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Handel im LockdownAdler-Pleite vergrößert die Not in Leverkusens City C

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Wenn es schlecht läuft, bleibt das letzte Licht in der City C für immer aus: Adler kommt nicht durch den zweiten Lockdown.

Leverkusen – Das letzte helle Licht in der City C könnte nicht wieder angehen, wenn der Lockdown vorüber ist. Der Adler Modemarkt ist pleite. Die erneute Zwangsschließung, durch die alle Einnahmen wegfielen, sei der Grund dafür: „Trotz intensiver Bemühungen war es der Gesellschaft nicht möglich, die entstandene Liquiditätslücke über eine Kapitalzufuhr durch staatliche Unterstützungsfonds durch Investoren zu schließen“, heißt es am Sitz des Unternehmens in Haibach nahe Aschaffenburg. Das Amtsgericht bestätigte am Montag den Eingang des Insolvenzantrags.

Adler war seit vielen Jahren der letzte Magnet in der fast völlig leeren City C. Das war nicht nur gut für die Ladenpassage, sondern auch für die Leverkusener Parkhausgesellschaft. Die Stadt-Tochter ist im Rahmen der bislang fruchtlosen Versuche, die City C wiederzubeleben, zum größten Eigentümer der Ladenflächen geworden und aufgrund des Leerstands selbst in wirtschaftliche Schieflage geraten.

290.000 Euro Miete im Jahr

Einzig von Adler seien noch nennenswerte Mieteinnahmen erzielt worden, sagte am Montag der ehemalige FDP-Ratsherr Friedrich Busch. So habe die LPG etwa im Jahr 2016 rund 290 000 Euro von Adler verbucht. Dass dies nach der Insolvenz so bleibt, bezweifelt der Freidemokrat. Es sei vielmehr „zu vermuten, dass die Mieteinnahmen von einem insolventen Modeunternehmen zunächst wegfallen“. Sodann sei fraglich, dass die Leverkusener Filiale das Insolvenzverfahren übersteht. Adler strebt zwar ein Verfahren in Eigenverantwortung an. Das würde bedeuten, dass die Modekette ihre Filialen weiter bespielen kann, sobald sie wieder öffnen dürfen. Ob das möglich ist, muss aber zunächst das Insolvenzgericht prüfen.

Busch befürchtet jedoch, dass Wiesdorf schlechte Karten hat, wenn – was wahrscheinlich ist – die 142 Standorte in Deutschland unter die Lupe genommen werden. Die Lage in der „trostlosen City C“ sei wahrlich keine Empfehlung und biete keine guten Perspektiven. Damit befinde sich auch die LPG „in einer existenziell bedrohlichen Lage“, auch für sie sei eine Insolvenz nicht auszuschließen, so Busch. Das hätte dann „auch massive negative Auswirkungen auf den Haushalt der Stadt Leverkusen“.

Bei Adler hat man die Lage seit Sonntag nicht mehr in der Hand. Auch bei einem eigenverantwortlichen Insolvenzverfahren müsste sich der Vorstand des börsennotierten Unternehmens den Entscheidungen eines Sachwalters beugen. Die Kette gehört größten Textileinzelhändlern in Deutschland.

Der Staat hat schon geholfen

Im Vor-Corona-Jahr 2019 setzte die Gruppe noch 495,4 Millionen Euro um. 2020 aber geriet das Unternehmen mit seinen 3350 Beschäftigten schnell in Nöte. Schon im ersten Lockdown habe man sich um staatliche Hilfen bemühen müssen, hieß es. Die flossen im Mai. Beim zweiten Mal sei es nicht mehr gelungen, die Liquiditätslücke durch Geld vom Staat oder von Investoren zu schließen. An dem Unternehmen sind Finanzinvestoren beteiligt, seit der Metro-Konzern Adler im Februar 2009 nach jahrelanger Suche nach einem Erwerber verkauft hatte. Die meisten Anteile hält nach jüngsten Angaben die Steilmann-Gruppe, die freilich selbst in Schwierigkeiten steckt. Im Lauf des vorigen Jahres war die Rede davon, dass Steilmann sich von den Adler-Anteilen trennen will.

Firmengründer Wolfgang Adler hatte sich schon 1982 aus dem Geschäft zurückgezogen. In den Jahren danach wuchs das Unternehmen beträchtlich, auch durch Übernahmen. Auch bei Wehmeyer bediente Adler sich. Da war das Leverkusener Kapitel für diese Textilkette aber schon beendet.

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Über den Standort am Nordeingang der City C wurde bei Adler zwischendurch debattiert. In Rede stand dabei ein Umzug in die Luminaden. Dort ist das Umfeld noch etwas mehr intakt. Erst recht, seit der Kaufhof-Standort längerfristig gesichert scheint. (mit dpa)