Flut in WeilerswistBürgermeisterin: „Wir müssen noch an vielen Rädchen drehen“
Weilerswist – Rund eine Stunde nach Beginn der ersten Ratssitzung nach dem Hochwasser kam der Tagesordnungspunkt „Flutkatastrophe“ zum Aufruf. Als Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Weilerswist berichtete Bernd Bramer von den mehr als 570 Einsätzen der Wehr in der Flutnacht und an den Tagen danach.
Anschließend stellten Kämmerer Alexander Eskes und Bürgermeisterin Anne Horst (parteilos) die Geschehnisse und die Folgen der Flutkatastrophe mit ihren Schäden aus Sicht der Verwaltung dar.
So lief der Feuerwehreinsatz in Weilerswist
Ab 13 Uhr sei die Feuerwehr am Mittwoch, 14. Juli, in Weilerswist im Einsatz gewesen, berichtete Bramer. Um 13.45 Uhr sei Sirenenalarm ausgelöst worden, um die Bevölkerung zu warnen, „dass irgendwas passiert“. Donnerstagfrüh um 3.15 Uhr sei durch eigene Informationsbeschaffung festgestellt worden, dass die Pegel der Erft „ungewöhnlich ansteigen“. Weil der Strom fehlte, seien die Informationen auf gängigen Wegen nicht mehr durchgekommen.
Die Einsatzleitung habe daraufhin kurz vor 4 Uhr beschlossen, die Bevölkerung erneut über Sirenen zu warnen. Nach Informationen der Feuerwehr heulten die Sirenen gegen 4 Uhr in Weilerswist, Vernich, Metternich und Lommersum. Vermutlich auch in den anderen Ortsteilen, dies wisse man allerdings nicht sicher.
In der Nacht habe man auch beschlossen, dass die Feuerwehr regelmäßig den Horchheimer Damm überprüfe. Dort sei man am Donnerstag um 9 Uhr einem Mitarbeiter des Erftverbandes begegnet, der angesichts der Wassermassen nicht mehr habe versichern können, dass der Damm halte. Im Laufe des Vormittags habe die Evakuierung der Bevölkerung in Vernich, Metternich und Weilerswist begonnen. Auf 600 bis 700 Metern sei Wasser über die Dammkrone geflossen.
Menschenrettung und Organisation von Strom Hauptaufgaben
Mit weiteren Hilfskräften, Hubschraubern und Booten seien Menschen aus ihren Autos sowie aus Häusern gerettet worden, die bis zum Hals im Wasser gestanden hätten. Taucher der DLRG hätten Betroffene mit Sauerstoff versorgt. „Wir haben Sachen gesehen, die können Sie sich nicht vorstellen“, sagte Bramer.
Neben der Rettung der Personen sei es eine der Hauptaufgaben der Feuerwehr gewesen, Strom zu organisieren, etwa für den Betrieb von Wasserpumpen, Beatmungs- und Dialysegeräten sowie Melkmaschinen in der Landwirtschaft.
Ein Fahrzeug der Feuerwehr habe einen Totalschaden erlitten, bei zwei weiteren sei eine Reparatur unwirtschaftlich. „Ab einer Wasserhöhe von einem Meter hat die Feuerwehr keine geeignete Ausrüstung mehr“, erklärte Bramer. Außerdem wurden, abgesehen vom Hauptort, alle Gerätehäuser beschädigt. Dort sei teilweise eine größere Instandsetzung nötig.
Sirenenprobe soll künftig Standard werden
Für jeden ersten Samstag im Monat um 12 Uhr planen Feuerwehr und Verwaltung eine Sirenenprobe. Außerdem will die Bürgermeisterin, wie bereits berichtet, dezentrale Anlaufstellen in den einzelnen Ortschaften für Krisensituationen mit Radios, Strom und Verpflegung einrichten und in mobile Durchsagetechnik fernab der Feuerwehr investieren.
Sie betonte, dass es auch wichtig sei, dass sich jeder Bürger selbst schütze. Die Sirenensignale will die Verwaltung auf Flyern erklären, die man sich zuhause aufhängen könne. Außerdem verwies Horst auf Check-Listen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zum Selbstschutz bei Stromausfall, Hochwasser und Feuer.
„Wir haben in dieser Nacht und den Tagen nach der Katastrophe das Bestmögliche aus funktionierenden Medien und verfügbarem Personal herausgeholt. Aber die Erfahrung hat uns gelehrt: Wir müssen noch an vielen Rädchen drehen“, so Horsts Resümee.
Hilfen für Betroffene: 300.000 Euro auf Weilerswister Spendenkonto
300.000 Euro sind auf dem Spendenkonto der Gemeinde Weilerswist für Betroffene eingegangen. 154 100 Euro stammen aus der Verteilung der Spendengelder, die auf dem Kreiskonto eingegangen waren. Einig waren sich die Ratsmitglieder und die Bürgermeisterin darüber, dass dieses Geld so schnell und fair wie möglich verteilt werden soll. Horst wies darauf hin, dass auch der bürokratische Aufwand für die Verwaltung nicht zu hoch sein dürfe.
Am Mittwoch, 1. September, wollen sich die Verwaltungsspitze und Ratsvertreter treffen, um die Kriterien für die Verteilung festzulegen. Bei dem spontanen Treffen, das in der Sitzung abgemacht wurde, soll auch besprochen werden, welches Budget man den Ortsbürgermeistern in Zukunft für schnelle Hilfe in Notsituationen zur Verfügung stellen und wie die Kommunikation des Krisenstabes besser organisiert werden könne.
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Neben der Spendenausgabe im Forum der Gesamtschule hat eine weitere Stelle im Pfarrheim in Metternich eröffnet, die nach Angaben der Verwaltung montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist. In beiden Spendenkammern können auch Nicht-Betroffene die Spenden für kleines Geld erwerben. Zusätzlich gibt es im Forum der Gesamtschule nun einen kostenfreien Waschsalon. Ein Carsharing-Angebot ist in Planung.