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MaßarbeitDas Weilerswister Unternehmen ITFT beliefert Kunden in der ganzen Welt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann im Hemd zeigt mit einem Bauplan in der Hand auf ein Winkelförderband in einer Halle, während ihm ein Mann im Anzug zuschaut.

Daniel Pfennig, Geschäftsführer der ITFT, zeigt Markus Ramers, Landrat des Kreises Euskirchen, Winkelförderbänder.

Der Geschäftsführer der ITFT lud Landrat Markus Ramers zum Besuch ein. Für die Automation wird hier vieles individuell per Hand hergestellt.

Internationale Projekte in Millionenhöhe – und das in der Regel maßgefertigt: Darum geht es bei der Arbeit der Industrie Transport Fördertechnik GmbH (ITFT). In Weilerswist wird aus einzelnen Komponenten alles zusammengebaut, was Kunden wie Volkswagen, MAN oder der Industrieöfen-Hersteller Onejoon für ihre automatisierten Förderprozesse benötigen. Verschifft werden die Anlagen bis in die USA oder nach Korea.

Mehrere Männer stehen vor einem Banner des Unternehmens ITFT mit der Aufschrift  „Fördertechnik made in Weilerswist“.

Michael Franssen (v.l.), Henning Hand, Achim Blindert, Thomas Schloemer, Daniel Pfennig und Markus Ramers tauschten sich über die ITFT aus.

Landrat Markus Ramers machte sich am Dienstag vor Ort ein Bild vom Unternehmen. Geschäftsführers Daniel Pfennig erklärte, dass ITFT ein „absoluter Handwerksbetrieb“ sei. Denn das sei das Besondere: Die Kunden benötigten die Produkte zur Automation ihrer Abläufe – deren Herstellung in Weilerswist geschehe aber kaum automatisiert. Das Meiste ist hier Handarbeit.

Weilerswist: ITFT liefert an Kunden in den USA und in Korea

Pfennig, 38 Jahre alt, wusste offenbar schon als kleiner Junge, was er will. Schon im Alter von acht Jahren habe er sich als Chef einer Firma gemalt. Jetzt ist er es. Und kombiniert Wohnen und Arbeiten: Er lebt direkt neben dem Firmengelände. Diese Nähe schätzt er, da er dadurch rund um die Uhr erreichbar und schnell in der Produktionsstätte sein kann.

Nebenbei liegt ihm auch der Nachwuchs am Herzen: Der Wirtschaftsingenieur unterrichtet an der Rheinischen Hochschule Köln Unternehmensgründung und Produktionsmanagement. Dies betrachtet er gewissermaßen als Hobby. Doch es ist wohl mehr, denn: Einige seiner Studierenden habe er in der ITFT mit an Bord geholt. „Alles, worüber Studierende bei mir geschrieben haben, wurde hier umgesetzt“, so Pfennig.

Unternehmen wächst trotz Corona, Flut und steigenden Energiepreisen

Beim Start des 1987 gegründeten Unternehmens zählte es vier Mitarbeiter. Inzwischen arbeitet dort ein 70-köpfiges Team, neun junge Leute werden derzeit ausgebildet. Auch der Jahresumsatz ist gestiegen – von 6,5 Millionen auf über 10 Millionen Euro, wie Pfennig berichtet.

Dabei haben die Krisen der vergangenen Jahre mit Corona, Flut und steigenden Energiepreisen das Wachstum enorm erschwert. Viele Angestellte waren zuhause, selbst konnte die ITFT kaum produzieren: „Wir haben in den vergangenen vier Jahren so viele Krisen mitgenommen wie andere Unternehmen in vier Jahrzehnten“, sagt Pfennig.

Wie beim „Lego“-Set: Bauteile können unterschiedlich genutzt werden

Was die ITFT auszeichne, sei in erster Linie die Innovation. „Wir fangen am liebsten auf einem weißen Blatt Papier an“, so Pfennig. Entscheidend seien die Beratung und die enge Zusammenarbeit mit den Kunden vom Beginn des jeweiligen Projekts an. Eine Herausforderung sei, dass die Fördertechnik in der Regel nicht skalierbar sei: Kunden bestellen „genau das Förderband einmal – und nicht zehn“.

Ein Mitarbeiter des Unternehmens ITFT schweißt mit einem Gesichtsschutz - die Funken fliegen bläulich.

Obwohl sie ihren Kunden bei der Automation helfen, gibt es bei der ITFT viel Handarbeit.

Die Anfertigungen sind laut Pfennig so individuell, dass sie sich nicht einfach auf andere Kunden ummünzen lassen – ein Förderband für VW sei nicht mit einem Förderband für einen kleinen Produzenten von Schächtelchen zu vergleichen.

Einzelne Bestandteile hingegen lassen sich demnach in unterschiedlichen Bestellungen einbauen. Die Weilerswister Produkte werden laut Pfennig speziell verarbeitet und seien so in aller Welt wiedererkennbar. Die Arbeit vergleicht er mit einem Lego-Baukasten – nur dass die „Legos“ bei der ITFT auf einer Produktionsfläche von etwa 3.000 Quadratmetern verteilt sind.

Mobile Werkbänke beschleunigen die Arbeitsabläufe

Um in den unterschiedlichen Arealen des Unternehmens möglichst flexibel auf neue Bestellungen reagieren zu können, kommen zum Beispiel mobile Werkbänke zum Einsatz. Das spare den Angestellten einiges an Rennerei und beschleunige die Arbeitsprozesse.

Wie lange der jeweilige Prozess dauere, sei von der Größe des Projekts abhängig. Als grobe Richtwerte nennt Pfennig sechs Wochen für ein kleines, sechs Monate für ein mittleres und anderharthalb Jahre für ein großes Projekt.

Zu diesen großen Projekten gehören Anlagen in Korea und den USA, die so groß wie Fußballfelder seien. Für die Anlage in Korea habe die ITFT „vertikal verfahrbare Dreheinheiten“ entwickelt. Dabei handele es sich um eine Art Robotik-Vorrichtung zur Automatisierung, bei der Stickstoff im Einsatz sei, da sie zu brennen anfangen könnte.

Ramers: „Es ist schön zu sehen, mit wie viel Leidenschaft Sie dabei sind“

Als Beispiel für eine kleinere Innovation präsentiert Pfennig eine Schalteinheit in der Elektro-Fertigungshalle des Unternehmens, in die eine Klimaanlage eingebaut wurde. Hintergrund: Die Einheit heizt sich auf und muss bei Temperaturen um die 50 Grad einsatzfähig bleiben – für mindestens zehn Jahre, ohne Ausfälle.

Die verschiedenen Erfindungen und ihre Bestandteile werden genaustens katalogisiert, so Pfennig: „Es gibt nichts Nervigeres, als wenn Teile aus dem Legobaukasten fehlen.“

Ramers zeigte sich fasziniert von dem Unternehmen: „Es ist schön zu sehen, mit wie viel Leidenschaft Sie dabei sind. Ich fand es faszinierend.“ Pfennig nahm das Lob gerne auf und verwies schmunzelnd auf das Motto der ITFT: „Leistung durch Leidenschaft“.