Leverkusener GroßfamilieEin Hauskauf am Kölner Hansaring, der immer teurer wurde
- Im Prozess gegen Michael G. geraten jetzt die Immobiliengeschäfte ins Visier. Vor zwei Jahren sind der Clan-Chef und seine Familie wild entschlossen, ein Haus zu kaufen.
- Der Preis für die Immobilie in der Kölner Maybachstraße steigt von 1,6 auf gut zwei Millionen Euro, im Laden des Maklers in Köln-Nippes taucht eine Abordnung aus Leverkusen auf.
- „Zehn, 15 Leute“, erinnert dieser sich. Der Grund: Die Kaufverhandlungen stocken.
- Auch für einen alten Porsche fließt ein Liebhaber-Preis: 96.000 Euro. Das Auto ist für den 20-jährigen Sohn.
Leverkusen – Betrug, Geldwäsche. Letztere steht im Mittelpunkt des achten Prozesstags gegen Michael G. und seine Helfer, von denen einer der ältere seiner beiden Söhne ist. Hartmut Helmes, Vorsitzender der 17. Großen Strafkammer am Kölner Landgericht, hat einen Makler als Zeugen geladen, der dem Clan-Chef ein großes Haus an der Maybachstraße in Köln vermittelt hat, Mieter dort und einen Autohändler.
Letzterer vermittelt dem mitangeklagten, damals 20 Jahre alten Sohn vor eindreiviertel Jahren einen Porsche 993 Turbo. Für den letzten Luftgekühlten aus Zuffenhausen gehen 96.000 Euro über den Tisch, obwohl das Auto da schon ein halber Oldtimer und weit über 200.000 Kilometer gelaufen ist. Der Wagen stammt aus Berlin, der Kölner Autohändler tritt nur als Mittelsmann auf und lässt sich den Job mit weiteren tausend Euro bezahlen.
Geld spielt keine Rolle
Kein Problem für Michael G. und seine Familie, da ist der Händler ganz entspannt. Man kennt sich seit langem, wenn auch eher flüchtig. Unter anderem aus einem Immobiliengeschäft: Der Kölner hat dem Leverkusener einst ein Haus abgekauft.
Die Deals des Clan-Chefs mit Betongold spielen eine große Rolle in diesem zweiten Prozess binnen ganz kurzer Frist. Denn da gibt es einige Auffälligkeiten. Zum Beispiel diese: Als Michael G. sich vor rund zwei Jahren für das Mehrfamilienhaus in der Maybachstraße, nah am Hansaring, interessiert, geht der Preis im Lauf der Verhandlungen nicht herunter, sondern steigt, und das sogar beträchtlich: Von 1,6 Millionen, die der Makler zunächst für den eher unauffälligen Bau aufruft, auf gut zwei Millionen Euro.
Kaufen, koste es, was es wolle
Die Großfamilie ist offenbar wild entschlossen, das Haus zu erwerben. Mehrfach taucht eine Abordnung aus Leverkusen im Laden des Maklers in Nippes auf, „zehn, 15 Leute“, erinnert sich der Türke. Der Grund: Die Kaufverhandlungen stocken.
Denn kaum hat der Makler den Kaufinteressenten dem Anbieter vorgestellt, erkennt dieser den Clan-Chef im Fernsehen wieder: Es läuft der Beitrag von „Spiegel-TV“ über die betrügerischen Machenschaften der Großfamilie aus Leverkusen, an deren Spitze unter anderem Michael G. steht.
Nicht gut: Der „Don“ im TV
Mit so jemanden will der Anbieter lieber keine Geschäfte machen, heißt es am Dienstag vor Gericht. Vor allem die Ehefrau habe größte Bedenken geäußert. Michael G. reagiert auf das Zögern mit immer höheren Geboten, sagt der Makler. In Schritten von meist 50.000 Euro sei der Preis nach oben gegangen: „sehr ungewöhnlich“.
Die nächste Überraschung wartet beim Notar, als doch noch alle Bedenken zerstreut sind. Dort tritt nicht etwa Michael G. als Käufer auf, sondern ein bis dahin Fremder: ein Mann, der in und um Köln Bauprojekte abwickelt. Dieser Umstand kostet den Makler am Ende offenbar seine Provision. Nur 500 Euro habe er bekommen, behauptet er vor Gericht.
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Dort sitzt der Komplize neben „Don Mikel“ auf der Anklagebank. Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer, auch er sitzt im Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für den Mann, der Millionen aus den Betrügereien des Michael G. durch den Kauf von Häusern legal gemacht hat. Er sei der große Geldwäscher.