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Sportvereine in der Krise„Wir haben in Leverkusen eine herausragende Solidarität"

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Beim SC Leverkusen passt jemand auf, dass nicht illegal gespielt wird (hinten am Zaun).

Leverkusen – Die Ergebnisse einer Studie der Sporthochschule Köln sind erschreckend: 44 Prozent der mehr als 20 000 deutschlandweit befragten Breitsport-Vereine klagen seit Beginn des zweiten Corona-Lockdown über einen Mitgliederrückgang. Sogar mehr als jeder zweite Sportverein (52,4 Prozent) erwartet in den kommenden zwölf Monaten eine existenzbedrohliche Lage.

40 000 Mitglieder

Ganz so bedrohlich sieht Thorsten Oliver Morig, Geschäftsführer des Sportbund Leverkusen, die Situation in der Stadt bislang nicht. „Wir haben hier in Leverkusen bislang eine herausragende Solidarität der der Mitglieder.“ Von den 110 Vereinen mit insgesamt 40 000 Mitgliedern, die zum Dachverband gehören, ist bislang noch keiner auf ihn zugekommen, weil er sich akut in seiner Existenz bedroht sieht. Ein genaues Bild soll eine großangelegte Umfrage des Landessportbund NRW bringen, der derzeit alle Vereine zu Fragen wie Mitgliederschwund und Finanznot befragt.

Platz offen, aber nur für wenige

Zwar dürfen Sportplätze seit Montag wieder betreten werden, aber nur mit dem eigenen Haushalt oder einer weiteren Person, von Vereinsleben kann da keine Rede sein. Dazu kommt, dass die Hausherren das schwer kontrollieren können und die Plätze im Zweifelsfall lieber geschlossen halten.

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Besonders schwer trifft die Schließung laut Morig die etwa 20 Großvereine in der Stadt, die zum Teil viele hauptamtliche Mitarbeiter und damit hohe laufende Kosten haben. „Aus dem Dorfverein, zu dem man eine persönliche Verbindung hat und bei dem es um einige Euro Monatsgebühr geht, tritt man nicht aus“, sagt Morig.

Ehrenamt in der Krise

Kommerzielle Angebote von Vereinen wie etwa Fitnesscenter oder Gesundheitskurse werden eher gekündigt – und reißen bei kleinen Vereinen ein großes Loch ins Budget, wenn beispielsweise Räume angemietet wurden. Und vor allem kommen keine neuen Mitglieder hinzu. „Abmeldungen gibt es immer“, sagt Morig. „Das große Problem ist, dass sich niemand neu anmeldet, wenn Hallen geschlossen sind.“ Viel dramatischer als den Mitgliederschwund, der sich vermutlich mit einer Lockerung des Lockdowns und gesteigertem Bewegungsbedarf wieder relativieren wird, sieht Morig die Situation im Ehrenamt. „Da hatten wir vor Corona schon Probleme, weil der Nachwuchs fehlt.“ Aktuell können die Ehrenamtler sich kaum betätigen, es bestehe die Gefahr, dass viele Aktivitäten einschlafen. Dass Verein und Ehrenamtler den Kontakt verlieren und sich entfremden. Und dass die vorwiegend älteren Ehrenamtler die aktuelle Situation als Anlass nehmen, ihr Engagement zu beenden. Ohne, dass jemand in die Aufgabe reinwachsen kann. „Das ist ein Problem, das längerfristige Auswirkungen haben kann.“

Telefon stand nicht still

„Der zweite Lockdown macht den Vereinen deutlich mehr zu schaffen als der erste“, sagt Professor Christoph Breuer, Leiter der Studie. Bis zum erneuten Lockdown ab November sei der Anteil an Vereinen ausgeglichen, die Mitgliedschaftsrückgänge oder -zuwächse zu verzeichnen hatten. Mittlerweile habe sich das signifikant verschoben. Bei Morig ist es derzeit erstaunlich ruhig. „Im März stand mein Telefon nicht still, da haben alle Vereine angerufen und wollten wissen: Wie machen wir das denn jetzt? Worauf müssen wir achten?“

Öffnung zu Ostern?

Jetzt, im zweiten Lockdown, scheinen die Vereine sich darauf eingerichtet zu haben. Viele haben auch Onlineangebote geschaffen, um mit ihren Mitgliedern in Kontakt zu bleiben. Besonders Lob hat Morig für die Stadtverwaltung, die die Gebühren für die Hallennutzung für die Zeit des Lockdowns rückwirkend an die Vereine zurückerstattet hat. „Und das, ohne, dass wir danach fragen mussten, das war wirklich großartig.“

Mit einer Prognose für den Sportbetrieb tut sich Morig schwer. „Ich denke, dass wir um Ostern mit Sport draußen beginnen können, natürlich mit den entsprechenden Hygienekonzepten, die es ja bereits gibt.“ Hallensport müsse wohl mindestens bis nach Ostern warten, schätzt Morig. „Aber dann wird es einen Boom geben, weil die Leute sich bewegen und etwas unternehmen wollen.“

Hoffnung auf den 3. März

Die große Herausforderung ist, dass die Vereine und ihre Ehrenamtler auch so lange durchhalten. Der nächste Verhandlungstermin ist der 3. März.