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„Wir bauen nicht für Kölner”In Zülpich entsteht ein großes Neubau-Areal mit Seeblick

Lesezeit 4 Minuten
Seeterrassen Konzept Birdseye

So könnte das Baugebiet „Seeterrassen“ aussehen: Bis zu 1500 Menschen könnten auf dem Areal leben und arbeiten. 

  1. 340 Grundstücke sollen zwischen Seepark und dem Nahversorgungszentrum an der Bonner Straße in Zülpich erschlossen werden.
  2. „Wir bauen nicht für Kölner”, sagt Ulf Hürtgen, Bürgermeister von Zülpich, zu den geplanten „Seeterrassen“. Der Wohndruck sei auch ohne Zuzug enorm.
  3. Was die Investoren dort konkret vorhaben und warum sie Steinvorgärten verhindern wollen: Lesen Sie hier die Hintergründe.

Zülpich – Georg Schmiedel bezeichnet die „Seeterrassen“ als Traum- und Vorzeigeprojekt für die gesamte Region. Das Ziel des Geschäftsführers des Euskirchener Unternehmens F&S concept ist es, Wohnraum für bis zu 1500 Menschen zu schaffen.

340 Grundstücke sollen zwischen Seepark und dem Nahversorgungszentrum an der Bonner Straße in Zülpich erschlossen werden – inklusive zweier Kitas, mindestens 700 Bäume und 2,5 Kilometer Hecken.

Geht es nach Schmiedel und seiner Ingenieurin Julia Hüllbrück, soll das etwa 260.000 Quadratmeter große Baugebiet zum Paradebeispiel für ökologisches Bauen werden. Die Projektentwickler wollen unter anderem den Steinvorgärten den Kampf ansagen.

Aktuelle Flächennutzung Seeterrassen

Aktuell wird die Fläche zwischen Wassersportsee und Stadtgrenze als Ackerland genutzt.

„Wir werden in den Kaufverträgen festhalten, dass Vorgärten mit Bäumen und Sträuchern gestaltet werden müssen“, betont Schmiedel. Zudem müssten die Grundstücke mit Hecken eingefriedet und Flachdächer begrünt werden – auch diese Vorgaben sollen der Umwelt zuliebe in jedem Kaufvertrag fixiert werden.

Auch geförderten Wohnraum soll es geben

Für die wenigen Feldlerchen, die auf dem aktuell als Ackerland genutzten Areal heimisch sind, soll laut Schmiedel eine vier Hektar große Kompensationsfläche geschaffen werden.

Der Feldhamster

Nach Angaben der Stadtverwaltung ist Ende 2017 der letzte Zülpicher Feldhamster gefangen und in die NRW-Nachzuchtstation nach Metelen gebracht worden.

Seitdem seien zwischen Seepark und Stadt keine Feldhamster mehr kartiert worden, so Bürgermeister Ulf Hürtgen.

Nach Rücksprache mit dem NRW-Umweltministerium sollen Hürtgen zufolge die in der Nachzuchtstation beheimateten Feldhamster nicht im Bereich des geplanten Baugebiets „Seeterrassen“ ausgewildert werden, sondern auf abseits gelegenen landwirtschaftlichen Flächen, die dauerhaft keinem Entwicklungs- und Erholungsdruck ausgesetzt sind.

Ein entsprechendes Konzept werde aktuell mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Biologischen Station im Kreis Euskirchen erarbeitet. (tom)

Bei der „Seeterrassen“-Architektur hat Schmiedel klare Vorstellungen: Vorgesehen sei eine ein- bis zweigeschossige Bebauung mit Staffelgeschoss, Flachdächern und flachgeneigten Dächern – und eine große Vielfalt an Bautypen: Mehrfamilien-, Ketten-, Reihen- sowie Doppel- und Einzelhäuser und kleine Hauseinheiten für Einzelpersonen und Paare (sogenannte Seniorenhäuser).

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Auch geförderten Wohnraum soll es geben. Im Bereich des Nahversorgungszentrums sind Schmiedel zufolge fünf Mehrfamilienhäuser vorgesehen, die ausschließlich als geförderter Wohnraum vermarktet werden sollen. 40 bis 50 Wohnungen sollen dort allein für diesen Zweck entstehen. Das sei „fundamental wichtig, um ein Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern“, sagt der Experte: „Wir haben uns zudem ganz bewusst dazu entschieden, am Ufer keine Villen zu bauen, sondern Mehrfamilienhäuser, damit möglichst viele den Blick über den See genießen können.“

Planungen basieren auf Konzept von 2003

Schmiedel legt Wert darauf, dass der Bereich an der See-Front nicht nur zum Wohnen,, sondern auch als eine Art Kreativzentrum genutzt wird. Möglich machen soll das ein urbanes Wohnviertel, in dem etwa 20 bis 25 Prozent der Fläche für Start-ups, junge Unternehmen und „nicht störendes Gewerbe“ vorgehalten werden soll. „Wir werden unser Vorhaben gezielt an Unis in der Region vorstellen“, erläutert Schmiedel.

Kritiker planen Bürgerentscheid

Nach Angaben der Stadtverwaltung ist Ende 2017 der letzte Zülpicher Feldhamster gefangen und in die NRW-Nachzuchtstation nach Metelen gebracht worden. Seitdem seien zwischen Seepark und Stadt keine Feldhamster mehr kartiert worden, so Bürgermeister Ulf Hürtgen.

Nach Rücksprache mit dem NRW-Umweltministerium sollen Hürtgen zufolge die in der Nachzuchtstation beheimateten Feldhamster nicht im Bereich des geplanten Baugebiets „Seeterrassen“ ausgewildert werden, sondern auf abseits gelegenen landwirtschaftlichen Flächen, die dauerhaft keinem Entwicklungs- und Erholungsdruck ausgesetzt sind. Ein entsprechendes Konzept werde aktuell mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Biologischen Station im Kreis Euskirchen erarbeitet. (tom)

Neu ist das Vorhaben, in diesem Bereich ein Baugebiet zu erschließen, nicht. Die „Seeterrassen“ basieren auf der städtebaulichen Rahmenplanung „Wassersportsee“ der Planungsgruppe Hardtberg, die der Rat am 13. Mai 2003 einstimmig beschlossen hatte. Auf der Basis dieser Rahmenplanung wurde 2004 der Flächennutzungsplan beschlossen, der die vorgesehene Stadtentwicklung in Richtung Wassersportsee festschreibt.

45.000 Quadratmeter öffentliche Grünanlagen geplant

„Der Druck ist enorm, der Bedarf an Wohnraum groß“, sagt Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU). Ohne Baugebiete entwickele sich die Stadt zurück, so der Verwaltungschef: „Wir bauen nicht für Kölner. Es gibt auch viele Einheimische, die nach Grundstücken und Wohnungen fragen.“ Geplant sei kein Stilmix, sondern ein Stadtviertel mit einer „zeitgemäßen, gestalterisch anspruchsvoller Architektur mit einer hellen, freundlichen Anmutung“, erläutert Hürtgen. Es gehe um eine „weiße Stadt am See“.

Seeterrassen Konzept Streetview

Die Häuser im neuen Baugebiet sollen hell sein. Von den Projektentwicklern wird auch von einer „weißen Stadt“ gesprochen.

Erschlossen werden soll das Baugebiet zum einen über den Kreisverkehr B 56/Seegärten, zum anderen über die Straße, die für das Baugebiet Römergärten nördlich der Seeterrassen errichtet werden wird. „Für das Oberflächenwasser werden wir ein Regenrückhaltebecken bauen. Darüber wird das Wasser in den Rotbach abgeleitet“, so Schmiedel, der hofft, dass spätestens in zwei Jahren gebaut wird. In der „weißen Stadt“ ist neben den 700 Bäumen weiteres Grün vorgesehen. Geplant sind laut des Projektentwicklers etwa 45.000 Quadratmeter öffentliche Grünanlagen.

Vorgestellt wird das Projekt der Politik und interessierten Bürgern am Dienstag, 26. November, 18 Uhr, im Stadtentwicklungsausschuss. Bereits einen Tag später soll die Bürgerbeteiligung starten.