Die Sozialstiftung NRW fördert das Weilerswister Quartiersbüro mit 286.600 Euro. Hier soll auch eine Demenz-WG entstehen.
Zentrale AnlaufstelleCaritas stellt Quartiersbüro für Menschen aus Weilerswist-Süd vor
Es ist ein Versuch. Einer, da sind sich alle einig, der beste Aussichten auf Erfolg haben kann: Am Montagmittag konnten Martin Jost und Maria Surges-Brilon, die Vorstände des Caritasverbandes Euskirchen, einen Fördermittelbescheid über 286.600 Euro entgegennehmen, mit dem über die nächsten drei Jahre ein Quartiersbüro in Weilerswist-Süd auf den Weg gebracht wird.
Aus Düsseldorf hatten Marco Schmitz, Mitglied des Landtags und Vorsitzender des Stiftungsrates der Sozialstiftung NRW, sowie sein Landtagskollege Oliver Kraus den Weg nach Weilerswist gefunden. In dem lichtdurchfluteten zukünftigen Gemeinschaftsraum des Quartiersbüros an der Heinrich-Rosen-Allee kamen sie mit den Vertretern der Caritas ins Gespräch.
Weilerswister sollen an der Gestaltung des Sozialraums mitwirken
„Hier in Weilerswist-Süd ist in den letzten Jahren ein ganz neues Wohnviertel entstanden, in dem viele junge Familien leben“, konstatierte Marco Schmitz. Rund 2500 neue Bürgerinnen und Bürger haben sich in Weilerswist-Süd niedergelassen. „Dieses neue, junge Quartier ist eine gute Voraussetzung für eine frühzeitige Mitwirkung der Bewohnerinnen und Bewohner.“ Die Gestaltung des Sozialraums unter ganzheitlichen, sozialen, kommunikativen und partizipativen Aspekten sei der Sozialstiftung NRW sehr wichtig.
Aufgrund der guten Verkehrsanbindungen in die umliegenden Großstädte ist Weilerswist eine Wachstumsgemeinde, die in ihrem Strukturentwicklungsplan die sogenannte Quartiersarbeit verankert hat.
Ort der Begegnung, Beratung und Vernetzung im Quartier
Das Konzept des Caritasverbandes kam da gerade recht, genau wie die Anschubfinanzierung durch die Sozialstiftung: „Sie haben sich mit einem so guten Projekt beworben, das die Fördermittel mehr als verdient“, meinte Oliver Kraus, der für Weilerswist zuständige Landtagsabgeordnete.
Caritas-Geschäftsführer Martin Jost berichtete, dass sich das Konzept der Quartiersarbeit in Weilerswist-Süd wirklich anbiete: „Hier ist noch vieles im Aufbau, und es gibt noch relativ wenig für die Bürgerschaft, um sich zu treffen und etwas zu organisieren.“
Das Quartiersbüro soll als zentrale Anlaufstelle der Einwohnerinnen und Einwohner des Viertels dienen und als ein Ort der Begegnung, Beratung und Vernetzung im sozialen Raum.
Bürgerschaftliches Engagement soll gefördert werden
Ziel ist auch, das bürgerschaftliche Engagement zu fördern. Angesprochen sind hierbei Menschen aller Altersklassen, die die Räume flexibel nutzen können: „Das kann von Kinderbetreuung und Hausaufgabenhilfe bis hin zu Freizeitangeboten oder einem Mittagstisch für Senioren gehen“, erklärte Martin Jost. Im Sommer gebe es auch einen Außenbereich, der mitgenutzt werden kann.
Jost zeigte sich zuversichtlich, dass die Menschen aus Weilerswist-Süd tatkräftig in der Quartiersarbeit mitwirken werden: „In der Vergangenheit haben wir bei einem Leader-Projekt sehr gute Erfahrungen mit dem Weilerswister Engagement gemacht. Die Menschen hier wollen gerne partizipieren.“
Im gleichen Gebäude, in dem das Quartiersbüro entsteht, richtet der Caritasverband Euskirchen eine Tagespflegestation für 15 Seniorinnen und Senioren ein. Im ersten Stock wird zudem eine Demenz-Wohngemeinschaft für zehn Personen gegründet. „Der Gedanke dabei ist, die Möglichkeiten des Älterwerdens im Quartier zu befördern, so dass Seniorinnen und Senioren möglichst lange hier leben können.“
Im Neubau entsteht auch eine Demenz-WG
Die WG umfasst zehn Appartements, die von den Mietenden selber eingerichtet und gestaltet werden. In dieser sogenannten anbieterverantworteten WG soll es rund um die Uhr Betreuung und Pflege durch den Caritasverband geben.
Auf das Gemeinschaftsleben und eine aktive ressourcenstärkende Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner wird großer Wert gelegt. „Zum Beispiel könnten die Mahlzeiten gemeinsam zubereitet werden“, erklärte Martin Jost. In der WG soll es zudem einen großen Gemeinschaftsbereich geben, so Jost: „Aber eben auch die Möglichkeit, sich in seinen eigenen Bereich zurückzuziehen“.
Mit dem Förderzuschuss werden für die nächsten drei Jahre auch eine Sozialarbeiterin und eine Teilzeit-Verwaltungskraft für das Quartiersbüro finanziert. Stiftungsratsvorsitzender Marco Schmitz: „Wir hoffen natürlich sehr, dass es danach weitergehen kann und für das Quartiersbüro langfristig andere Möglichkeiten der Finanzierung gefunden werden.“
Vor 50 Jahren gegründet
In 50 Jahren Stiftungsarbeit wurden 7950 unterschiedliche Projekte gefördert und rund eine Milliarde Euro ausgeschüttet. Im Schnitt werden jedes Jahr 150 Projekte unterstützt. Das Geld, das in die Sozialstiftung fließt, stammt aus den fünf Spielbanken in NRW. Auch nach deren Privatisierung 2021 sind diese verpflichtet, insgesamt 25 Millionen Euro aus den Gewinnen jährlich an die Stiftung zu überweisen.
Gefördert werden zukunftsweisende Projekte, die „modellhafte Neuentwicklungen mit hohem sozialpolitischen Stellenwert“ auszeichnen, die aus anderen Finanzquellen „nicht oder nicht ausreichend gefördert werden können“, so die Präambel der Stiftung.