Pro & KontraSollten Weihnachtsmärkte auch nach Weihnachten noch öffnen?
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Leverkusen – Weihnachten ist vorbei – im Kalender zumindest. In den Innenstädten und auf den Weihnachtsmärkten geht es noch weiter. Sowohl das Bergische Dorf in Opladen wie auch der Christkindchenmarkt in Wiesdorf haben noch bis zum 30. Dezember geöffnet. Wir fragen uns: Gefällt uns das?Vor einigen Jahren noch war es durchaus eher üblich, dass die Märkte nur bis Heiligabend offen hatten: Am 23. Dezember konnte man ein letztes Mal seine Runde an den Buden vorbei drehen. Danach war Schluss. Am 24. Dezember haben die Händler dann schon abgebaut.
Mittlerweile fangen die Weihnachtsmärkte nicht nur früher an: Meist Ende November schon, was dann teilweise zu kuriosen Öffnungszeiten führt. Nämlich wenn der Markt für einen Tag geöffnet wird, dann aber am Totensonntag, der meist flugs auf die Öffnung folgt, schon wieder geschlossen werden muss. Schaut man über den Tellerrand sieht man: Der Markt in Duisburg hält den aktuellen Rekord mit einem Start am 14. November dieses Jahres.
Aber die Weihnachtsmärkte öffnen nicht immer früher, sondern gehen auch immer später zu Ende. In Köln haben die Märkte teilweise bis zum 5. Januar geöffnet. Da muss man sich durchaus fragen: Kann man die Weihnachtsstimmung beliebig verlängern, ohne dass sie beliebig wird? Oder andersherum: Sollte man die Weihnachtsstimmung erhalten? Für die Kirche geht schließlich Weihnachten offiziell erst am 2. Februar, an Mariä Lichtmess, zu Ende.
Nach der Arbeit noch schnell über den Weihnachtsmarkt gehetzt, zwischen Geschenke-Kauf-Marathon und Weihnachtsfeier, der zehnten. Kommt Ihnen bekannt vor? Mir auch. Wie gut, dass viele Weihnachtsmärkte wie in Wiesdorf oder in Opladen noch über die Weihnachtsfeiertage hinaus geöffnet sind. Viele Menschen haben jetzt nach Weihnachten zumindest einige Tage frei und haben erst dann so richtig Zeit, den Weihnachtsmarkt zu genießen. Davor war alles eine große Hektik.
Was spricht denn auch dagegen, die Märkte länger zu öffnen? Die Menschen haben auch nach Weihnachten noch das Bedürfnis, in stimmungsvoller Atmosphäre an Buden vorbeizuschlendern, in Ruhe einen Glühwein zu trinken und sich vielleicht entspannt noch die eine oder andere Auslage anzuschauen. Der Winter ist noch lang, Kerzen braucht man auch noch im Januar und auch Schmuck oder Kunstvolles ist ja nicht am 27. Dezember automatisch aus der Mode. Der große Vorteil aber von den verlängerten Öffnungszeiten ist die Zeit und die Muße, die viele Menschen in der Vorweihnachtszeit eben nicht haben. Die sie aber nach dem ganzen Feiertagstrubel vielleicht noch am ehesten finden.
Kontra von Paul Gross: Es ist genug
„Die Arbeit ruht, es ist so weit. Es ist für alle Weihnachtszeit.“ Von wem dieses Zitat stammt, ist bis heute unklar. Es ist aber auch egal. Denn das Weihnachtsfest ist nichts Exklusives, nichts Elitäres, nichts Ausschließendes. Jeder darf Pause machen. Das gilt auch für tausende Verkäufer, die Jahr für Jahr an den Weihnachtsmarktständen der Republik stehen, um Glühwein, Reibekuchen und Dampfnudeln auszugeben. Sie aus der Rechnung zu nehmen, um die eigene vorweihnachtliche Heiterkeit über die Feiertage und darüber hinaus zu retten, ist egoistisch, geradezu unweihnachtlich.
Heißer Glühwein, zimtiger Geruch, die warme Atmosphäre im eisigen Winter. Weihnachtsmärkte sind etwas Besonderes. Wer das Besondere verlängern, ausdehnen und maximieren will, macht es zu etwas Beliebigem. Weihnachtsmärkte sind auch Ort der Überfüllung, der Hektik und der Last-Minute-Geschenke. Wollhandschuhe für 42 Euro braucht es nicht mehr, wenn die familiäre Bescherung beendet ist. Wer die Vorweihnachtszeit über die Festtage hinaus ausdehnt, schafft ein Stück Weihnachten ab. Der 24. Dezember sollte das Weihnachtsfest einläuten. Ab da herrscht Ruhe – auch für die Verkäufer.