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Seit 48 Jahren in Euskirchen„Porto Bello“ stand am Anfang vieler Ehen

Lesezeit 5 Minuten
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Eingespieltes Duo: Sercan Aybugan  (l.) und Hans-Peter Pesch kümmern sich seit Jahren um die internen Abläufe im Porto Bello. Aktuell wird saniert.

  1. Das Euskirchener Tanzlokal Porto Bello hat alle Krisen überlebt.
  2. Die Corona-Zwangspause nutzen die Betreiber für Sanierungsarbeiten.
  3. Ein Blick in die 48 Jahre alte Discothek.

Euskirchen – Die Leuchtschrift hat sich eingebrannt. Ins Leben der Traumtänzer, Feierwütigen, Lebenskünstler. In das der Tresenhocker, deren leere Gläser auf der Theke beste Lupen aufs Leben sind. In das derer, die den schnellen Flirt suchen, die Liebe des Lebens finden. Porto statt Parship.

Für viele war und ist das Porto Bello in Euskirchen statt Hafen eher Leuchtturm in der Nacht. Dessen Licht die Partygänger anzieht, bevor sie das Bermuda-Dreieck aus Alkohol, Musik und Lebensfreude verschluckt – um gegen 5 Uhr mit Trude Herrs „Niemals geht man so ganz“ wieder auf die Straße gespuckt zu werden.

Seit 48 Jahren gibt es das Tanzlokal an der Wilhelmstraße schon. Mit den Geschichten, die in den fast fünf Jahrzehnten geschrieben worden sind, ließen sich wohl Bücher füllen. Ein besonderes Kapitel ist durch die Corona-Pandemie hinzugekommen.

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Legendär: Die Leuchtreklame zieht das Partyvolk an.

Seit März stehen die Barhocker umgedreht auf der Theke, sind die Zapfhähne trocken, die Boxen stumm. „Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr nicht mehr öffnen“, sagt Hans-Peter Pesch, der das Porto seit 2016 betreibt. Existenzangst habe er in der schwierigen Phase nie gehabt, versichert er. „Wir haben einen tollen Vermieter, der sofort alle Mietzahlungen eingefroren hat. Die laufenden Kosten sind seit März minimal“, sagt Pesch, der in Sercan Aybugan einen Betriebsleiter hat, der das Porto ebenfalls seit Jahren kennt.

Toiletten und Boden erneuert

Da die CDs mit dem Hitmix von Pur oder den Disco-Fox-Nummern von Wolfgang Petry ein wenig Staub ansetzen, haben die Porto-Bello-Verantwortlichen aus der Not eine Tugend gemacht. Allerdings dürfte das, was Pesch und Co. gerade machen, bei eingefleischten Porto-Gängern für Unbehagen sorgen: Sie sanieren den Schuppen, dessen Gesicht 34 Jahre lang Besitzerin Rosemarie Schneider, die alle nur Rosi nannten, war.

Doch Pesch tritt auf die Bremse, legt statt Disco-Fox einen Stehblues auf. „Wir sanieren mit Augenmaß. Den Kultcharme dürfen wir nicht kaputtmachen“, sagt er und fügt hinzu: „Wenn wir einen komplett neuen Club aus dem Porto machen würden, käme keiner mehr.“

Dennoch gebe es den einen oder anderen Bereich, den man einfach angehen müsse. Dazu gehören laut Pesch die Toiletten, die bereits fertig sind, und der Boden. Zwischen Theke und Wand sei teilweise ein Gefälle von mehreren Zentimetern entstanden. Auch der Estrich sei mitunter schon zu sehen gewesen.

Was Pesch fast heilig ist: die kleine Tanzfläche samt der 16 Glasbausteine, die in einem unregelmäßigen Rhythmus bunt leuchten. Und auf denen schon so manche flotte Sohle getanzt worden ist. Laut Pesch haben die Elemente, die einen Hauch von Saturday-Night-Fever ins Porto holen, tatsächlich schon etwa 40 Jahren auf dem Buckel.

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Die Glasbausteine  gibt es schon seit 40 Jahren im Porto Bello.

Genau wie das Porto selbst haben also auch die Leuchtelemente so ziemlich jede Diskothek, jede Konkurrenz überlebt: die Schwarte, das Schlaflos, das Esquire, das Babylon, später die Ton-Fabrik und letztlich das Nachtgefühl in der Zikkurat, das Splash in Zingsheim, das Index und später das Steffi in Weilerswist.

Überleben, irgendwie durch die Nacht kommen, Trude Herr hören – das ist stets das Ziel der Hartgesottenen, der Unverwüstlichen, die mit dem Porto älter geworden sind oder die es für sich neu entdeckt haben – vielleicht auch, weil es sonst im Kreis Euskirchen kaum noch eine Disco oder ein Tanzlokal gibt.

So sicher wie das Rausschmeißerlied ist, dass die Hemmschwelle im Laufe der Nacht sinkt und plötzlich so niedrig ist wie ein Golf VI, der auf der Wilhelmstraße sein Prollrunde dreht. „Klar, kommt es auch schon mal zu einer körperlichen Auseinandersetzung“, erzählt Pesch. Einmal habe das Türpersonal sogar die Tür von innen verschließen müssen.

Rauchverbot hat dem Lokal nicht geschadet

Das 2013 eingeführte Rauchverbot habe dem Porto nie geschadet, sagt Pesch. Und die Gerüchte, dass sich im Porto niemand an dieses Verbot halte? „Das ist Quatsch. Natürlich steckt sich schon mal jemand im besoffenen Kopf eine an. Dann bekommt er eine Verwarnung. Wiederholt sich das, fliegt er raus“, sagt der Porto-Chef, der zugibt, dass es die eine oder andere Beschwerde beim Ordnungsamt gegeben habe. „Komischerweise kam die immer von der Konkurrenz“, berichtet Pesch.

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Seit März ist im Porto keine Party mehr gemacht worden.

Ein Satz, der im Zusammenhang mit dem Porto immer wieder fällt: „Nüchtern hält man es da nicht aus.“ Also wird getrunken, gerne fässerweise, denn die können bestellt werden, wenn man sich nicht immer zur Theke durchkämpfen möchte.

Manchmal trinken nicht nur die Gäste einen über den Durst. „Bei einer Mexiko-Party ist der DJ eingeschlafen. Er hatte wohl mindestens einen Tequila zu viel. Wir haben ihm den Sombrero übers Gesicht gelegt und selbst die Musik gemacht“, erzählt der Euskirchener schmunzelnd.

Der Sombrero liegt übrigens im Keller, den heiligen Katakomben unter der Theke. Das Publikum sei jedes Wochenende sehr gemischt und generationenübergreifend. Es komme auch regelmäßig ein 65 Jahre alter Mann, der seinen Stammplatz im vorderen Bereich der Theke habe.

„Der geht nicht immer allein nach Hause“, sagt Pesch mit einem Augenzwinkern: „Ich weiß nicht, wie oft ich schon von einem jungen Gast erzählt bekommen habe, dass sich seine Eltern im Porto kennengelernt hätten.“

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Anfangs öffnete sich die Holztür an der Wilhelmstraße bereits um 19 Uhr. Das änderte sich im Laufe der Zeit. Was sich nicht änderte: Wochenende für Wochenende waren die Röcke teilweise knapp wie der Verstand.

Und Pesch ist sich sicher: „Wenn wir wieder öffnen dürfen, werden alle Bock auf Party haben. Wahrscheinlich müssen wir nach der ersten Nacht wieder sanieren.“ Und sollte es heiß hergehen – kein Problem: Die Klimaanlage ist vor wenigen Tagen auch erneuert worden.