagten ging dagegen an: Jeder Hausmeister kümmere sich um sein Haus, ohne gleich Eigentümer zu sein. Sich nur „als Eigentümer aufspielen“ würde gar nichts beweisen.