Die Bedingungen für die Feuerwehrleute in Weilerswist-Lommersum sind wegen der Enge im und am Gerätehaus nicht einfach.
Enge ZufahrtSchon vor dem Einsatz ist es für Feuerwehrleute in Weilerswist-Lommersum gefährlich
Es ist mitten in der Nacht. Alarm für die Löschgruppe Lommersum. Am Gerätehaus wird’s gefährlich, wenn ein großes Feuerwehrfahrzeug aus einer eigentlich zu kleinen Garage in einen definitiv zu kleinen Hof gefahren werden muss – zunächst vorwärts, dann rückwärts, dann wieder vorwärts, weil die Kurve für das Löschfahrzeug zu eng ist. Und dann ist da noch die schmale Zufahrt zu dem Hof, über die die nachrückenden Kameraden müssen. Großes Fahrzeug, rangieren, zu kleiner Hof, schmale Zufahrt, Adrenalin, dazu in der Nacht noch Dunkelheit und Müdigkeit – das ist eine gefährliche Mischung.
„Zum Glück ist bisher noch keinem Kameraden etwas passiert. Blechschaden hatten wir aber schon häufiger“, sagt ein Mitglied der Lommersumer Löschgruppe. Das Gebäude, in dem die modernen Feuerwehrfahrzeuge in Lommersum abgestellt werden, sei „eine bessere Scheune“.
Eine, in der die Löschgruppe vor einiger Zeit in Eigenregie eine Wand herausgestemmt hat, um ein Tor einbauen zu können. Die Halle sei schlichtweg zu klein. „Entweder man fährt mit dem Löschfahrzeug gegen einen Pfosten, deswegen parkt man immer schon ein bisschen schräg, oder man bleibt mit den Außenspiegeln in der Verkabelung der Rolltore hängen“, erklärt der Feuerwehrmann.
Weilerswister Bürgermeisterin nennt drei Lösungsoptionen
Weilerswists Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst weiß um die Umstände, mit denen die Einsatzkräfte konfrontiert sind. „Es gibt eine Spannung zwischen der Bausubstanz, die wir in vielen Orten haben, und der sich entwickelnden Technik“, sagt die Verwaltungschefin im Gespräch mit dieser Zeitung: „Es ist knapp, aber die Lösung, die wir haben, ist mit der Wehrleitung abgestimmt. Ob das auch mit der Löschgruppenleitung abgestimmt ist, weiß ich nicht.“
Laut Horst gibt es bereits verschiedene Überlegungen, wie man das Problem lösen kann. So sei bereits mit Nachbarn gesprochen worden, ob nicht angrenzende Grundstücke an die Gemeinde abgetreten werden könnten.
Mehrere Standorte kämen für ein neues Feuerwehrgerätehaus infrage
„Wir haben aber auch darüber gesprochen, das Feuerwehrgerätehaus aus der engen Dorfbebauung herauszuholen, beispielsweise an den Dorfrand“, so die Bürgermeisterin. Das könnte dann eine Option sein, wenn sich Lommersum vergrößern würde – laut Entwurf des Regionalplans ist das einerseits in Richtung Procter & Gamble denkbar, aber auch in Richtung A1. Bei letztergenannter Option käme laut Horst ein Grundstück in Richtung Niederberg infrage, das bereits im Besitz der Gemeinde ist. Sollte zunächst in Richtung Osten entwickelt werden, ist laut der Verwaltungschefin auch ein gemeinsames Feuerwehrgerätehaus jenseits der Erft in Richtung Hausweiler denkbar.
Es gebe, so Horst, noch eine dritte Überlegung. „Vielleicht müssen wir auch über eine hauptamtliche Wache nachdenken, weil wir nicht mehr genügend Freiwillige haben. Dann könnte Lommersum auch von der neuen Wache an der K11 bedient werden“, berichtet die Bürgermeisterin: „Dann würden wir auch die Ausrückzeiten einhalten.“ Das sei aber noch Zukunftsmusik. „Ich würde sagen, wir bauen erst mal eine Feuerwache und dann sehen wir weiter“, so Horst.
Debatte im Gemeinderat über die Zahl der Notstromaggregate
Also „Feuer aus“ bei Diskussion um die Zustände bei der Weilerswister Wehr? Mitnichten! Etwa 60 Mitglieder der Feuerwehr – quer durch alle Löschgruppen – verfolgten beispielsweise die jüngste Ratssitzung. Der Grund: die Ausstattung bei der Weilerswister Wehr, die im Vorfeld der Sitzung für Aufsehen gesorgt hatte. Mitglieder der Feuerwehr hatten die Politik auf teilweise größere Mängel aufmerksam gemacht. So seien teilweise Geräte im Einsatz, deren Siegel schon lange abgelaufen seien.
In der Ratssitzung ging es aber vornehmlich um ein mögliches Szenario eines längeren Stromausfalls. Doch auch die Ausstattung wurde thematisiert. So sagte Marcus Derichs, Erster Beigeordneter der Gemeinde, dass er die IT-Ausrüstung im Feuerwehrgerätehaus Weilerswist eher in einem der ersten Star-Wars-Filme erwartete habe.
Deutlich wurde vor allem eins: Es besteht dringender Handlungs- und noch mehr Gesprächsbedarf. So wurde über die Anzahl der Notstromaggregate im Fall eines längeren Stromausfalls diskutiert und die Zahl der Geräte im Laufe der Sitzung von vier auf sieben erhöht.
Politiker wollen die Feuerwehr in Weilerswist unterstützen
Doch hat man nun vier oder fünf Feuerwehrgerätehäuser in der Gemeinde? Zählt das nicht mehr genutzte in Müggenhausen dazu oder nicht – zumal man es ja als Notfallmeldestelle im Ernstfall doch nutzen könnte. Oder doch lieber die ehemalige Schule in Müggenhausen? „Allein, dass nur auf kritische Nachfrage des Rates die Zahl der Geräte während der Sitzung erhört wird, ist ein Unding. Warum wird nicht im Vorfeld mit denen gesprochen, die im Ernstfall damit arbeiten müssen?“, fragte Myriam Kemp, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Dino Steuer, Fraktionschef der CDU, sah es ähnlich: „Wir werden natürlich die Maßnahmen der Feuerwehr unterstützen, weil das die Fachleute sind. Da wäre ein Fachvortrag mal sinnvoll. Auf jeden Fall sinnvoller als einer zu irgendwelchen Leitbildern für eine Gemeinde, die eh nie umgesetzt werden.“ Für diese Aussage erhielt Steuer von den Zuschauerplätzen großen Beifall.
Dass Wehrleiter Jürgen Schmitz immer wieder darauf hinweisen musste, dass es nicht nur vier Gerätehäuser in der Gemeinde gibt, trug nicht zur Verbesserung der Stimmung bei. Allerdings, und das bemängelten im Gespräch einige Feuerwehrleute, verpasste er es, Klartext in Sachen Ausrüstung zu sprechen. Dafür zeigten die meisten Verständnis. Unter anderem der ehemalige Wehrleiter Wolfgang Hecker. „In Jürgens Brust schlagen zwei Herzen. Er möchte mit der Verwaltung gut zusammenarbeiten und Dinge verbessern. Da bespricht man nicht alles öffentlich“, sagte er. Schmitz bedankte sich in einer Mail, die der Redaktion vorliegt, bei den Feuerwehrleuten, dass diese zur Ratssitzung erschienen waren.