Nottankstelle für EinsatzfahrzeugeSo bereitet sich Euskirchen auf einen Blackout vor
Kreis Euskirchen – Stromausfall. Flächendeckender Blackout. Länger als 72 Stunden. Wie geht der Kreis Euskirchen mit einem derartigen Szenario um? „Das sind absurde Planspiele“, sagt Landrat Markus Ramers. Planspiele, mit denen man sich aber beschäftigten müsse, zumal der Kreis Untere Katastrophenschutzbehörde ist.
Um auf einen längerfristigen Stromausfall, aber auch eine Gasmangellage bestmöglich vorbereitet zu sein, hat der Kreis Anfang August eine Koordinierungsgruppe eingerichtet. An deren Spitze steht Julia Baron, die gleichzeitig Leiterin des Krisenstabs ist. Das habe den Vorteil, so Ramers, dass man schnell in den „absoluten Krisenmodus“ wechseln könne. Der Worst Case, also ein flächendeckender Stromausfall, der länger als 72 Stunden anhält, sei Grundlage für alle Fragestellungen gewesen.
70 000 Liter Treibstoff für einen Blackout über 72 Stunden
Man habe alle kreisinternen Liegenschaften genauestens betrachtet, aber auch Kontakt zu den Städten und Gemeinden aufgenommen. Zudem seien Gespräche mit Energieversorgern und Verkehrsunternehmen geführt worden. Laut Ramers ist in der Koordinierungsgruppe ein Plan erarbeitet worden, wie es der Kreisverwaltung während eines Blackouts ermöglicht werden kann, arbeitsfähig zu bleiben.
Es wurden aber auch Notfallpläne rund um die technische Ausrüstung, etwa kreiseigene Tankstellen, und die Kommunikation – beispielsweise über satellitengestützte Technik – erarbeitet. Aktuell verfügen nur der Kreis und die Stadt Euskirchen über Starlink, dem vom Tesla-Chef Elon Musk betriebenen Satellitennetzwerk. „Wir arbeiten daran, dass der Kreis für die anderen Kommunen stellvertretend Starlink beschafft“, so Ramers.
Kritische Infrastruktur sollte über Notstromaggregat versorgt werden
Einen entsprechenden Antrag wollte der Landrat am Mittwochabend im Kreistag einbringen. Für Bad Münstereifel müsse noch eine Lösung gefunden werden. Weil im Radius von zwölf Kilometern rund um das Radioteleskop in Effelsberg Starlink zwar funktioniere, aber nicht genutzt werden dürfe, so Ramers.
Da die Kreisverwaltung Teil der sogenannten kritischen Infrastruktur ist, gibt es nun auch Pläne, welche Arbeitsplätze über das Notstromaggregat versorgt werden können. An das Notstromaggregat ist auch die Leitstelle angeschlossen. 30.000 Liter fasst der Tank unter der Kreisverwaltung. „Damit können wir zehn Tage Arbeit gewährleisten und die Leitstelle am Netz halten“, so Ramers.
Keine Probleme bei der Trinkwasserversorgung
Die e-regio
Bei einem längerfristigen, großflächigen Stromausfall könnte es auch bei der Trinkwasserversorgung zu Problemen kommen, denn die Brunnen und Aufbereitungsanlagen benötigen Strom. Ilona Schäfer, Pressesprecherin der e-regio, sieht aber keinen Grund zur Beunruhigung. „Für einen Ausfall der Stromversorgung sind wir gerüstet. Die zentralen Anlagen sind mit stationären Notstromaggregaten ausgestattet. Darüber hinaus verfügen wir über mobile Aggregate“, sagt sie auf Anfrage: „Wir verfügen über eine mobile Tankstelle und volle Treibstofflager, sodass auch die Versorgung der Aggregate sichergestellt ist. Einen Puffer stellen zudem unsere Hochbehälter dar.“ Da der Wasserbedarf im Winter in der Regel viel geringer sei als im Sommer, müssten nicht zwingend alle Brunnen gleichzeitig betrieben werden. „Und wir können im Netz Wassermengen umleiten, falls einzelne Anlagen aufgrund von Stromausfall temporär nicht arbeiten können“, so Schäfer. Bei einem Stromausfall würde der Wasserverbrauch zwangsläufig sinken, weil beispielsweise Waschmaschinen oder Spülmaschinen nicht liefen.
Keinen Notbrunnen
Einen Notbrunnen, der nicht am Regelnetz ist und nur im absoluten Notfall zur Trinkwasserversorgung genutzt wird, gibt es laut Schäfer im Versorgungsgebiet des WES nicht. Der Wasserverband Oleftal (WVO), der Trinkwasserversorger unter anderem in Hellenthal, Schleiden, Gemünd ist, bereitet nach eigenen Angaben 95 Prozent des Trinkwassers in Hellenthal auf. Dort gebe es einen 8000 Liter Treibstofftank für die Versorgung eines Notstromaggregats. Damit bekomme man problemlos einen Zeitrahmen von mehr als 72 Stunden überbrückt. (tom)
Das Problem aktuell: Die kreiseigenen Tankstelle verfügt über kein eigenes Notstromaggregat. Sollte es also morgen zu einem Blackout kommen, könnte der Treibstoff beispielsweise nicht in Einsatzfahrzeuge gepumpt werden. Das soll aber am Kreishaus schnellstmöglich nachgerüstet werden.
Das ist am Abfallwirtschaftszentrum in Strempt nicht nötig. Dort können Fahrzeuge, beispielsweise des Abfallwirtschaftszentrums (AWZ), der Feuerwehren oder des Rettungsdienstes, schon jetzt im Falle eines Stromausfalls betankt werden. 40.000 Liter Treibstoff fassen die Tanks am AWZ.
Krisenstab: Zehn Tage Stromausfall lassen sich überbrücken
Im Regeldienst verbrauche der Rettungsdienst im Kreis Euskirchen am Tag zwischen 600 und 1000 Liter Diesel, so Julia Baron. „Uns ist klar, dass es im Fall eines Blackouts kein Regelbetrieb mehr ist“, so die Chefin des Krisenstabs: „Wir haben ein großes Interesse daran, dass die nicht polizeiliche Gefahrenabwehr im Notfall weiter funktioniert.“ Zumal die öffentlichen Tankstellen, die im Kreis Euskirchen eine Notstromversorgung haben, „doch sehr überschaubar sind“, wie es Ramers formulierte. Die Polizei in Euskirchen verfügt über eine eigene Tankstelle.
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Nach Angaben des Landrats sind Städte und Gemeinde auch dabei, mögliche Wärmestuben zu identifizieren. Also Anlaufstellen für Menschen, die einen warmen Ort suchen. „Wir können im Kreis aber nicht alle Probleme lösen. Jeder einzelne Bürger ist aufgerufen, Vorsorge zu treffen“, appellierte der Landrat.