Eigenheime statt ObstbäumeAnwohner protestieren gegen Baupläne in Niederblecher
- Am Stadtrand bei Niederblecher plant ein Investor den Bau von fünf Einfamilienhäusern.
- Nachbarn sind empört, Naturschützer sprechen von einem Kleinod, das geopfert werde.
- Das Bauvorhaben noch zu stoppen, erscheint allerdings kaum möglich.
Leverkusen – Die Straße Wüstenhof und die Ortschaft Niederblecher dürften den meisten Leverkusenern eher nicht bekannt sein. Wer im Nordosten die L188 (vormals B 51) von Schlebusch in Richtung Burscheid fährt und dann kurz vor der Stadtgrenze in Höhe des Restaurants Japan-Haus nach links in eine kleine Straße hinab ins Tal abbiegt, ist auf dem richtigen Weg. Die Straße ist eng, reicht gerade mal für eine Fahrzeugbreite, und führt durch Wald hinab ins kleine Dorf Niederblecher. Kinder spielen auf der Straße, Werkzeuge liegen herum, hier kennen Nachbarn noch einander.
Fünf Einfamilienhäuser
Dass es demnächst neue Nachbarn geben soll, die ganz anders wohnen werden, ist einigen der Dorfbewohner ein Dorn im Auge. Was kommen soll, ist im Internet auf dem Immobilienportal „Immo Scout 24“ zu sehen. Die Firma Haus Form Art aus Meerbusch hat dort den Neubau von fünf freistehenden Einfamilienhäusern annonciert. 154 Quadratmeter Wohnfläche auf 710 Quadratmeter großen Grundstücken zu 432 700 Euro, bezugsfrei ab 2019.
Das Bezugsdatum hat wohl nicht geklappt, und das Projekt ist aktuell (seit August 2018) auch aus der Vermarktung genommen, wie es dort heißt. Und in Niederblecher gibt es anstelle der geplanten Erschließungsstraße weiterhin nur einen anderthalb Meter breiten Fußweg.
Damit aber geht der Ärger auch los: Der Fußweg soll zu einer 5,50 Meter breiten Straße ausgebaut, dafür tiefergelegt werden und schließlich in einen Wendehammer münden. Dort könnten sich – auf dem dann mutmaßlich breitesten Straßenabschnitt im Dorf, Pkw und Lkw begegnen.
Baumbestand wird geopfert
Dafür aber müssten einige Bäume und Buschwerk geopfert werden, darunter, im Areal des geplanten Wendehammers, ein alter Obstbaumbestand.
Darauf wiesen Anwohner die Untere Naturschutzbehörde hin, deren Mitarbeiter bei der Ortsbesichtigung von einem „Kleinod“ sprach und anmerkte, eine solche Planung würde an dieser Stelle heute sicher nicht mehr bewilligt.
Auch an der Neukronenberger Straße wird gegen die Bebauungspläne protestiert. Lesen Sie hier mehr.
Ist sie aber längst, ein gültiger Bebauungsplan lässt die Wohnhäuser trotz starker Hanglage und Eingriffs in die Natur zu. Als im Mai die ersten Bäume und Sträucher für den geplanten Straßenbau entfernt wurden, schaltete sich der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ein, da solche Arbeiten in der Vogelbrutzeit nicht zulässig sind.
Arbeiten vorerst gestoppt
Die Stadtverwaltung ließ die Arbeiten stoppen, die ausführende Firma packte wieder ein. Doch jetzt, vier Jahre nachdem die Nachbarn den Bauplänen im ordentlichen Verfahren hätten widersprechen können, schlagen sie Alarm. Dass die Baugrundstücke wegen ihrer extremen Hanglage unattraktiv seien und daher schwer verkäuflich, glauben aber nur wenige.
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Auch Ingrid Meyer, Sprecherin des BUND Leverkusen, glaubt nicht, dass rechtlich noch etwas gegen die Neubauten und den umfangreichen Straßenausbau zu erreichen sei. Dass ausgerechnet eine Wiese mit alten Obstbäumen für eine Zufahrt zu fünf Häusern geopfert werde, sei mehr als bedauerlich. „Solche Entscheidungen machen das Leverkusener »Leitbild Grün« zu purer Makulatur!“