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Jüdischer Verein feiertDie erste Tora in Leverkusen seit dem Synagogenbrand

Lesezeit 2 Minuten

Ausgelassen feierten am Sonntag die Mitglieder des jüdischen Vereins Davidstern mit der Tora.

  1. Erstmals seit 81 Jahren konnte der jüdische Verein ein Fest mit einer echten Tora auf Leverkusener Stadtgebiet feiern.
  2. Raphael Evers, der Oberrabbiner der Düsseldorfer jüdischen Gemeinde, war mit einer Schriftrolle im Vereinsheim an der Kaiserstraße zu Besuch.
  3. Wir waren bei der ausgelassenen Feier dabei.

Leverkusen – Für viele im jüdischen Verein Davidstern war der Sonntag ein bewegender Tag, denn erstmals seit 81 Jahren konnte der kleine Verein ein Fest mit einer echten Tora auf Leverkusener Stadtgebiet feiern. Das war vermutlich zuletzt im Jahr 1938 möglich gewesen, als die Synagoge in Opladen noch stand und sich darin eine der heiligen Schriftrollen befunden hat.

In jeder Synagoge wird mindestens eine Schriftrolle aufbewahrt, in der auf Hebräisch die ersten fünf Bücher Mose aufgeschrieben sind, die auch Teil des Alten Testaments in der Bibel sind. Die alte Opladener Tora wurde einen Tag nach der Reichspogromnacht am 10. November 1938 entweder gestohlen, denn die Synagoge wurde erst geplündert, aber womöglich auch anschließend durch ein Feuer zerstört, das die Nationalsozialisten gelegt hatten.

Schriftrolle ist verschollen

Jedenfalls hat der Vorsitzende des Vereins Davidstern, Lev Ismikhanov, bisher keine Kenntnis über den Verbleib der eigenen Rolle. Umso mehr freute er sich am Sonntagvormittag bei der Feier. Raphael Evers, der Oberrabbiner der Düsseldorfer jüdischen Gemeinde, kam mit einer schönen großen Schriftrolle im Vereinsheim an der Kaiserstraße zu Besuch. Dort ließ man die Tora hochleben. Im Heim wurde getanzt, die in einer Samthülle steckende Tora wurde beim Tanzen von einem Mann zum nächsten gereicht. Das viele Meter lange Pergament, das auf zwei Holzstäbe aufgerollt ist, scheint schwer zu sein. Es wird gesungen, die Stimmung ist ausgelassen, auch der Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz ist dabei. Es gibt sogar eine kleine Polonaise hinter der Rolle her: eine getanzte Prozession.

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Die Tora, die Raphael Evers mitgebracht hat, hat eine bewegte Geschichte, denn sie ist alt. Sie lag bis zur Reichspogromnacht 1938 in der Nürnberger Synagoge, wurde dort schwer beschädigt, ging aber nicht verloren. Familienmitglieder des Rabbiners flüchteten damals in die Niederlande.

Evers bekam Schriftrolle und Restaurierung von seinen Kindern zum 65. Geburtstag geschenkt und nimmt sie nun als Leih-Tora mit zu den angegliederten Vereinen. Die Tora-Feier war kurz, aber heftig. Die Luft im Raum glühte. Gut 90 Minuten, nachdem sie gekommen waren, zogen die Düsseldorfer mit der Tora weiter. In einer anderen Gemeinde, die auch keine eigene Synagoge hat, erwartete man sie schon.