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Als Beifahrer dabeiVerkehrsminister macht Kurzpraktikum beim Winterdienst in Weilerswist

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt Jasmin Bauerfeind, wie sie auf dem Auflieger steht und die Abdeckung zur Seite klappt.

Im Schneegestöber öffnet Jasmin Bauerfeind die Abdeckung auf dem Räumfahrzeug, damit Streusalz nachgefüllt werden kann.

NRW-Minister Oliver Krischer fährt beim Winterdienst im Kreis Euskirchen mit. Von den Fahrkünsten der Straßenwärterin zeigt er sich beeindruckt.

Um 6.30 Uhr beginnt die Schicht von Oliver Krischer bei der Straßenmeisterei Weilerswist am Standort in Lommersum. Zu diesem Zeitpunkt ist Jasmin Bauerfeind auf ihrem Räumfahrzeug bereits gut sechs Stunden auf den Straßen unterwegs. Nun erhält die 21-jährige Hellenthalerin einen prominenten Praktikanten. Krischer, NRW-Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, begleitet die gelernte Straßenwärterin am frühen Donnerstagmorgen für kurze Zeit.

Etwa 30 Minuten auf der L 181 und L 162 reichen, um einen bleibenden Eindruck bei dem gebürtigen Zülpicher zu hinterlassen. „Was Sie hier machen, ist beeindruckend“, sagt der Grünen-Politiker: „Sie steuern das Fahrzeug bei schwierigsten Straßenverhältnissen, zirkeln durch Kreisverkehre. Das ist ein Job, der nicht einfach ist.“

Winterdienst: Straßenmeisterei Weilerswist setzt auf Schwimmpflug

Krischer wurde als Beifahrer auch Zeuge eines schwimmenden Pflugs mitten im Winter. „Die Schneepflüge werden mit Öldruck betrieben und verfügen über eine Schwimmstellung“, erklärte Jürgen Esser, Leiter der Straßenmeisterei Weilerswist: „Das Gerät wird auf dem Asphalt aufgesetzt und die fünf einzelnen Elemente des Pflugs passen sich dem Untergrund an, so dass wir beispielsweise keine Gullydeckel durch die Gegend schießen.“ Der Pflug schwimme „hauchfein“ über den Asphalt. Der Vorteil: Die Schürfleiste wird geschont.

Wie der Minister berichtete, ist der Winterdienst von Straßen NRW seit November mit 1200 Straßenwärterinnen und Straßenwärtern aus landesweit 56 Straßenmeistereien im Einsatz. Bei der Straßenmeisterei Weilerswist sind es nach Angaben von Esser 20 Straßenwärter und eine Straßenwärterin, die sich in den sechs Bezirken um insgesamt 286 Straßenkilometer und 130 Kilometer Radwege kümmern.

Das Bild zeigt Oliver Krischer im Gespräch mit Straßenwärterin Jasmin Bauerfeind.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer war beim Straßenbetrieb NRW in Lommersum zu Gast. Der Minister schaute den Mitarbeitern über die Schulter.

Bis März werden laut Minister landesweit bis zu 550 Streu- und Räumfahrzeuge im Schichtbetrieb unterwegs sein, um mehr als 14.000 Kilometer Bundes- und Landesstraßen sowie Radwege von Eis und Schnee freizuhalten. In Lommersum wird aktuell in zwei Schichten gearbeitet, pro Gruppe sind laut Esser acht Mitarbeiter eingeteilt. „Einige Kollegen dürfen gesundheits- oder altersbedingt keinen Winterdienst mehr machen“, so der Chef der Straßenmeisterei.

Eine der jüngsten Mitarbeiterinnen ist Bauerfeind, die von ihrem „Kurzzeit-Praktikanten“ regelrecht schwärmte. „Die Fahrt mit dem Minister war sehr spannend. Es war mal etwas anderes. Ich fahre ja sonst nicht mit Kameras im Cockpit und werde parallel dazu ausgefragt. Das hat man nicht alle Tage“, sagte sie.

Das Bild zeigt, wie mithilfe eines Radladers das Streusalz in den Auflieger geladen wird.

Die Straßenwärterin Jasmin Bauerfeind überprüft die Salzladung.

Der Verkehrsminister sei während der Fahrt sehr neugierig und interessiert gewesen, berichtete die junge Hellenthalerin, die aktuell die einzige Frau in der Straßenmeisterei Weilerswist ist. „Wir haben immer mal wieder Frauen, aber der Beruf ist doch eher eine Männerdomäne. Aber Jasmin tut dem Laden sehr gut, weil der Umgangston doch ein anderer ist“, sagte Esser.

Es sei alles andere als ein einfacher Job, den sie ausübe, sagte die Hellenthalerin: „Man muss das schon mögen.“ Und welche Tugenden sollte man als Straßenwärter oder Straßenwärterin mitbringen? „Man muss sich auf Kälte und Nässe einstellen und für den Winter viel Sitzfleisch mitbringen“, so Bauerfeind.

Wir werden nicht – auch nicht mit dem größten Einsatz von Menschen und Technik – dafür sorgen können, dass wir sommerliche Straßenverhältnisse haben.
Oliver Krischer, NRW-Verkehrsminister

Und ohne Minister auf dem Beifahrersitz? „Dann mache ich nichts anderes. Nur eben ohne Kameras und über meine normale Route“, erzählte die 21-Jährige. Der Minister bedankte sich für die Mitfahrgelegenheit mit einigen Tafeln Schokolade für die Räumdienstcrew. „Die werden hier ihre Abnehmer finden“, versicherte Bauerfeind.

Laut Krischer sind die Straßenmeistereien personell gut ausgestattet. Auch der Fuhrpark sei gut. Grund für überproportionale Investitionen sieht er deshalb nicht: „Wir haben eine außergewöhnliche Situation. Es hat eine Menge geschneit. Nach dem Hochwasser haben wir jetzt ein Schneeunwetter. Das ist ungewöhnlich. Wir werden nicht – auch nicht mit dem größten Einsatz von Menschen und Technik – dafür sorgen können, dass wir sommerliche Straßenverhältnisse haben.“


„Je näher man an Köln kommt, umso schwieriger wird es mit dem Verkehr“

„Die Toleranz der Bevölkerung ist deutlich geringer geworden“, sagt Jürgen Esser, Leiter der Straßenmeisterin Weilerswist. Während des Winterdienstes habe man immer wieder Probleme, „weil die Straßenoberflächen größtenteils saniert werden müssten“.

Sobald sich ein Schlagloch auftue, werde es mit Kaltasphalt verfüllt. „Das Problem ist: Wir können bei 286 Kilometer Streckennetz nicht überall sein“, so Esser: „Es kann schon mal passieren, dass wir ein Schlagloch nicht innerhalb einer Stunde schließen. Das ist dann vermeintlich ein so großes Problem, dass die Mitarbeiter verbal angegangen werden.“

In einem Fall in Godorf habe man sogar mal die Polizei hinzuziehen müssen, weil ein Verkehrsteilnehmer einfach unbelehrbar gewesen sei. „Das war schon abenteuerlich.“

Das Bild zeigt Jürgen Esser an einer Straßenkarte.

Chef der Straßenmeisterei in Weilerswist: Jürgen Esser.

Die Straßenmeisterei Weilerswist ist von Lommersum aus für Bereiche in Düren und Erftstadt zuständig. Gleichzeitig betreuen die 21 Straßenwärter aber auch die Straßen in Hürth, beispielsweise rund um den Chemiepark Knapsack, in Köln-Godorf, Frechen und den Kölner Süd-Verteiler. „Alles praktisch bis zur Rheinuferstraße“, so Esser. Mit dem Bereich der Eifel habe man einen „relativ ruhigen Bezirk, weil die Menschen es hier einfach gewohnt sind, bei Schnee Auto zu fahren. Je näher man an Köln kommt, umso schwieriger wird es mit dem Verkehr.“

Auch für Radwege ist die Straßenmeisterei zuständig. Da man für diesen Bereich ein drittes Fahrzeug erhalten habe, sei die Räumroute jüngst angepasst worden.