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AdventskalenderAndreas Warler aus Schleiden fand sein Lieblingsweihnachtslied im Petersdom

Lesezeit 4 Minuten
Organist Andreas Warler spielt Orgel in der Schlosskirche in Schleiden.

In seinem Element: Andreas Warler an der König-Orgel in Schleiden

Von Weihnachten kann der Schleidener Organist Andreas Warler nicht genug bekommen. Er liebt es, wenn die Kirchen gut gefüllt sind und die Leute singen.

Noch brennen nicht alle Lichter auf den Adventskränzen, noch wird der Weihnachtsdekoration in der Schleidener Schlosskirche der letzte Schliff gegeben.

Wenn hier und in den anderen Kirchen der GdG Schleiden/Hellenthal Orgelmusik ertönt, ist die Chance nicht gering, dass Andreas Warler, der hauptamtliche Organist im Schleidener Tal, dafür verantwortlich ist. Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit ist er gefragt, wenn die Menschen besinnlich werden und, gerade an Heiligabend, in die Kirchen strömen.

Schleiden: Organist hört „Nun freut Euch, Ihr Christen“ sehr gerne

Doch auch Musiker, die immer wieder die gleichen Stücke spielen müssen, haben ihre Favoriten. „Nun freut Euch, Ihr Christen“, beantwortet Warler wie aus der Pistole geschossen, die Frage nach seinem liebsten Weihnachtslied.

Zwischen der Morgenmesse und der mittäglichen Orgelmeditation hat er Zeit, sich dem Thema zu widmen. Im Gotteslob, dem katholischen Gesangbuch, sei das Lied unter der Nummer 241 zu finden, informiert er. Für den 59-Jährigen ist die Vorliebe für dieses Lied mit einer besonderen Erinnerung verbunden.

Andreas Warler hat „Adeste Fideles“ im Petersdom in Rom gehört

„Adeste Fideles“, so die ersten beiden Worte des lateinischen Urtextes, das Werk eines unbekannten Komponisten, stamme wahrscheinlich aus England und sei im 18. Jahrhundert bekanntgeworden, so Warler.

Eine denkwürdige Aufführung erlebte der Organist unter ganz besonderen Umständen. „In den 90er-Jahren war ich oft über Silvester in Rom“, erzählt er. Dort habe er im Petersdom die vom Papst gelesenen Messen erlebt und dabei auch den Gottesdienst anlässlich eines internationalen Treffens der „Pueri Cantores“, der weltweiten Vereinigung der katholischen Kinder-, Knaben-, Mädchen- und Jugendchöre. „Der Petersdom war voll von den verschiedensten Chören aus aller Welt, und ‚Adeste Fideles‘ war das erste Lied“, erinnert er sich.

Oberstimme von Sir David Willcocks

Schon diesen Klang zu erleben, sei so schön gewesen, dass ihm fast die Tränen gekommen seien. Jede Strophe habe anders geklungen. Doch bei der vierten Strophe, als alle Chöre zusammen gesungen hätten, sei noch ein Überchor, eine Oberstimme, dazugekommen, die von dem englischen Chorleiter und Komponisten Sir David Willcocks für dieses Ereignis geschrieben worden war.

„Ich habe mich danach auf die Suche nach dieser Stimme gemacht und sie, als ich sie schließlich gefunden habe, für Orgel arrangiert“, berichtet Warler. Seitdem spielt er in jeder Weihnachtsmesse, wenn das „Adeste Fideles“ erklingt, diese Oberstimme. „Spätestens ab der vierten Strophe“, sagt er lächelnd und lässt Melodie und Überchor, wie zum Beweis, auf der historischen König-Orgel erklingen.

Und auf einmal wird es auch an diesem trüben Vormittag im Advent ein wenig weihnachtlich in der Schleidener Kirche.

Bei den Eingangschören des Weihnachtsoratoriums, dem ‚Jauchzet, Frohlocket‘, kann man nur Freude empfinden.
Andreas Warler, Organist

Zwei Typen der Weihnachtsmusik gebe es in seiner Wahrnehmung, führt der Organist weiter aus: Die sentimentalen, fast schon süßlichen Lieder, und dann andere, wie sie zum Beispiel von dem Barockkomponisten Johann Sebastian Bach geschrieben wurden. „Bei den Eingangschören des Weihnachtsoratoriums, dem ‚Jauchzet, Frohlocket‘, kann man nur Freude empfinden“, betont er.

Immer wieder sei er überwältigt von der Rhythmik und Klangfülle, die nichts Sentimentales hätten. Bach sehe, dass an Weihnachten der Heiland geboren werde, der die Menschen durch den Tod erlöst. „Das ist der Grundsatz von Bachs Schaffen“, so Warler. Auch er verstehe Weihnachten nie ohne Kreuz oder die Auferstehung, sondern immer als Einheit mit Karfreitag und Ostern. „Aber ich will auch die anderen beglücken, selbst wenn ich rationaler bin“, führt er aus.

Zwei bis drei Messen spiele er pro Tag in der Weihnachtszeit. Er könne nie genug davon bekommen, wenn die Kirchen voll seien und die Menschen mitsingen, berichtet er begeistert von der Stimmung, die ihn dann trage. „Wenn man dann Orgeln hat, an denen man was machen kann, Messen hat, die feierlich zelebriert werden und dazu noch Pastöre, die singen können und es auch gerne tun, dann ist das toll“, schwärmt er.


So funktioniert der musikalische Adventskalender:

24 Türchen gilt es bei klassischen Adventskalendern zu öffnen, dann ist Weihnachten. Bei unserem musikalischen Adventskalender ist das Prinzip ähnlich. Musikerinnen und Musiker sowie Musikkenner aus dem Kreis Euskirchen stellen hier jeden Tag, an dem die Zeitung erscheint, ihre ganz persönlichen Lieblingsweihnachtslieder vor.

Von „Driving Home for Christmas“ bis „Maria durch ein Dornwald ging“, von Klassik bis Pop – alles ist dabei. Und immer gibt es zu den jeweiligen Lieblingsweihnachtsliedern eine Geschichte.

So entsteht Türchen für Türchen bis Heiligabend eine bunte, prall gefüllte Weihnachtsplaylist, die es auch hier bei Spotify zu hören gibt. Komplettiert wird sie dann zum Schluss noch mit den Weihnachtslied-Highlights aus der Redaktion. (jre/ges)