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Ansteckende KrankheitenKlinikum Leverkusen mit zweithöchster Sicherheitsstufe in NRW

Lesezeit 4 Minuten

Professor Reuter in einem der Zimmer. Die Fenster kann man hier nicht öffnen, daher gibt es eine spezielle Lüftungsanlage. Links im Bild sieht man den Zugang zur Schleuse.

Leverkusen – Seit zweieinhalb Jahren leitet Professor Dr. Stefan Reuter die damals neu gebaute Infektiologie für besonders ansteckende Krankheiten im Klinikum Leverkusen. Schüttelt man da noch gerne Hände? „Auf jeden Fall“, lacht Reuter, der vom Magazin „Fokus“ als einer der besten Mediziner auf seinem Fachgebiet ausgezeichnet wurde. Besondere hygienische Vorsichtsmaßnahmen bei der Arbeit seien die eine Sache. „Aber zwischenmenschlichen Kontakt muss man deswegen ja nicht aufgeben, das wäre schade, wenn man anderen Menschen nur noch mit Sicherheitsabstand gegenübertreten könnte.“

Reuter ist stolz auf seine Station, die er selbst mit konzipiert und bei der geplanten Aufstockung des Klinikum-Hauptgebäudes durchgesetzt hat. Sie hat die zweithöchste Sicherheitsstufe B+, höher eingestuft ist in NRW nur die Spezialisolierstation in der Uniklinik Düsseldorf, die Reuter ebenfalls mit entworfen hat. „Die ganz schweren Fälle wie etwa Ebola, bei denen die Ärzte sich diese Raumanzüge anziehen müssen, können wir hier nicht behandeln, aber alles aus der zweithöchsten Kategorie können wir aufnehmen.“ Dazu zählen zum Beispiel Masern und Tuberkulose, beides Erkrankungen, die auf seiner Station regelmäßig behandelt werden müssen. „Einen Masernfall hatten wir gerade erst letzte Woche wieder“, sagt Reuter – und appelliert an alle, ihren Impfschutz zu überprüfen und gegebenenfalls nachzubessern.

Ein Mülleimer für gebrauchte Anziehsachen

Mittlerweile hat sich nicht nur im Klinikum, sondern auch bei den Leverkusener Hausärzten herumgesprochen, dass es ratsam sein kann, sich bei Verdacht auf eine ansteckende Krankheit direkt bei der Infektiologie zu melden. „Die meisten Fälle bekommen wir von unserer Ambulanz übermittelt, aber es kommt auch vor, das Hausärzte uns um Rat fragen und zum Beispiel erst einmal ein Foto schicken oder die Krankheit beschreiben“, erklärt Reuter die Arbeitsabläufe. „Wenn dann zum Beispiel bei einem Erwachsenen Windpocken festgestellt werden, kann der Patient direkt aus der Arztpraxis im Krankenwagen auf die Isolierstation gebracht werden, ohne dass er mit weiteren Personen in Kontakt kommt und durch das Krankenhaus laufen muss.“

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Dass Reuter entspannt Hände schütteln kann, liegt auch daran, dass er auf ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem in seiner Abteilung vertrauen kann. Jedes der vier Doppel- und vier Einzelzimmer ist nur durch eine Schleuse zu betreten, bei der nie beide Türen gleichzeitig geöffnet sein dürfen – sonst piept es laut los. In der Schleuse stehen Umkleide- und Desinfektionsmöglichkeiten bereit. Die Luft aus dem Zimmern wird direkt über ein Lüftungssystem abgepumpt und gelangt nicht in den Flur oder andere Krankenhausteile. Auch wenn es von Innen wie ein normales Krankenhauszimmer aussieht – ein wenig erinnert das Ganze an ein Gefängnis.

„Ein Segen für alle“

„Natürlich sind Patienten schon mal schockiert, wenn man ihnen sagt, dass sie in ein Isolationszimmer kommen, aber da haben sie keine Wahl, das entscheiden wir zum Wohle dieses und der anderen Patienten“, sagt Reuter. Bei multiresistenter Tuberkulose liege der Aufenthalt zumeist bei mindestens zwei, oder auch mal vier Wochen. „Das ist dann schon schwer, wenn die Patienten aus ihrem Leben gerissen werden und gesagt bekommen, dass sie dieses Zimmer mal mindestens zwei Wochen nicht verlassen dürfen“, berichtet Reuter aus dem Klinikalltag. Nichtsdestotrotz sei die Infektiologie ein Segen für alle.

Auf den normalen Stationen gibt es nur diese Hygieneinseln.

„Es ist normal, das Patienten in Isolierzimmern seltener von Ärzten und Schwestern aufgesucht werden, weil es mehr Aufwand ist, das Zimmer zu betreten“, sagt Reuter. Früher hätte jede Station im Klinikum ein Isolationszimmer gehabt, viele haben das immer noch. „Aber es ist besser, wenn wir diese Patienten konzentriert hier haben, dann können wir sicher stellen, das alle gut versorgt sind.“

Die Urlaubszeit macht Stefan Reuter keine großen Sorgen. Mit exotischen Krankheiten aus tropischen Ländern hat er wenig zu tun. „Die meisten Erkrankungen, an die man da denkt, wie Malaria oder Dengue Fieber sind nicht ansteckend und somit kein Fall für die Isolierstation“, erklärt er. Häufiger bringen Patienten Durchfallerkrankungen aus dem Urlaub mit, wenn der Ursprung unklar ist, können sie durchaus bei ihm landen.

Hochbetrieb droht der Station wieder, wenn es auf den Winter zugeht und Erreger wie der Noro-Virus ihr Unwesen treiben. „Wobei es den mittlerweile sogar auch im Sommer gibt“, betont Reuter. Auch nach mehr als zwei Jahren gibt es immer wieder Überraschungen.