Ein Blick hinter die Kulissen: Der Erftverband öffnet am Samstag die Tore zur Kläranlage Weilerswist.
KläranlageSo wird das Abwasser in Weilerswist gereinigt
Alles, was in der Gemeinde in die Toilette geworfen und hinuntergespült wird, landet hier: in der Kläranlage Weilerswist. „1,5 Millionen Kubikmeter Abwasser reinigt die Anlage pro Jahr“, sagt Sebastian Kordel, Ingenieur beim Erftverband, über das Abfallprodukt von etwa 20 000 Haushalten. Aber wie funktioniert die Kläranlage eigentlich?
Weilerswist: Das Abwasser wird in unterirdischen Speichern gesammelt
Was zu Hause in den Leitungen verschwindet, fließe über die Abwasserrohre in unterirdische Speicherbecken, sagt Kordel. Unter fast jedem Ortsteil der Gemeinde Weilerswist befinde sich ein solches Becken. Dort werde das Abwasser zunächst gesammelt.
In die Kläranlage Weilerswist führten dann drei Druckrohrleitungen. Sobald es Probleme mit dem Zufluss aus einer Leitung gebe, könne sie abgeklemmt werden, sagt Kordel. Als beispielsweise vor Kurzem Heizöl aus dem Metternicher Zufluss floss, konnten die Mitarbeiter der Kläranlage so direkt die „Schotten dicht machen“.
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In der ersten Reinigungsstufe wird Grobes aus dem Wasser gefiltert
In der ersten Reinigungsstufe gehe es vor allem darum, das Grobe aus dem Abwasser herauszufiltern. All das, was sich nicht zersetzen und nur die Anlage blockieren würde. Kordel: „Meistens sind das: Binden, Tampons und Nagetiere.“
Sowohl die Hygiene-Produkte als auch die gestorbenen Kanalbewohner würden mit dem Schneckenhebewerk herausgezogen. Rund um diese Maschine bekommt man eine Ahnung, wie stark die Geruchsbelästigung wäre, die von einer Kläranlage ausgehen könnte. Doch die Maschine ist verkleidet und die Tore verschlossen. „Um die Geruchsemissionen so gering wie möglich zu halten“, sagt Kordel.
Nachdem das Gröbste herausgefiltert wurde, fließt das Abwasser dann noch einmal durch einen Rechen mit 5 Millimeter Spaltmaß. „Daran bleibt immer noch einiges hängen“, so Kordel. Das Einzige, was da noch hindurchgehe, seien Sand und Fett. Dieses Problem wird in der nächsten Stufe gelöst, indem Luft in das Abwasser geblasen wird. So setze sich der schwere Sand ab, und das leichte Fett treibe an der Oberfläche.
In dem ersten Becken werde dann die Fließgeschwindigkeit reduziert, damit all das, was noch in fester Form ist, auf den Beckenboden sinken könne. Dort werde der organische Anteil weggepumpt, erklärt Sebastian Kordel, während er auf der Brücke über dem Vorklärungsbecken steht. Das Wasser unter ihm hat immer noch die Farbe von Schlamm.
Weilerswist: Mikroben bauen Ammoniumstickstoff und Nitrat ab
Im nächsten Schritt arbeiteten weniger die Maschinen, dafür mehr die mikroskopisch kleinen Lebewesen, sagt Kordel. „Für die Mikroben ist das Abwasser Nahrung.“ Sie bauten gezielt Ammoniumstickstickstoff und Nitrat ab. Das Ammonium komme etwa durch Urin in die Anlage. Das Nitrat sei etwas, das entstehe, wenn Mikroorganismen Ammonium abbauten.
Und weil jedes Kleinstlebewesen auch eine Lieblingsspeise habe, bräuchte man für den Abbau auch immer mindestens zwei Stämme – einen zum Ammonium- und einen zum Nitratabbau. „Ich spreche der Einfachheit halber von zwei Stämmen“, sagt Kordel. „In Wahrheit sind das aber viel, viel mehr.“ Auf der Oberfläche des Wassers hat sich eine hellbraune Schicht gebildet – wie die Cremeschicht auf Kaffee. „Wir füttern die Organismen mit feinblasiger Luft“, sagt Kordel. So entstehe die cremige Schicht.
Am Ende fließt das Wasser durch verschiedene Gesteinsschichten
„Das Nachklärbecken funktioniert am Ende genauso wie das Vorklärbecken am Anfang“, sagt Kordel. Die Fließgeschwindigkeit verlangsame sich, das Sediment sinke ab. Anschließend folgt die „Filtration“. „Das ist eigentlich ein großer Sandspielplatz“, sagt er. Verschiedene Gesteinsschichten lägen übereinander. Oben etwas gröberer Anthrazit, dann feinerer Sand, und unten eine Stützschicht aus groben Steinen, „damit das feinere Gekrissel darüber nicht ins Gewässer durchrauscht“, sagt er. „Und das ist quasi die finale Abwasserreinigung“. Danach komme das Wasser in den Fluss.
Mit dem Belebtschlamm lässt sich Energie erzeugen
„Dieser ganze Vorgang kostet natürlich eine Menge Energie“, sagt Kordel. Aber eine Kläranlage könne sich mithilfe des Sediments mit den enthaltenen Mikroorganismen (dem „Belebtschlamm“) auch gut selbst versorgen, erklärt er.
In einem Faulbehälter lasse sich mit diesem Schlamm Methan erzeugen. „Und damit ist es möglich, einen Motor zu betreiben.“ So könnten viele Kläranlagen etwa 50 bis 80 Prozent des eigenen Strombedarfs decken, sagt der Ingenieur.
Auch die Kläranlage Weilerswist war von der Flut betroffen
Die Kläranlage liegt nah an der Erft und war flutbetroffen. Heute kann man in den Kellerräumen in etwa 60 Zentimetern Höhe noch die Flutmarke erkennen. „Wir waren drei Tage außer Betrieb“, so Kordel. Die gesamte Maschinentechnik habe unter Wasser gestanden und auch das Speicherbecken sei vollgelaufen.
„Doch das ist nichts gegen das, was in der Kläranlage Köttingen passiert ist.“ Immerhin seien einige Pumpen wasserdicht gewesen. So hätte man manches nach der Flut nur abwischen müssen. „Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber nach der Flut haben wir uns darum gekümmert, dass hier alles wasserdicht ist“, sagt er.
Der Tag der offenen Tür in der Kläranlage und Kanalmeisterei Weilerswist
Am Samstag, 26. August, öffnet der Erftverband das Tor zur Kläranlage und Kanalmeisterei Weilerswist. Von 10 bis 16 Uhr haben interessierte Bürger die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen der Anlage zu werfen.
Zahlreiche Beschäftigte des Erftverbandes werden einen umfassenden Einblick in ihre tägliche Arbeit gewähren. Technische Geräte und Fahrzeuge, die bei Kanabetrieb und Abwasserreinigung genutzt werden, werden vorgestellt. Im Rahmen einer Führung können auch die kleinsten Mitarbeitenden der Kläranlage bei ihrer Arbeit unter dem Mikroskop beobachtet werden.
Für Kinder werden eigene Führungen angeboten. Mit Schachtkamera und Nebelmaschine können Rohre inspiziert werden. Am Fuhrparkparkplatz warten Großfahrzeuge wie Spülwagen, Kanalfahrzeug, Tankwagen und ein selbstfahrendes Mähgerät darauf, erkundet zu werden.
Auch die Baustelle am Horchheimer Damm kann besichtigt werden. Zwei Führungen bietet der Erftverband über die Baustelle des Hochwasserrückhaltebeckens an. Der Horchheimer Damm wurde während des Hochwassers im Juli 2021 überströmt und hat das Rückhaltebecken mitsamt Anlageteilen beschädigt. Die Steuerwarte wurde geflutet und das Becken kurz darauf außer Betrieb gesetzt.
Zwei Drittel der Bauarbeiten sind mittlerweile bereits abgeschlossen. Die elektronische Instandsetzung der Steuerwarte erfolgt gerade.Schwierigkeiten und Verzögerungen bereitet dabei aber fortwährend die teilweise sehr schlechte Verfügbarkeit von elektronischen Bauteilen. Der provisorische Notbetrieb bleibt aber auch während der Bauarbeiten möglich. (kkr)