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Fast acht Jahre HaftBergheimer zockte Rentner in Leverkusen und Rhein-Erft ab

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Bergheimer Prozess köln

Der 34-Jährige Robert K. musste sich vor dem Kölner Landgericht wegen Betrugs verantworten.

Köln/Leverkusen/ Rhein-Erft-Kreis – Ein „perverses und erschreckendes System“ nannte der Richter das, wofür sich Robert K. (Name geändert) vor dem Kölner Landgericht verantworten musste: Zusammen mit einer professionellen Betrügerbande erbeutete der 34-Jährige zwischen April und August 2021 mit dem sogenannten Enkel-Trick 200.000 Euro in insgesamt zehn Fällen, unter anderem in Leverkusen, Burscheid, Bergheim und Kerpen. Lange wurde am Gericht darüber diskutiert, wie Robert K. dafür verurteilt werden soll – und wo er die Strafe abzusitzen hat. Seine Anwältin wies darauf hin, dass der 34-jährige Bergheimer seine Schuld lückenlos gestanden hatte.

Der Angeklagte soll innerhalb der Betrügerbande als Bote fungiert haben. Die Hintermänner in Polen setzten ihre Opfer mit Anrufen unter Schock, indem sie sich als nahe Verwandte ausgaben, die sich in einer akuten Notsituation befinden würden und deswegen dringend Geld bräuchten. Robert K. fuhr daraufhin zu ihnen und sammelte, als vermeintlicher Freund des angeblichen Verwandten getarnt, Geld und Schmuck ein. Sein Anteil: Ein Fünftel der Beute.

Kreislauf von Drogensucht und Kriminalität

Nach seiner Festnahme half er dabei, Ermittlungen zu den Hinter- und Verbindungsmännern voranzutreiben. Auch ein Hehler in Köln-Nippes, bei dem Robert K. den Schmuck versetzte, konnte so ermittelt werden.

Die psychologische Gutachterin bescheinigte Robert K. darüber hinaus Chancen, mit einer Therapie in Entzugshaft aus dem Kreislauf von Drogensucht und Kriminalität ausbrechen zu können. Aufgewachsen in den „Strukturen eines Sinti- und Roma-Clans“, so die Gutachterin, wurde Robert K. K. seit 2003 immer wieder wegen Betrugs, Diebstahls und Raub festgenommen, ab 2013 dann auch wegen Drogenhandels. Seit 2015 leitete er eine Verkaufswohnung, vor allem für Kokain, auf dem Kölnberg – und soll dabei selbst mehrere Gramm Kokain und Cannabis am Tag konsumiert haben.

Nachdem er seine Haftstrafe abgesessen und dabei eine dreijährige Therapie absolviert hatte, schaffte er es, einen Job zu finden und von seiner jahrelangen Kokain- und Cannabissucht wegzukommen.

Rückfall wegen Corona-Pandemie?

Der Rückfall in Drogensucht und Kriminalität sei auch durch die Corona-Situation begünstigt worden, so die Gutachterin. Er sei als Vater einer Tochter im Lockdown überfordert gewesen, nachdem er seinen Job in einer Autowerkstatt verloren hatte und seine Gruppentherapie im Lockdown nicht stattfinden konnte.

Die Staatsanwaltschaft sah aber gerade in diesem Rückfall nach einer dreijährigen, erfolgreichen Therapie ein Argument gegen den 34-Jährigen. Obwohl seine Therapeuten ihm eine positive Prognose bescheinigt hatten, wurde er eineinhalb Jahre nach seiner Freilassung wieder straffällig. Auch Kokain und Cannabis konsumierte er wieder. Eine weitere Therapie habe deswegen kaum Chancen auf Erfolg, hieß es.

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Das Gericht sah das anders. Robert K. wurde zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Nur ein Jahr und neun Monate muss er im regulären Strafvollzug verbringen, den Rest der Zeit wird er in einer Entzugsanstalt absitzen und dort eine weitere Therapie beginnen.

„Mit dieser Strafe befinden wir uns an der unteren Grenze dessen, was möglich ist, angesichts dieser widerwärtigen Taten gegenüber unseren älteren und schwächsten Mitbürgern“ sagte der Richter. Robert K. erhalte damit eine „letzte Chance.“