Malakoff-KomplexGigantisches Museum für Opel-Oldtimer kommt nach Schleiden
- Die Familie Degener hat das gewaltige Malakoff-Gelände in Schleiden gekauft.
- Der Eigentümer eines Opel-Autohauses will auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal ein Museum für Oldtimer schaffen.
- Doch das Gebiet umfasst noch mehr Gelände, selbst ein Themenpark für Autos ist denkbar. Eine kühne Vision vorgestellt.
Schleiden-Vogelsang. – Brot und Salz sind nach altem Brauch die Geschenke zum neuen Heim. Doch als Martin Degener von Thomas Fischer-Reinbach die Malakoff-Schlüssel erhielt, hätte es eher einer Wagenladung Brot und mehrerer Säcke Salz bedurft, um den rund 12.000 Quadratmetern Fläche gerecht zu werden. Die stehen der Familie Degener demnächst für ihr Opel-Museum zur Verfügung.
Gewaltige Aufgabe
Was für eine Aufgabe auf sie zukommt, wird bei einem Rundgang durch die Räume und über das Gelände deutlich. Denn auch 3,3 Hektar Grundfläche gehören zum Komplex. Rund zwei Stunden dauert alleine eine oberflächliche Besichtigung der Räume. Gekauft hat die Familie den Bereich Malakoff-Ost. Von der B266 kommend sind das die auf der rechten Seite vor und hinter dem markanten Tor, das die Besucher in Vogelsang empfängt, liegenden Bereiche. Nicht dazu gehört auf der linken Seite Malakoff-West, in dem einst das Gefängnis untergebracht war.
An Ideen, wie die Anlage genutzt werden kann, mangelt es Martin Degener nicht. „Wir hatten das Problem, dass wir für unsere Oldtimersammlung einen Ort gesucht haben, wo schon Besucherströme sind“, sagt er. Seit rund 40 Jahren hat er mit seinem Bruder Josef die Sammlung aufgebaut, zu der vor allem Opel-Modelle der 1940er und 50er Jahre gehören. Aktuell seien es zwischen 200 und 250 Autos, die in mehreren Lagerhallen in Vreden aufbewahrt werden.
Eigentümer betreibt Opel-Autohaus
An jedem Wochenende führte Martin Degener, der ein Opel-Autohaus betreibt, Besucher durch die Sammlung. „Das wurde mir zu viel“, gesteht er. Mit seinem Bruder, Sohn Moritz und Tochter Francis Kirschner geht er nun das Unternehmen an, Malakoff in einen Anlaufpunkt auch für Oldtimer-Liebhaber zu verwandeln. Eine finanzielle Deckung durch Eintrittsgelder sei Zukunftsmusik. „Hier gibt es viele Wanderer. Aber ob die in unser Museum kommen, ist nicht zu sagen“, erläutert er.
Wie viel die Familie für den Komplex bezahlt hat, ist unbekannt. Nur soviel sagt Fischer-Reinbach: „Das war eher symbolisch und kein Marktpreis.“ Der sei allerdings angesichts der notwendigen Investitionen auch nicht möglich gewesen. „So baut heute kein Mensch mehr“, macht er angesichts des mehr als 100 Meter langen Gebäudes deutlich: Es verfüge im Vergleich zur nutzbaren Fläche über sehr viel Außenhaut.
Erster Kontakt im Oktober 2018
Im Oktober 2018 habe es die ersten Kontakte gegeben, so Fischer-Reinbach. Im März sei das Kaufangebot eingegangen, der endgültige Vertrag im Juni unterzeichnet worden. Eine sechsstellige Summe, so Degener, soll nun investiert werden. Das Kellergeschoss unter dem Fahrzeughof, wo der belgische Lebensmittelmarkt war, ist undicht, von der Decke rinnt Wasser. „In der Mitte des Fahrzeughofs war 1936 eine Tankstelle, da ist vermutlich der Boden kontaminiert“, so Degener.
Deshalb soll dort, wo der Boden ohnehin ausgetauscht werden muss, ein Zugang zum Untergeschoss geschaffen werden. Das aber muss noch vom Amt für Denkmalschutz abgesegnet werden. „Die Zusammenarbeit ist sehr konstruktiv. Die stehen hinter dem Projekt“, sagt Degener. Eine Einschätzung der Denkmalschutz-Behörden zu dem Projekt war jedoch bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht zu erhalten.
Themenpark für Autos angedacht
Viel von dem, was heute zu sehen ist, soll erhalten werden. „Das wird kein Hochglanzmuseum“, so Degener. In dem Trakt, wo Schule und Hospital waren, solle die Innenaufteilung weitgehend beibehalten werden, die Fußböden nicht verändert werden. Für das Außengelände sei ein Themenpark zum Auto möglich, so erste Gedanken. Wie die Kapelle genutzt werden könnte, ist dagegen noch nicht geklärt.
Vor allem solle in dem Museum die Leidenschaft für das Auto gewecken und dargestellt werden, wie alte Autos restauriert werden, so Degener. Zum Beispiel sollten fünf Opel Kapitän aus den 1960er Jahren in verschiedenen Erhaltungszuständen den Weg von der schrottreifen Rostlaube bis zum schicken Oldtimer dokumentieren.
Bereits im September sollen die ersten Autos kommen. „Jedes Mal, wenn ich nach Vogelsang fahre, nehme ich zwei Autos mit“, sagt Degener verschmitzt. In zwei Jahren, so die Planung, wird das Opel-Museum seine Tore öffnen.
Hintergrund: Der Makaloff-Komplex
Ab 1936 wurde die Pforten- und Eingangsanlage gebaut. Rund 140 Meter lang ist der Gebäuderiegel mit den zwei Türmen und dem Fahrzeughof. Ursprünglich waren im Erdgeschoss Laubengänge vorhanden, die auf der Ostseite von den Belgiern nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zugebaut wurden.
Zu belgischen Zeiten befanden sich im Malakoff-Komplex nicht nur die Wache und die Militärpolizei, sondern auch das Krankenhaus und im Untergeschoss ein Kindergarten. Unter dem Fahrzeughof war das „Magasin“, in dem die belgischen Soldaten einkaufen konnten.
Über viele Jahre stand Malakoff ganz oben auf der Liste der Gebäude in Vogelsang, die kurz vor der Vermarktung standen. Umweltminister Eckard Uhlenberg hatte in der Landesregierung von Jürgen Rüttgers den Plan, die Nationalparkverwaltung aus ihren beengten Verhältnissen in Gemünd in die Anlage umzusiedeln. Dagegen regte sich allerdings der Widerstand der Nationalparkverwaltung, die den Standort als nicht geeignet ansah.
Eine Kehrtwende vollzog Uhlenbergs Nachfolger Johannes Remmel, der 2010 ins Amt kam. 2013 gab er bekannt, dass die Nationalparkverwaltung, die zum damaligen Zeitpunkt 80 Mitarbeiter hatte, nicht in die Bestandsgebäude Malakoff-Ost mit dem Betriebshof ziehen würde, sondern stattdessen ein Neubau in Vogelsang errichtet werde. 4,7 Millionen Euro wurden dafür veranschlagt.
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Ausschlaggebend dafür sei eine Wirtschaftlichkeitsrechnung gewesen, teilte damals das Ministerium mit. Eine Variantenuntersuchung hätte ergeben, dass der Aufwand für eine Umsiedlung der Nationalparkverwaltung in den Malakoff-Komplex rund 8,7 bis 9,1 Millionen Euro gekostet hätte. Im Dezember 2013 allerdings erklärte die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken das Gelände in Vogelsang zum Flächendenkmal, was die Planung von Neubauten einschränkte.
Die Nationalparkverwaltung in Gemünd hat jüngst zusätzliche rund 300 Quadratmeter Fläche in einem Gebäude erhalten, das aus Containern in Holzbauweise errichtet wurde. Der Umzug nach Vogelsang steht weiterhin im Raum. Jedoch sagte Peter Joerißen, Leiter des Fachgebiets Zentrale Dienste der Nationalparkverwaltung, bei der Einweihung des neuen Hauses im Mai, dass dieser sich noch etwa fünf Jahre hinziehen dürfte.