Neue ChefärztinGeburtshilfe in Opladen wird weitergeführt
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Leverkusen – Fast drei Jahrzehnte lang hat Dr. Anton Humrich die Frauenklinik im Remigius-Krankenhaus Opladen geleitet. Als sein Ruhestand näher rückte, kam die Frage auf, ob mit dem Ende dieser Ära nicht auch das Ende der Geburtshilfe in Opladen kommen würde.
„Natürlich haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie viele Geburten man im Jahr haben muss, um kostendeckend zu arbeiten“, sagt Krankenhaus-Direktor Martin Biller. Genau beziffern kann er das nicht, aber klar ist: 542 Geburten im Jahr 2017 reichen dafür nicht. Die Konkurrenz in der Umgebung ist groß, die Versicherungspolicen für Geburtskliniken sind hoch.
Trotzdem hat sich die K-plus Gruppe entschieden, den Standort der Frauenklinik zu halten. Zum einen sei das eine politische Entscheidung gewesen, weil man in Leverkusen eine christliche – heißt: katholische – Geburtsklinik beibehalten wollte. Noch wichtiger aber: „Wir haben hier mit dem Opladener Modell eine Besonderheit, von der wir wissen, dass viele Frauen Wert darauf legen. Das Feld wollen wir nicht aufgeben“, sagt Biller mit Blick auf die hier entwickelte Form der Geburtshilfe (siehe „Opladener Modell“).
So stand Biller vor der Aufgabe, einen Ersatz für Humrich zu finden, der sowohl die Geburtshilfe voranbringen, als auch lukrativere Geschäftsfelder entwickeln kann. Gefunden hat er Dr. Mahdis Najafpour, bis dato Leitende Oberärztin in Troisdorf. Die 41-Jährige ist spezialisiert auf operative Gynäkologie in minimal-invasiven Verfahren. Das heißt, dass sie zum Beispiel Tumore an Gebärmutter oder Eierstöcken lediglich durch eine kleine Sonde operiert. „Natürlich kann man immer den Bauch aufschneiden und nachschauen, was da los ist, aber da hinterlässt man auch viel Schaden“, schwärmt die gebürtige Iranerin von der Operations-Methode. Außerdem will sie ein neues Programm für Frauen mit Harn-Inkontinenz und Beckenbodensenkung in Opladen etablieren, das sowohl konservative wie auch operative Methoden zurückgreifen kann. „Das sind total häufige Probleme, die die Frauen stark belasten, die aber tabuisiert werden“, sagt Najafpour.
Die Zertifizierung als Beckenbodenzentrum hat das Krankenhaus bereits beantragt. „Wenn man so etwas vorweisen kann, schicken auch niedergelassene Ärzte ihre Patientinnen eher zur Behandlung hierher“, erklärt Najafpour. Mit diesen Spezialisierungen, die in dieser Form regional noch nicht angeboten werden, soll die Chefärztin sich – und die Geburtshilfe – sozusagen selbst quersubventionieren.
Für Najafpour ist das die perfekte Mischung: „Mein Vater ist blind, deswegen wollte ich immer schon Ärztin werden und operieren.“ Sie sei einfach glücklich, wenn sie im OP stehen könne. Aber das Gefühl, einem neuen Leben auf die Welt zu helfen, das gibt es in keinem anderen Fachbereich. „Und das ist einfach etwas sehr schönes.“
Opladener Modell
In der Geburtshilfe setzt das Remigius-Krankenhaus stark auf ein Team von Hebammen, die Mutter und Kind nicht nur während der Geburt, sondern auch auf der Wochenstation und zum Teil später zu Hause betreuen. Sie wechseln in einem Rotationssystem zwischen Kreißsaal, Wochenstation und Kinderzimmer. Gleichzeitig kann auf ärztliche und chirurgische Hilfe zurückgegriffen werden, wenn gewünscht. Diese persönliche Form der Betreuung ist als „Opladener Modell“ bekannt geworden. (stes)