Rotbach erhält neuen Verlauf„Wir haben ein sehr hohes Hochwasserrisiko in Sinzenich“
Sinzenich/Schwerfen – Erst der Starkregen am Dienstag, der einen Einsatz der Feuerwehren rund um Eiserfey nach sich zog, dann der Regen am Mittwochabend im Nordkreis, der ebenfalls für vollgelaufene Keller und überflutete Straßen sorgte.
Damit so etwas in Sinzenich am besten nicht mehr passiert, will der Erftverband den Rotbach umbetten. Der konnte nämlich beim Jahrtausend-Regen am 21. Juli 2016 die Wassermassen nicht aufnehmen, was zur Folge hatte, dass unter anderem der Kindergarten in Sinzenich unter Wasser stand und aufwendig saniert werden musste.
Sinzenich: Sehr hohes Hochwasserrisiko
„Wir haben aktuell ein sehr hohes Hochwasserrisiko in Sinzenich“, sagt Christian Gattke, Hochwasser-Experte beim Erftverband. Das liege an der Topographie und der Tatsache, dass der Rotbach etwa einen Meter oberhalb des Ortes fließe. Sobald es Hochwasser gebe, liefen die Wassermassen unweigerlich nach Sinzenich, berichtete der Experte. Um dieses Risiko drastisch zu senken, hat der Erftverband ein Konzept erarbeitet, dass das Wasser auch dann nicht Sinzenich überflutet, wenn Regen in einer derartigen Menge vom Himmel fällt, die statistisch nur einmal in 80 Jahren vorkommt. Es sieht vor, dass der Rotbach im Bereich von Sinzenich umgebettet wird.
13 Einsätze im Kreis
Es fing alles recht harmlos an, doch dann öffnete gegen 21 Uhr der Himmel über Euskirchen seine Schleusen. 31 Liter pro Quadratmeter kamen allein in der Euskirchener Südstadt runter.
Nach Angaben der Euskirchener Leitstelle rückten die Feuerwehren zwischen 21 und 23 Uhr insgesamt 13-Mal aus. „Es standen Keller unter Wasser, es waren Straßen überflutet“, berichtete Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises. In einer Turnhalle in Füssenich lief das Wasser durch ein Loch in der Decke ins Innere.
In Wüschheim war die Reichstraße (L 194) auf einer Länge von mehreren Metern überflutet, an der Gottfried-Disse-Straße in Euskirchen war ein Keller vollgelaufen. (tom)
Auch der Marienbach soll teilweise künftig einen neuen Verlauf nehmen. Zudem soll zwischen Ortsgrenze und Rotbach das Gelände derart erhöht werden, dass eine natürliche Barriere für die Wassermassen entsteht. „Die Aue bietet einen zusätzlichen Schutz“, so Gattke. Der jetzige Verlauf des Marienbachs bis zur Landesstraße 178 werde nach der Verlegung verfüllt.
Ursprünglich war sogar ein Schutz vor einem 100-jährigen Hochwasser geplant. Das hätte laut Gattke aber zur Folge gehabt, dass in einem solchen Fall der Ort Lövenich überflutet wird. Deshalb habe man einen Kompromiss gesucht. „Der sieht vor, dass bei einem 100-jährigen Hochwasser nun die Schutzvorrichtungen überströmt werden“, so Gattke: „Wir wollen mit der Umsetzung noch in diesem Jahr beginnen.“
Schwerfen: Erste Maßnahmen sind bereits abgeschlossen
Die ersten Maßnahmen, den Hochwasserschutz in Schwerfen zu erhöhen, sind bereits abgeschlossen. Die Mitarbeiter des Erftverbandes haben den Uferbereich des Rotbachs etwa 30 Meter vor der Fußgängerbrücke An der Gülichsburg deutlich erweitert. Zeitgleich wurde das Bachbett in diesem Bereich flacher. „Einfach gesagt, der Bereich kann an dieser Stelle nun mehr Wasser aufnehmen“, sagte Dr. Bernd Bucher, Vorsitzender des Erftverbandes bei der Vorstellung der Maßnahme.
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Damit sei der Hochwasserschutz in Schwerfen aber noch lange nicht abgeschlossen, ergänzte nun Christian Gattke vom Erftverband im Zülpicher Strukturausschuss. Es folge noch eine Hochwasser-Leitstruktur an der Alten Bachstraße im kommenden Jahr sowie eine Hochwasser-Rückleitung an der Straße An der Gülichsburg und eine Auenretention. Beides solle noch in diesem Jahr umgesetzt werden, so Gattke.
Im Bereich des Sportplatzes soll ein natürliches Überlaufbecken geschaffen werden, indem ein Erdwall aufgeschüttet wird. Das Areal, das derzeit als Bolzplatz und Parkplatz genutzt wird, soll für diese Zwecke weiter zur Verfügung stehen.