Serie „Kunst-Einblicke“Was das Zwillingsbild im Museum Morsbroich so besonders macht
- „1:1“ heißt die Ausstellung, die derzeit im Museum Morsbroich zu sehen ist.
- In unserer Serie stellen wir einige der spannendsten Werke vor.
- Den Anfang machen die „Howden Twins“ von Rainer Gross.
Leverkusen – „1:1“ heißt sie, die Ausstellung, die gerade im Museum Morsbroich zu sehen ist. Und dieser Titel steht symbolisch für das, was dieses Haus seit seiner Eröffnung in den 50er Jahren ausmacht: der Blick auf die zeitgenössische Kunst. Die Kunst der Zeit, in der wir leben. Aktuelle Kunst. Maßstab eins zu eins eben. Gezeigt wird das mittels eines Einblicks in die Sammlung des Museums. Mit Werken populärer Künstler. Unbekannter Künstler. Vielleicht vergessener Künstler. Lebender und bereits verstorbener Künstler. Sprich: Die ganze Bandbreite ist vertreten.
Und das ist Grund genug, auch und gerade während der Sommerzeit, in der es ja vor allem draußen unter freiem Himmel schöne Dinge zu sehen gibt, den Blick ins Innere zu werfen: Wir stellen Ihnen in einer kleinen Serie einige der derzeit in Morsbroich gezeigten Arbeiten vor und erzählen ein wenig zu Intention, Künstler und Entstehungsgeschichte.
Faszinierende Zwillinge
Den Beginn macht das zweiteilige Bild „Howden Twins“ von Rainer Gross. Im großen Format zieht es den Besucher von „1:1“ direkt hinein in die Ausstellung. Und hängt dort als perfektes Beispiel für die Einzigartigkeit von Kunst, denn: Um seine „Zwillinge“ zu schaffen, malte Gross Muster aus intensiven Ölfarben und Strukturen auf eine Leinwand, legte diese auf eine andere Leinwand und schuf durch den Abdruck eine Kopie, die nur scheinbar vollkommen identisch mit dem „Original“ ist. Denn erstens drehte er das zweite Bild an der Wand um 180 Grad, so dass die Ähnlichkeiten erst nach und nach zu entdecken sind. Und zweitens übernahm die zweite Leinwand natürlich an keiner Stelle zu hundert Prozent die Farben und Strukturen der Vorlage. Ein gleichsam simpler wie genialer Schachzug des Künstlers.
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Gross, der die „Howden Twins“ 1998 erschuf, hat übrigens durchaus seinen Bezug zum Museum: Er ist Kölner und lebt um die Ecke in Odenthal. Aufsehen erregte er in der jüngeren Vergangenheit unter anderem durch seine gemeinsame Ausstellung mit dem Bap-Sänger Wolfgang Niedecken und dessen früherem Percussionisten Manfred Boecker in der Bergisch Gladbacher Villa Zanders. Der Grund für diese Kollaboration im Jahre 2017: Die drei sind Freunde und waren in den 70er Jahren gemeinsam zu Kunststudien in New York.
Das Zwillingsmotiv ist übrigens eine Spezialität und ein künstlerischer Fingerabdruck Gross’: Im Laufe seiner Kunstkarriere schuf er zig solcher doppelten Bilder.
1:1 – Begegnung mit Originalen aus der Sammlung des Museum Morsbroich ist bis zum 30. August im Schloss zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr.