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RettungsschwimmenBlankenheimerin gewinnt bei WM in Australien zwei Bronze-Medaillen

Lesezeit 5 Minuten
Eva Hoetgen beißt auf eine ihrer Bronze-Medaillen von den Weltmeisterschaften im Rettungsschwimmen 2024. Sie trägt schwarzes T-Shirt und grüne Bluse, im Hintergrund stehen Bäume.

Echtes Edelmetall: Zweimal hat die Ripsdorferin Eva Hoetgen bei den Weltmeisterschaften im Rettungsschwimmen in diesem Jahr Bronze gewonnen.

Eva Hoentgen schwimmt, seit sie zehn Jahre alt ist, nun war sie zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft – und das sehr erfolgreich.

Die erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft und dann das: Gleich zweimal landet Eva Hoetgen auf dem Treppchen. Bronze im Line Throw und nochmal Bronze mit der 4×50-Meter-Hindernis-Staffel im Rettungsschwimmen.

Hoetgen ist immer noch sehr stolz auf ihre Leistung. Die 32 Jahre alte Ripsdorferin sitzt in einem Besprechungsraum der Gesamtschule Eifel in Blankenheim. Hier ist sie Lehrerin und hätte eigentlich auch in der Zeit der WM unterrichten müssen. „Dafür haben wir sie gerne freigestellt“, berichtet Schulleiterin Eva Balduin. Es sei eine Ehre für die Schule, eine solch erfolgreiche Sportlerin im Kollegium zu haben.

Ripsdorferin startete 14 Mal bei Weltmeisterschaften in Australien

Vom 20. August bis zum 7. September haben in diesem Jahr die Weltmeisterschaften im Rettungsschwimmen an der Gold Coast an der Ostküste Australiens stattgefunden. Hoetgens Rennen fanden zwischen dem 22. und 27. August statt. Insgesamt 14 Mal ging sie an den Start – siebenmal im Einzelwettkampf, siebenmal mit der Staffel.

„Letztes Jahr war ich in Belgien bei der EM und das hat mir ganz gut gefallen“, berichtet die Ripsdorferin. Da habe sie beschlossen: Wenn sie die Zeiten schafft, will sie auch zur WM. Und sie schaffte es. Dass sie dann tatsächlich auch mit Medaillen nach Hause fliegen würde, habe sie vorher aber nicht erwartet. „Innerhalb von Deutschland kennt man seine Konkurrenz, in Europa kann man es noch ein bisschen einschätzen. Aber wenn da jemand aus Brasilien oder Argentinien antritt, hat man keine Ahnung, was die können.“ Offensichtlich konnte Hoetgen gut mithalten.

Die Mutter musste mehrfach als Opfer hinhalten

Knapp zwei Monate lang hat sie viermal die Woche für die Weltmeisterschaften trainiert. Vor allem die Disziplin Line Throw, denn darin habe sie so gut wie keine Wettkampf-Erfahrung gehabt. Beim Line Throw oder auch Retten mit Seil geht es darum, ein Teammitglied möglichst schnell vom Beckenrand aus mit einem Seil zu retten. Dafür muss das Seil 12,5 Meter weit geworfen werden.

Die Ripsdorferin Eva Hoetgen steht bei der Rettungsschwimmen-WM in Australien im schwarzen Badeanzug und blauer Badekappe am Beckenrand und wirft ein gelbes Seil, drumherum stehen Leute.

Drittbeste im Retten mit Seil: Eva Hoetgen hat die Disziplin Line Throw trainiert - mit Erfolg.

Das Training dafür beanspruchte nicht nur Hoetgen selbst, sondern auch ihre Mutter. „Die musste ganz oft als Opfer hinhalten“, berichtet die Lehrerin. In Anbetracht der Tatsache, dass Hoetgen in ihrer Altersklasse die Bronze-Medaille gewann, dürfte die Mutter das wohl verschmerzen können.

In Australien musste sie dann ohne familiäre Unterstützung auskommen, die habe Zuhause mitgefiebert. Ganz auf sich alleine gestellt war sie dennoch nicht. Hoetgen nahm mit einem Team der DLRG Nieder-Olm/Wörrstadt an der WM teil.

Eva Hoetgen schwimmt, seit sie zehn Jahre alt ist

Eigentlich schwimmt sie, seit sie zehn Jahre alt ist, bei der DLRG Stadtkyll, trainiert dort inzwischen auch die Jugend. Doch aus ihrem Verein konnte sich kein Team für die WM bilden. Da habe sie kurzerhand bei einem Wettkampf im Februar bei den Nieder-Olmern gefragt. Die Schwimmerinnen und Schwimmer aus der Nähe von Mainz kennt Hoetgen auch schon lange. Seit ihrer Kindheit seien das ja ihre Konkurrentinnen gewesen, berichtet sie.

Die Teilnahme im Team habe nicht nur den Vorteil, nicht alleine zu sein, so Hoetgen weiter. Dadurch habe sie auch an den Staffel-Wettkämpfen teilnehmen können, was ihr die zweite Medaille bescherte. Beim 4x50-Meter-Hindernisschwimmen geht es wieder um Schnelligkeit. Die Hindernisse seien meist Netze, unter denen man durchtauchen müsse, berichtet Hoetgen.

Rettungsschwimmen soll olympisch werden

Die Regeln im Rettungsschwimmen seien in den vergangenen Jahren immer mehr vereinfacht worden, sagt sie weiter. Ein paar Grundregeln gebe es: Etwa, dass man bei Retten eines bewusstlosen Menschen (Rettungspuppe) nicht die Atemwege zuhalten dürfe. Ansonsten gehe es bei den Wettkämpfen inzwischen hauptsächlich um Schnelligkeit. Und das hat einen einfachen Grund: Rettungsschwimmen soll olympisch werden.

Zumindest, wenn es nach Australien geht. Das Land sei so etwas wie das Mutterland des Rettungsschwimmens, berichtet Hoetgen. In vielen Gegenden sei der Sport so beliebt wie bei uns Fußball. 2032 finden die olympischen Sommerspiele in Brisbane statt. Und dann soll auch Rettungsschwimmen zu den Disziplinen gehören, schließlich darf das Gastgeberland Sportarten vorschlagen. Damit das funktioniere, habe man die Wettkampf-Regeln verändert und vereinfacht. Unter anderem, damit klar sei: Wer als Erstes im Ziel ist, hat gewonnen, so Hoetgen.

Ob sie dann 2032 bei Olympia an den Start geht? „Vielleicht die Kinder, die ich trainiere“, antwortet die 32-Jährige und lacht. Jetzt genießt sie erst einmal ihren Erfolg bei den Weltmeisterschaften.


Teilnahme an WM war ein teures Vergnügen

Dass Rettungsschwimmen noch kein Sport ist, der viel Aufsehen erregt, macht sich auch finanziell bemerkbar. So etwas wie ein Olympisches Dorf habe es bei der WM in Australien nicht gegeben, sagt Eva Hoetgen. Jeder Teilnehmer habe sich selbst um seine Unterbringung und die Flüge kümmern müssen. Keine günstige Angelegenheit, wenn der Wettkampf auf der anderen Seite des Globus stattfindet.

Alleine die Flüge haben die Ripsdorferin 2000 Euro gekostet. „Bei dem Rest habe ich mir gedacht, dass ich gar nicht mehr zusammenrechne, sondern bei dem Erlebnis bleibe“, so die 32-Jährige. Dennoch sei sich bewusst, was für ein Privileg es sei, überhaupt an der WM teilnehmen zu können.

Ripsdorferin ist Vorbild für Schülerinnen und Schüler

Das Ganze sei eine Erfahrung, die sie nie vergessen werde. Und nicht nur sie: Eva Balduin, Schulleiterin der Gesamtschule Eifel, ist der Meinung, dass Hoetgen durch ihre WM-Teilnahme noch mehr zum Vorbild für die Schülerinnen und Schüler geworden ist. Sie habe bewiesen, was man mit Durchhaltevermögen erreichen könne.

Dass man im Sport viel fürs Leben lernen kann, sieht auch Hoetgen selbst. Mit Niederlagen umgehen, sich nicht entmutigen lassen, stolz auf erarbeitete Erfolge sein – mit alldem komme man im Sport in Berührung. Und man lerne die Welt kennen: „Ohne Sport wäre ich auf jeden Fall nicht in Australien gewesen.“