Seeterrassen500.000 Euro für eine Haushälfte im geplanten Zülpicher Wohngebiet
Zülpich – Noch am Montag informierten die Stadtverwaltung und die Projektentwickler über das angepasste Seeterrassen-Konzept (diese Zeitung berichtete). Jetzt entschied die Politik im Entwicklungsausschuss darüber, ob der Bebauungsplan zum zweiten Mal für Behörden und Träger öffentlicher Belange offengelegt werden soll. Das ist der nächste Schritt zur Umsetzung des Baugebiets in Zülpich – und mit der Abstimmung der Ausschussmitglieder ist dieser nun getan.
Trotz der Bürgerkritik am Montag fällten die Politiker den Beschluss zugunsten des Entwurfs. Im Grunde ist es eine CDU-Entscheidung: Alle anwesenden Unions-Mitglieder des Ausschusses stimmten für den Entwurf und bis auf zwei SPD-Mitglieder enthielten sich die restlichen Verordneten oder stimmten dagegen. Die FDP war nicht vor Ort.
Timm Fischer, Fraktionsvorsitzender der Zülpicher Christdemokraten, erinnerte daran, dass die Bebauung der Flächen bereits in der städtebaulichen Planung des Wassersportsees vorgesehen sei – und dem Beschluss haben ihrer Zeit die Ausschussmitglieder zugestimmt. So steht es auch im Beschlussentwurf, dabei handelt es sich um eine Planung, die 2003 ihren Anfang nahm.
Projekt sei überdimensioniert
„Man muss nicht immer an Altem festhalten“, sagt Detlef Krings (UWV) im Nachgang. Seine Partei stimmte gegen den Entwurf: „Das Projekt an sich finde ich sehr gelungen. Aber nicht in Zülpich. Das ist viel zu überdimensioniert.“ Der Meinung schlossen sich auch die Grünen an. „Geht es ein wenig kleiner? Geht es nachhaltig?“, fragte Bernd Schierbaum in der Sitzung.
Die UWV war es auch, die eine geheime Abstimmung beantragte. „Für Mitglieder, die sich nicht sicher sind“, erklärt Krings nach der Sitzung: „Um dem Parteidruck zu entgehen.“ Doch der Antrag blieb erfolglos. „Ich erlaube mir die Anmerkung, dass ich eine geheime Abstimmung bei diesem Thema für mehr als peinlich empfinde. Die Öffentlichkeit kann gern erfahren, wie ich abstimme in dieser Sache“, äußerte sich Ralf Engels (CDU).
Investor für sozialen Wohnungsbau gesucht
Ein kritisches Thema war auch der Aspekt sozialer Wohnungsbau. Vor allem den jungen Mitgliedern der SPD-Fraktion waren die Versprechungen vom Projektentwickler F&S Concept zu vage. Im Grunde sei sich die SPD einig, eine konkrete Quote im Vertrag sehen zu wollen.
Dass zwei Mitglieder dennoch für den Beschlussentwurf stimmten, liege daran, dass sie ohnehin davon ausgingen, dass das im weiteren Verfahren festgelegt werde. Die jungen SPD-Mitglieder dagegen wollen bereits zum aktuellen Zeitpunkt vom Projektentwickler konkrete Zahlen hören. „Wir hoffen, dass vor der Satzung 10 bis 15 Prozent der Gesamtbaufläche für sozialen Wohnungsbau reserviert werden“, erklärt Gerd Tillmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, auf Anfrage.
Allerdings sei es fraglich, ob dies überhaupt realisierbar ist. „Bei den festgelegten Quadratmeterpreisen für sozialen Wohnungsbau ist es derzeit sehr schwierig, einen Investor zu finden“, sagt Projektleiter und F&S-Concept-Geschäftsführer Georg Schmiedel in der Sitzung.
Hohe Grundstückspreise seien das Problem
„Wenn man es nicht versucht, hat man einen Fehler gemacht“, merkt Tillmann im Nachgang an. Die hohen Grundstückspreise allein belasteten aktuell Investoren und Privatleute überall in Deutschland. Ein Stichwort, dem sich auch die UWV in der Sitzung annahm: Mit welchen Kosten müsse eine durchschnittliche Familie denn nun rechnen, wenn sie in den Seeterrassen bauen wolle, fragte Krings.
Denn: Modernität und Nachhaltigkeit haben auch ihre Nachteile. Beim Hausbau müssen die Käufer diverse Auflagen beachten, etwa was die Energieversorgung oder die Dachgestaltung angeht. Das alles kostet – und das in einem Wohngebiet, das laut Projektentwickler für diverse Zielgruppen mit unterschiedlichen finanziellen Mitteln zugänglich sein soll.
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Schmiedel rechnet vor: Eine Doppelhaushälfte für eine vierköpfige Familie auf etwa 350 Quadratmetern – da müssten Käufer mit etwa 100 000 Euro allein für das Grundstück rechnen und etwa mit 400 000 Euro für den Bau gemäß der Umweltschutzauflagen.