AboAbonnieren

Mehr Freiräume für GewässerSchleiden investiert 80 Millionen Euro in Bäche und Flüsse

Lesezeit 4 Minuten
Frederik Link (r.) und Ingo Pfennings stehen vor demWehr in Oberhausen.

Das Wehr in Oberhausen wird zurückgebaut und die Ufer befestigt. Frederik Link (r.) erläutert Ingo Pfennings die geplanten Arbeiten.

Auf rund 18 Kilometern Länge müssen die Ufer an Urft und Olef sowie 30 Bäche im Schleidener Stadtgebiet saniert werden.

Allein die nackten Zahlen zeigen schon, welche Ausmaße dieses Projekt hat: Rund 80 Millionen Euro hat die Stadt Schleiden für die Wiederherstellung der Fließgewässer nach der Flut angesetzt, sechs bis sieben Jahre wird es dauern, bis alle Maßnahmen umgesetzt sind, schätzt Frederik Link. In Einzelfällen, so der Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft bei der Stadt, könne es sein, dass Gewässer verlegt werden müssten. Zwei Pilotprojekte am Dehlen- und am Tränkelbach stehen kurz vor der Fertigstellung.

Die Stadt muss 18 Kilometer Uferstrecke an Olef und Urft und 30 Bäche unterhalten. „Nach der Flut wurden alle Gewässer begangen und Schadenskartierungen angefertigt. Die Uferbereiche sollen wiederhergestellt und hochwasserangepasst entwickelt werden“, erklärte Link. Dabei würden auch die Interessen der Anwohner berücksichtigt. Flüsse und Bäche sollen künftig wieder etwas mehr mäandrieren können, auch um die Fließgeschwindigkeit zu senken.

Pilotprojekt: Dem Wasser mehr Raum zum Fließen geben

Die Planungen seien jetzt im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung an zwei Büros vergeben worden. „Vorher mussten wir erst einmal für die kleinen Gewässer Basisinformationen beschaffen. Wir mussten zum Beispiel ermitteln, welche Neigung und welche Beschaffenheit die Böden in den Einzugsgebieten haben und welche Vegetation vorhanden ist“, führte Link aus.

Ein Bagger arbeitet im Wald.

Im Wald oberhalb von Nierfeld wird am Tränkelbach gearbeitet. Dort werden Bereiche geschaffen, wo Regenwasser zwischengespeichert werden kann.

Jeweils 14 Maßnahmen seien im Rahmen eines Pilotprojekts am Dehlen- und am Tränkelbach durchgeführt worden. „Gut 150.000 Euro haben die beiden Projekte gekostet“, so der Sachgebietsleiter. An einigen Stellen habe man Ausspülungen nicht beseitigt, um dem Wasser mehr Raum zu geben. Außerdem seien Querriegel aus dicken Steinen angelegt worden, um Sedimente abzufangen.

Bei der Realisierung der Vorhaben sei deutlich geworden, wie wichtig es sei, dass die Arbeiten von Fachbüros geplant würden und dass mehr auf die Zuwegungen geachtet werden müsse: „Wir müssen die Gewässer gut erreichen können, wenn wir daran arbeiten müssen.“ Deshalb müssten die Wege in einem ordentlichen Zustand sein.

Viele kleine Bäche hatte vor der Flut niemand auf dem Schirm, weil sie oft trockenfallen.
Ingo Pfennings, Bürgermeister der Stadt Schleiden

„Viele kleine Bäche hatte vor der Flut niemand auf dem Schirm, weil sie oft trockenfallen“, sagte Bürgermeister Ingo Pfennings. Wenn alles normal verläuft, soll im März 2025 mit den Arbeiten begonnen werden.„Es gibt kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen“, betonte Link. „Dort, wo die Gefahr besteht, dass der nächste Starkregen Schäden anrichtet, werden wir anfangen.“ Die schlimmsten Stellen in den Ortschaften seien aber bereits kurz nach der Flutkatastrophe saniert worden.

Viele Verrohrungen an Schleidener Bächen müssen vergrößert werden

Beschädigte Uferbereiche werden zum Teil mit großen Findlingen befestigt. Zusätzlich werden an den Bächen in Absprache mit dem Naturschutz kleine Tümpel geschaffen, in denen Regenwasser bei Starkregen zwischengespeichert werden kann. Ziel aller Bemühungen ist es, dass Niederschlagswasser erst mit Verzögerung an Urft und Olef abgegeben werden.

Große Steine liegen am Wegesrand.

Mit großen Steinen werden die Ufer befestigt und Kaskaden für einen langsamen Abfluss geschaffen.

An mehreren Stellen müssen auch Verrohrungen unter Straßen und Gebäuden vergrößert oder zusätzliche Rohre verlegt werden. „Die Rohre, die vor dem Zweiten Weltkrieg verlegt wurden, sind oft gut bemessen. In späterer Zeit wurden die Rohre dagegen häufiger zu klein dimensioniert und schlecht verlegt“, berichtete Link. Dort habe es dann bei der Flut auch die größten Schäden gegeben.

Bürgerhaus in Oberhausen muss abgerissen werden

„Ein Beispiel ist der Rinkenbach, der in Oberhausen bei der Flut am Ende durch den Kindergarten im Bürgerhaus geflossen ist, weil die Verrohrung ausgewaschen und beschädigt wurde“, erzählte Pfennings. Um das Problem in den Griff zu kriegen, müsse das Bürgerhaus abgerissen werden. Anschließend soll dann entweder die Verrohrung aufgeweitet oder ein zweites Rohr verlegt werden. Das müsse noch geprüft werden.

„Vor den Rohren wurden spezielle Rechen eingebaut, die verhindern sollen, dass es zu Verstopfungen kommt. Sie werden in wöchentlichen bis monatlichen Intervallen und vor jedem Starkregenereignis kontrolliert“, berichtete Link.

Zusätzlich werden auch einige Wehranlagen in den Flussläufen verschwinden. „Die Anlagen in Olef und Mauel sind schon vor einigen Jahren zurückgebaut worden. Nun sind die in Olef und an der evangelischen Kirche in Gemünd an der Reihe“, sagte Link. Lediglich die Wehre am Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden und hinter der alten Schule in Gemünd bleiben erhalten.