Ruppichteroth – Als „Perle des Bröltals“ gilt die einstige Bergbau-Gemeinde Ruppichteroth, und damit ist nicht nur die liebliche Landschaft mit Hügeln, Wäldern und Wiesen und mit ihrem Netz an zahllosen Wanderwegen gemeint. Die Bäche nämlich waren einst Heimat der Flussperlmuschel, die bis 1930 nachgewiesen wurde. Engagierte Naturschützer, die schon den Lachs eingebürgert haben, hoffen darauf, dass auch andere sensible Wasserbewohner in der Gemeinde wieder eine Zukunft haben. Kein Zweifel, in dieser Gemeinde ist „die Landschaft der Star“, wie der Slogan beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ lautete, bei dem Ruppichteroth schon dreimal Edelmetall holte.
Das pittoreske Flair im historischen Ortskern, in dem die einzige erhaltene Synagoge im Rhein-Sieg-Kreis steht, genießen Einheimische und Gäste vor allem bei der „Döörper Weihnacht“. Besucher über die Region hinaus zieht auch die Historische Rheinische Christophorus-Fahrt im Mai an, die die Tradition stilvoller Oldtimer-Rallyes im Bröltal wiederbelebt.
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Die Döörper fühlen sich wohl in ihrer Gemeinde, und die viel beschworene Grenze „Honger Kuchem“, die einst die früheren Amtsgemeinden Ruppichteroth und Winterscheid trennte, spielt allenfalls noch zu Karneval in der Bütt eine Rolle. Im Gegenteil, der Zusammenhalt spiegelt sich auch in der großen Zahl an Vereinen, die das dörfliche Leben attraktiv machen.
ÖPNV gilt als Schwachpunkt der Gemeinde Ruppichteroth
Ein Anziehungspunkt für die Ruppichterother ist auch das Huwil-Center, das auf dem Gelände der ehemaligen Firma Willach entstand. In jüngster Zeit beobachtet Bürgermeister Mario Loskill eine Wiederbelebung des Einzelhandels etwa durch Buchladen und Optikergeschäft. Dünn gesät ist freilich das Angebot an Restaurants und Gaststätten, auf dem Land sind Fachkräfte nur schwer zu finden.
Wer weiss denn sowas?
Als der Dreißigjährige Krieg das Land verwüstete, reckte sie ihre ersten Ästchen in den Himmel. Sie überstand das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, Kaiserreich, Weimarer Republik und NS-Regime sowie die über 40 Jahre dauernde deutsche Teilung. Vier Jahrhunderte alt ist die Esskastanie im Ortsteil Rotscheroth. Mit einem Stammumfang von etwa sieben Metern ist sie der dickste Baum in Nordrhein-Westfalen. Ein wahrlich staatstragendes Naturdenkmal, verläuft doch daran vorbei auch der Wanderweg der Deutschen Einheit, der sich zwischen Görlitz und Aachen erstreckt. Damit Castanea sativa, so ihr lateinischer Name, stets gut sichtbar bleibt, werden die Gehölze in ihrer Umgebung immer wieder zurückgeschnitten.
Wer Kultur und Kulinarisches genießen will, muss in die Kreisstadt Siegburg fahren, doch ohne Auto ist das mühsam. Eine direkte Buslinie gibt es nicht, in Hennef ist Umsteigen angesagt. Der ÖPNV gilt als Schwachpunkt in der Gemeinde, die von nur zwei Buslinien angefahren wird. Eigeninitiative ist gefragt. So fährt seit 2012 der Bürgerbus die Dörfer an. Und was früher Trampen war, ist heute die blaugestrichene Mitfahrerbank: Wer darauf Platz nimmt, kann auf Mitnahme durch freundliche Autofahrer hoffen.
Neue Baugebiete werden erschlossen
Zu den Bahnhöfen an der Sieg aber gibt es keine direkte Verbindung. Über die Beteiligung an der Regionale 2025 will Ruppichteroth erreichen, dass Schnellbuslinien zu den Bahnhöfen eingerichtet werden. Und der Bürgermeister macht beim Land NRW Druck, dass die Erweiterung der Allner Brücke nun endlich kommt. Ein Nadelöhr, das täglich zahlreiche Ruppichterother Pkw-Fahrer auf dem Weg zum nächsten Autobahnanschluss passieren müssen. Und es werden immer mehr, die Pendlergemeinde wächst.
Im neuen Baugebiet Winterscheid-Ost, das Wohnraum für 100 Menschen bietet, haben gerade die Ausschachtungsarbeiten begonnen. Danach soll sich die Siedlung Winterscheid-Nordost anschließen. Auch eine Fläche nördlich des Friedhofs im Zentralort Ruppichteroth wird als Baugebiet erschlossen.