16.710 Tage im AmtManfred Poth feierlich verabschiedet
Schleiden-Vogelsang – „Was machen die denn da?“ Das habe er gedacht, als er am Vormittag nach Vogelsang gekommen sei, sagte Manfred Poth bei seiner Abschiedsrede. Eine Bühne auf dem Adlerhof und Zelte als provisorischer Regenschutz wurden zu dieser Zeit aufgebaut. Noch wenige Minuten sollte Poth Allgemeiner Vertreter des Landrates und Vorsitzender des Aufsichtsrates von Vogelsang IP sein. Und alles wurde aufgebaut, um seinen Abschied nach 46 Dienstjahren gebührend zu begehen.
Es war Poths letzter Arbeitstag – und der Terminkalender war voll. Zunächst eine Sitzung des Aufsichtsrates von Vogelsang IP, dann eine Kreistagssitzung. Erst im Anschluss war Zeit, Abschied zu nehmen. Und das, obwohl die Kreistagsmitglieder es wohl eilig gehabt hatten, sich zu den Festlichkeiten zu gesellen. „Das war eine der schnellsten Kreistagssitzungen, die ich bisher erlebt habe“, sagte Poth.
Rund 140 Gäste konnten sich auf dem Adlerhof in Vogelsang versammeln
In einer langen Schlange warteten die Gäste darauf, den scheidenden Allgemeinen Vertreter persönlich begrüßen zu können. Die gesunkenen Inzidenzen machten es möglich, dass sich – nachdem im vergangenen Herbst die offizielle Abschiedsfeier für den ehemaligen Landrat Günter Rosenke aus Infektionsschutz hatte abgesagt werden müssen – diesmal rund 140 Gäste auf dem Adlerhof in Vogelsang versammeln konnten. Allerdings aus Vorsichtsgründen immer noch unter freiem Himmel, was angesichts herbstlicher Temperaturen auf der Eifelhöhe und Regenschauern schon eine gewisse Tapferkeit bei den Gästen voraussetzte.
„Es ist kein gutes Zeichen, wenn der Landrat spricht und alle rennen weg“, eröffnete Landrat Markus Ramers seine Laudatio, als die Ehrengäste sich vor dem einsetzenden Regen unter die Zelte flüchteten. Er spann einen Bogen von den Anfängen Poths in der Kreisverwaltung bis bis zur Flüchtlingswelle und Corona-Pandemie. Besonders seine Verdienste um Vogelsang hob er hervor. „Jedes Großprojekt braucht ein Zentrum, einen Taktgeber, einen Motivator und einen Motor – und das war eindeutig Manfred Poth“, sagte er. Poth sei immer da gewesen, wenn es um Krisen gegangen sei. Dabei habe er sich in das Thema Integration so weit eingearbeitet, dass er als Fußballfan sogar die Teilnahme am Integrationstag in Kall dem Europameisterschaftsspiel gegen England vorgezogen hatte. Er gehöre zu den Verwaltungsbeamten, die nie eine Ordnungsverfügung geschrieben, sondern immer die Kommunikation gesucht hätten. Poth habe die Kreisverwaltung als Dienstleister für die Kommunen und die Bürger gesehen. „16 710 Tage waren Sie im Amt, ich bin seit 242 Tagen Landrat“, sagte Ramers. Er habe Poth an seiner Seite immer offen und herzlich erlebt. Als Abschiedsgeschenk an den Weinliebhaber Poth enthüllte er ein Weinfass. „Sie werden mir fehlen.“
Gegenseitige Wertschätzung
Die Wertschätzung, die sich in dem Schlusssatz von Ramers ausdrückte, dürfte auf Gegenseitigkeit beruhen: „Sie könnten mein Sohn sein“, sagte Poth in seiner Abschiedsrede und wies damit auf den Generationsunterschied hin. Schließlich habe er mit Ramers’ Vater gemeinsam das Abitur gemacht. Markus Ramers sei voll reingegangen, habe zugehört und dann auch Entscheidungen getroffen. „Wenn ich 20 Jahre jünger wäre, hätte ich das mit Ihnen noch 20 Jahre ausgehalten“, so Poth.
„Ich gehe sehr dankbar und zufrieden“, sagte er. Jeden Tag sei er gerne zur Arbeit gekommen. In seiner Rede dankte er außerdem seinen ehemaligen Vorgesetzten Karl-Heinz Decker, Dr. Ingo Wolf, Christopher Metz, Günter Rosenke, Franz Unterstetter und dem langjährigen Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion, Josef Reidt. Einen großen Blumenstrauß überreichte er seiner langjährigen Vorzimmerdame Iris Giesgen.
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Anschließend stellte er sein Verhältnis zu Landrat Ramers auf neue Füße. „Bisher waren Sie mein Vorgesetzter, wir haben uns tapfer gesiezt, aber ab sofort bin ich Ihr Chef“, sagte er. Denn Ramers sei mittlerweile Mitglied der Tischtennis-Mannschaft der SG Sportfreunde 69 Marmagen-Nettersheim, deren Vorsitzender Poth ist. So bot er ihm als Älterer auch das Du an.
Mit einem Chor aus Mitarbeitern der Kreisverwaltung brachte Erdmann Bierdel, Nachfolger von Poth als Leiter des Geschäftsbereiches Jugend und Integration, dem scheidenden Allgemeinen Vertreter ein Ständchen. „Hast Du Langeweile, sprich mit Manfred Poth, und die Langeweile hat sofort Berufsverbot“, sang das Ensemble.