„Horror für die Leute“Anwohner in Manfort kämpfen weiter gegen A3-Ausbau
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Wenn die A3 oberirdisch ausgebaut wird, hat das für viele Anwohner drastische Konsequenzen. Für die Grundstücke, für die Gärten.
Welche, haben wir uns bei betroffenen Anwohnern in Manfort angeschaut.
Leverkusen – Eine kleine Oase hat sich Marion Ladwig in ihrem Garten geschaffen: Liegestühle laden zum Entspannen ein, nebenan ranken Weinreben, ein Pool wartet auf seinen Einsatz am kommenden Wochenende. Werden die Planungen zum Ausbau der Autobahn 3 so umgesetzt, wie Straßen NRW es befürwortet, wird hier aber irgendwann alles dem Erdboden gleich gemacht. Eine riesige Lärmschutzwand wird statt des Pools in die Höhe ragen und Marion Ladwig einen Großteil ihres Gartens nehmen – und ihren Pflanzen die Sonne.
Immer mehr Verkehr auf den Straßen, die Autobahnen werden immer voller. Hier in Manfort, links und rechts der A 3, kämpfen die Anwohner gegen die Verbreiterung der Autobahn und für einen Tunnel. Der würde den Verkehr unter die Erde legen und den Lärm reduzieren.
Das Land lehnt den Tunnel allerdings ab. Die Verlegung der Fahrspuren würde nach seiner Einschätzung nicht nur das Zehnfache eines Ausbaus in Bestandslage kosten – kalkuliert sind 2,6 Milliarden gegenüber 233 Millionen Euro –, die Planer rechnen außerdem mit der doppelten Bauzeit. Das würde nicht nur den Verkehr auf der Autobahn stark behindern, sondern auch die Stadt belasten.
Solange aber noch nichts fest steht und das Planfeststellungsverfahren nicht angelaufen ist, kämpfen die Anwohner weiter für die Tunnellösung, so auch Friedrich Jonas von der Interessengemeinschaft Schleswig-Holstein-Siedlung. Er will gemeinsam mit der Initiative „Lev kontra Raststätte“ für den 8. September möglichst viele Leverkusener für eine große Menschenkette mobilisieren. „Ich stecke den Kopf nicht in den Sand. Solange der Tunnel noch möglich ist, gebe ich nicht auf“, betont Jonas, der selbst in der Schleswig-Holstein-Siedlung wohnt. Würde die Autobahn verbreitert, würden viele nicht nur ihre Gärten verlieren, es müssten auch Häuser abgebrochen werden, erklärt Jonas, in der Syltstraße beispielsweise, in der Alsenstraße oder am Stadtpark. Das Wort „Enteignung“ geistert herum.
Hubert Mertin wohnt seit 1979 in einer Doppelhaushälfte am Stadtpark, die es vielleicht bald nicht mehr geben wird. Der 73-Jährige sieht es pragmatisch: „Wenn der Preis stimmt, bin ich weg.“ Andere Nachbarn fragen sich, was denn ihr Haus und Grundstück noch wert sind, wenn eine meterhohe Lärmschutzwand ihren Garten zerschneidet. „Ich habe gerade eine neue Heizung eingebaut“, erzählt Rolf Luxem, der seit 31 Jahren auf dem Ratherkämp wohnt. Auch Solarmodule habe er installiert.
Für Marion Ladwig ist das Thema wesentlich emotionaler. Weg mit dem schönen Garten und der Oase? „Das kann man nicht mit Geld aufwiegen“, betont die 56-Jährige. Sie ist in der Straße aufgewachsen, fühlt sich wohl, der Vater hat viel im Haus und im Garten geholfen. Wie viel ihres Grundstücks weggenommen würde, ist unklar. Denn vor der Lärmschutzwand befindet sich ein knapp drei Meter breiter Schutzstreifen. Den braucht Straßen NRW, um eventuelle Schäden auch von außerhalb begutachten zu können.
Aktivist Friedrich Jonas hatte bei der Behörde angefragt, ob bei einem A3-Ausbau der Schutzstreifen ebenfalls verschoben und zusätzlich Fläche von den Anliegern wegnehmen würde. Die Antwort: Es käme darauf an, ob die Anlieger Straßen NRW Zutritt zu ihren Grundstücken gewähren würden.
„Das alles ist Horror für die Leute“, betont Jonas. Er hofft auf Tausende Menschen, die sich Anfang September von Lützenkirchen bis zur Gustav-Heinemann-Straße an die Hand nehmen, um ihren Protest zu bekunden. Nicht nur gegen die A3-Verbreiterung, auch gegen die geplanten Raststätten an der A1 bei Lützenkirchen und Dürscheid soll demonstriert werden. Die Organisatoren beider Initiativen stehen in regem Kontakt.
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